Kommentar zur folgenden Veröffentlichung: Dieser Artikel von Pedro Luis Angosto erschien am 26. Februar in der spanischen Zeitung nuevatribuna (1) und wurde von den Genossen unserer Schwesterorganisation Izquierda Revolucionaria im spanischen Staat gespiegelt.

Wir stimmen zu, dass die Berichterstattung über den Coronavirus genutzt wird, um von anderen politischen und sozialen Entwicklungen abzulenken und sie zu legitimieren – die Einschneidung unserer Grundrechte, Steuerumverteilungsprogramme (genannt Rettungspakete) an Banken und Konzerne und soziale Kürzungen (Ausweitung der Zeitarbeit,...). Gerade in der jetzigen Krisenzeit ist nichts gefährlicher, als unter Linken Denkverbote oder Sprechverbote für diejenigen zu verteilen, die die offizielle mediale und politische Darstellung bezweifeln.

Gleichzeitig fordern wir im Angesicht von Corona selbstverständlich massive Ausfinanzierungsprogramme des Gesundheitssektors und die Aussetzung nicht versorgungsrelevanter Wirtschaftsbereiche – denn solange die genauen Folgen des Virus unbekannt und für die Schwächsten unserer Gesellschaft dieser Virus (wie so viele andere) durchaus eine Bedrohung darstellt, fordern wir den größtmöglichen Schutz für diese Bevölkerungsgruppen.

Für uns bedeutet das: Schluss mit dem Status Quo der Privatisierungs- und Kürzungspolitik! Für ein staatliches Gesundheitswesen und kostenlosem Zugang für alle! Aussetzung von Mietzahlungen, Zwangsräumungen und Wohnungskündigungen, Strom- und Telekommunikationszahlungen für alle akut Bedürftigen! Großbanken und –konzerne verstaatlichen und unter demokratische Kontrolle der arbeitenden Bevölkerung!

Im vergangenen Jahr wurden in Spanien 277.000 Krebsfälle registriert. Die Hälfte der Patienten wird in weniger als fünf Jahren sterben und für den Rest ihres Lebens unter unsäglichen Strapazen durch das Kommen und Gehen ins Krankenhaus, durch Chemo- und Strahlentherapie, an Schmerzen und unbeschreiblicher Angst leiden. In einer fortgeschrittenen und zivilisierten Gesellschaft sollte die Forschung zur Heilung oder Linderung von Krebs, Herzkrankheiten und degenerativen Krankheiten einen vorrangigen Platz einnehmen und alle möglichen wirtschaftlichen Mittel sollten dafür eingesetzt werden. Auch sollte die Weltgesundheitsorganisation in einer zivilisierten und gerechten Welt die extrem hohen Preise für die Behandlung dieser Krankheiten, die die staatlichen Gesundheitssysteme ruinieren, anprangern und die Freiheit aller Länder einräumen, jede Art von Medizin welche zur Verbesserung der Lebensqualität der Kranken beiträgt selbst herzustellen. Auch müssen die mafiösen Strukturen und die Monopolstrukturen großer Pharmakonzerne, die die Profite durch Behandlungsmittel unter sich aufteilen, zutiefst verurteilt werden. Aber sie schaut einfach weg und die Heilung der Krankheiten, die so vielen Menschen so viel Schmerz bereiten, wird so lange aufgeschoben, wie die Monopol-Mafia es will.

Im vergangenen Jahr starben in Spanien fast 700 Menschen bei Arbeitsunfällen, mehrere Tausende wurden bei ihrer Arbeit schwer verletzt oder krank. Die Ursachen liegen auf der Hand: prekäre Arbeitsbedingungen, endlos viele Arbeitsstunden, Akkordarbeit, fehlende Sicherheitsmaßnahmen und Ausbeutung. Kein Staat und keine internationale Organisation warnt vor der steten Verschlechterung der Arbeitsbedingungen, und auch die Opfer, welche man mit geringen Unkosten vor ihren Verletzungen hätte bewahren können, machen ihr Schicksaal nicht öffentlich.

Im Jahr 2019 starben 6000 Spanier an der Grippe, einer Krankheit so häufig wie die Masern, an der jedes Jahr Tausende Menschen in Afrika sterben, ohne dass die WHO an ihre Mitgliedstaaten appelliert , um notwendigen Impfstoffe - im Wert von ein paar Kröten - bereitzustellen, um diesen stillen Völkermord zu verhindern. Letztendlich sind die meisten von ihnen ja schwarz.

2018 starben in Spanien mehr als 40.000 Menschen an den Folgen von Umweltverschmutzung, die Todesfälle von 800.000 Menschen in der Europäischen Union und fast neun Millionen weltweit können direkt auf diese Ursache zurück geführt werden, hinzu kommen die Abermillionen Menschen, die an chronischen Krankheiten leiden, die ihre Lebensqualität drastisch einschränken.

Im Jahr 2017 starben mehr als sechs Millionen Kinder auf der Welt an verdammtem Hunger, während in den westlichen Ländern tonnenweise Lebensmittel weggeworfen werden. Im selben Jahr mussten mehr als zwei Milliarden Menschen über 15 Stunden täglich für einen Tageslohn von unter 10 Euro arbeiten. Keine Nachrichtensendung, keine Zeitung, kein Radiosender berichtet seit Tagen ununterbrochen über diese Tragödie, die täglich die Hälfte der Menschheit plagt und uns alle in unerträgliche Lebensbedingungen drängt.

Vor einigen Wochen tauchte in einer Region in China ein Virus auf, das eine Lungenentzündung verursacht und eine Sterblichkeitsrate von weniger als einem Prozent aufweist. Die Weltmedien, begleitet von den sozialen Netzwerken der globalen Lüge, entschieden, dass dies das schrecklichste Problem ist, das die Welt seit der Beulenpest im 14. Jahrhundert, die die Bevölkerung Europas um fast ein Drittel dezimierte, heimsucht. Es gibt keine Nachrichtensendung, keinen Zeitungsleitartikel und kein soziales Netzwerk, das sich nicht hauptsächlich und immer wieder um das Thema Coronavirus dreht , als gäbe es nicht schon genug bereits bekannten Krankheiten, an denen viele Menschen nach langer Zeit der Erkrankung wirklich sterben. Ich weiß nicht, wie dieses neue Virus entstanden ist, und wenn es neu ist, fehlen mir auch die wissenschaftlichen Kenntnisse darüber, ich weiß nur, was die Spezialisten sagen, und zwar, dass es kaum tödlich ist und keine nennenswerten Nachwirkungen hat. Obwohl sie das wissen, sorgen die Nachrichten weltweit weiterhin für Beunruhigung. Warum?

Ich glaube nicht, dass was in der Welt geschieht, zufällig ist und auch nicht, dass die Nachrichten die Zahl der Todesopfer sinnloser Kriege, welche jedes Jahr das Leben armer Leute zerstören, ohne Hintergedanken ignorieren. Wir leben in einer Zeit des Wandels, die hegemoniale Vormachtstellung der USA bekommt zum ersten Mal seit dem Ende des Kalten Krieges einen ernsthaften Konkurrenten, und zwar China. Dieser Konkurrent welcher seit den 1980er Jahren von den Westmächten wegen seiner riesigen Bevölkerung, seiner Armut und der sehr niedrigen Löhne seiner Arbeiter finanziert wird. Seitdem sind Vierzig Jahre vergangen, und was damals wie eine großartige Entscheidung schien, die Wohlfahrtsstaaten abzuschaffen, die Kosten zu senken und den Wohlstand exponentiell zu erhöhen, hat nun eine andere Wendung genommen, jetzt, wo diese arme Macht fast 18% von allem produziert, was in der Welt hergestellt wird, ist sie in der Lage, einen großen Sprung zu machen, welche sie zur führenden Weltmacht machen kann, dies ist unvermeidlich egal was Trump und seine Freunde auch tun. China hat das Kapital, die Technologie und die notwendigen Arbeitskräfte.

Der Ausfall des Internationalen Kongress für mobile Kommunikation in Barcelona ist nicht auf das Coronavirus zurückzuführen, sondern auf eine Ausstellung, die die großen chinesischen Technologieunternehmen über ihre Fortschritte im Bereich 5G machen sollten. Es geht darum, die Chinesen daran zu hindern, zu demonstrieren, dass es Bereiche gibt, in denen sie den Vereinigten Staaten und natürlich auch Europa bereits weit voraus sind. Es gibt keine andere Erklärung und keinen anderen Grund. Mit der Absage des Kongresses in Barcelona und der apokalyptischen Berichterstattung über die Folgen der Ausbreitung des Coronavirus wurde ein weiterer Schritt in die Richtung des neuen Kalten Krieg getan, den Donald Trump ausgeklügelt hat. Um China klar zu machen, dass im Krieg alles erlaubt ist und dass ihr Aufstieg an die Spitze sie Blut, Schweiß und Tränen kosten wird.

Das Coronavirus ist eine Krankheit, die keine alarmierenden Daten liefert, weil sie sich nicht mit der gleichen Geschwindigkeit ausbreitet wie die großen Epidemien zuvor und weil die Sterblichkeitsrate auch nicht mit denen anderer Krankheiten wie der „Spanischen Grippe“ vergleichbar ist. Trotzdem wird durch eine mittelalterlich anmutende Sprache versucht, weltweit Panik zu erzeugen, und deshalb werden wir jeden Tag über neue Fälle, in Italien, Kroatien, Malaysia oder Torrelodone informiert. Es geht darum, die Angst weltweit aus rein politischem und wirtschaftlichem Interesse an zu fechten, und noch nie zuvor gab es so viele Wege, um Lügen als absolute Wahrheiten in den Diensten der Bastardinteressen durchzusetzen. Das Coronavirus ist nicht das Ende der Welt, es ist eine normale Krankheit, wie so viele andere und mit geringer Sterblichkeit, aber die manipulierte Berichterstattung könnte uns in eine Krise mit verheerenden Folgen führen.

 

 

 1) Link zum Originaltext: nuevatribuna.es/opinion/pedro-luis-angosto/coronavirus-sociedad-mentira-global/20200226141141171510.html

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