Aktuell finden die Tarifverhandlungen im Sozial- und Erziehungsdienst statt. Dabei geht es vor allem um die finanzielle Aufwertung und eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen der 900.000 Kolleginnen und Kollegen, deren Arbeitsbedingungen sich direkt oder indirekt am TVöD-SuE orientieren.
Einbrechen der Reallöhne
Derzeit liegt die Inflation bei 7,3% der höchste Stand seit 1981. Bei Lebensmitteln und Energiekosten liegt sie sogar darüber. Für die Kolleginnen und Kollegen, die dieses Jahr eine Lohnerhöhung von 1,8% erhalten, bedeutet dies einen deutlichen Reallohnverlust.
ver.di fordert eine höhere Eingruppierung von Erziehern im TVöD von S8a auf S8b. Doch die Arbeitgeberseite bedankt sich nun für die herausfordernde und harte Arbeit nicht erst seit Pandemiebeginn indem sie durch die Bank alle zentralen Forderungen von ver.di in der Tarifrunde abschmettert.
Arbeitsbedingungen
Auch die Arbeitsbedingungen sind miserabel: Der Krankenstand der Kolleginnen und Kollegen liegt mit über 18 Arbeitstagen im Jahr deutlich über dem Durchschnitt; in 30% der Einrichtungen liegt aufgrund der massiven Überbelegung die Spitzenlautstärke bei über 85 Dezibel – nah an einer Kreissäge oder anderen Maschinen, nur ohne Gehörschutz. Trotzdem hat die ver.di-Führung auf eine bezifferte Forderung zu einem tariflichen Personalschlüssel verzichtet, was schon vor der Auseinandersetzung zur Schwächung geführt hat. Eine solche Forderung zielt direkt ins Herz der Probleme der Kolleginnen und Kollegen, und hätte entscheidende mobilisierende Wirkung gehabt.
Um die Forderung zu umgehen, fordert ver.di mehr Zeit für „mittelbare Pädagogik“ – Vorbereitungszeiten von 5 Stunden die Woche. Die Forderung ist wichtig, und muss in einem entschlossenen Kampf voll durchgesetzt werden!
Streikstrategie
Die Arbeitsbedingungen in den Kindertagesstätten sind miserabel – Wir können uns keine Verschlechterung mehr leisten! Auf den Hohn der Arbeitgeber kann nur durch die Ausrufung von unbefristeten bundesweiten Streiks reagiert werden.
Bisher ist die ver.di-Führung sehr zögerlich: Sie wollen eine zweite Streikwelle wie 2015 verhindern und lamentieren über den „geringen Organisationsgrad“. Doch in einigen Regionen wurde bisher erst ein einziger Warnstreiktag ausgerufen, der alle Kolleginnen und Kollegen erfasst hat! Eines muss klar gesagt werden: Wenn der Streik in einer Niederlage endet, sind nicht die Kollegen, sondern die Gewerkschaftsspitze dafür verantwortlich!
Dieses Vorgehen ermutigt die Arbeitgeber! Wenn die minimalen Forderungen nicht durchgesetzt werden, werden die Arbeitgeber die bereits eingeschlagene Abwärtsspirale fortführen. Wir brauchen dringend demokratische Strukturen wie eine Streikdelegiertenkonferenz, um die Strategie der ver.di im Tarifkampf zu diskutieren und eine Offensive im Streik auszurufen!
Wir brauchen kämpferische Gewerkschaften!
Die Gewerkschaftsspitze zeigt in diesem Tarifkonflikt, wie bereits in den letzten Tarifkonflikten bspw. beim Tarifvertag der Länder oder aktuell bei den Druckern, den kompletten Unwillen in einer militanten gewerkschaftlichen Offensive echte Verbesserungen zu erkämpfen.
Wenn die defensive Strategie der Gewerkschaftsführung nicht überwunden wird, besteht die Gefahr, dass wieder ein desaströses Ergebnis durch Arbeitgeber und Gewerkschaftsspitze vorgelegt wird, mit marginalen Zugeständnissen an die Forderungen und einer langen Laufzeit, die Kolleginnen zur Friedenspflicht verdammt. Damit wäre der soziale Frieden wieder hergestellt - und die Lohnverluste besiegelt!
NEIN zu einer voreiligen Einigung in den SuE-Tarifverhandlungen! Streikdelegiertenkonferenz ausrufen!
Schluss mit Co-Management und sozialem Frieden!
Für eine militante Offensive in der Tarifrunde, demokratische und kämpferische Gewerkschaften!