Arbeitskämpfe an der Gilde-Brauerei Hannover

Das auch in Deutschland Bosse immer aggressiver gegen die Selbstorganisation von Arbeitern vorgehen, ist nichts neues. Immer häufiger glauben die Kapitalisten, dass sie damit durchkommen, auch die kleinsten „sozialpartnerschaftlichen“ Zugeständnisse kassieren zu können, in dem sie die Arbeit von Gewerkschaften und Betriebsräten sabotieren. In einer Umfrage von 2017 unter hauptamtlichen Gewerkschaften von IG Metall, IG BCE und NGG konnten die 159 Befragten 221 Betriebe nennen, in denen gegen Betriebsräte vorgegangen wurde, in dem etwa Kandidaten eingeschüchtert wurde, es Kündigungsversuche gegen Kandidaten oder Wahlvorstände gab oder die Bosse versucht haben, eigene Listen mit ihnen wohlgesonnenen Kollaborateuren aufzustellen.

Ein besonders krasser Fall der letzten Jahre war zum Beispiel in der Gilde Brauerei Hannover zu sehen. Das Unternehmen, dass seit 2003 wie auch die Brauerei Beck in Bremen oder Diebels zum weltgrößten Getränkegruppe AB InBev gehörte, wurde im Zuge der Konsolidierung und des teilweisen Rückzugs aus dem deutschen Markt durch den Konzern an die Konzernholding TCB Beteiligungsgesellschaft auf Frankfurt an der Oder verkauft.

Welches Geschäftsmodell dieses Heuschreckenunternehmen hat, konnte es schon bei den in den 15 Jahren davor bei den ebenfalls aufgekauften Brauereien in Dresden und Frankfurt a. d. Oder zeigen. Konsequent werden werden Tarifverträge unterbunden und Löhne gedrückt, um so vor allem Auftragsproduktion, etwa für die Eigenmarken der großen Supermarktketten, zu Schleuderpreisen anbieten zu können und die Konkurrenz auf Kosten der Beschäftigten auszustechen.

Eben dieses Modell war auch die Blaupause für die Übernahme des ältesten Unternehmens in Hannover. Bedingung für die Übernahme war, dass die zuständige Gewerkschaft NGG zulässt, dass im Gegenzug für einen Verzicht auf Kündigungen zulässt, dass das Unternehmen aus dem Tarifvertrag aussteigt. Zwar haben Altbeschäftigte weiterhin Ansprüche auf die in ihren Verträgen festgeschriebene Entlohnung, neu eingestellte Kollegen sollen allerdings rund 15.000 Euro weniger pro Jahr für die gleiche Arbeit erhalten. Dieser Schritt war so einschneidend, dass sogar die anderen tarifgebunden Brauereien in Niedersachsen die NGG kritisiert haben, dass sie den Ausstieg aus dem Tarifvertrag kampflos hingenommen haben. Die Arbeitsplätze, die so „gerettet“ wurden, fielen einfach an anderer Stelle, etwa der Wittinger Brauerei, weg, die aufgrund der entgangenen Aufträge, die das neue Management der Gilde mit ihren Dumpingpreisen ergattern konnte, eine ganze Schicht entlassen haben.

Der Paukenschlag kam allerdings Ende 2019, als die TCB Beteiligungsgesellschaft ankündigte, das Unternehmen in vier Einzelunternehmen zu zerschlagen. Über Nacht wurden in den Umkleiden Trennwände hochgezogen, und Mitgliedern des Gesamtbetriebsrates erhielten Hausverbot für die Betriebsteile, die jetzt einem anderen Unternehmen zugeteilt waren. Ziel war offensichtlich, den Betriebsrat handlungsunfähig zu machen und die Bestrebungen der Arbeiter, jetzt doch einen Tarifvertrag zu erstreiten, zu unterbinden.

Seitdem tobt der Konflikt offen. Auf Streiks folgen Aussperrungen, ein gutes dutzend Gerichtsverfahren wurden von der NGG geführt oder sind noch offen, und zwei der Pseudo-Unternehmen haben mittlerweile Insolvenz angemeldet, ein billiger Trick um kämpferische Kolleginnen und Kollegen, und wahrscheinlich auch um die teureren Altverträge loszuwerden.

Der Kampf in der Gildebrauer ist eine Warnung für die Zukunft an alle, die glauben, dass ein Kompromiss mit den Kapitalisten auch nur das Papier wert ist auf dem es geschrieben steht. Die Krise wird den Druck auf die erkämpften Arbeiterrechte erhöhen, und die TCB ist nicht die einzige Heuschrecke, die nur auf ihre Gelegenheit wartet, um ihre Profite auf unserem Rücken auszubauen. Wir brauchen kämpferische, sozialistische Gewerkschaften, die sich nicht von den Bossen hinters Licht führen lassen, sondern mit einem klaren Programm die Interessen der Arbeiter erkämpfen!

 

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