Interview mit einem Kollegen von Airbus Hamburg über die aktuelle Situation im Betrieb während der Coronapandemie
Du bist berufstätig in Hamburg und bei der IG Metall und der Initiative ZeroCovid aktiv. Als was genau arbeitest du?
Ich arbeite als Mechaniker bei Airbus.
Im März gab es ja erneut einen Corona-Ausbruch im Werk, das zweite Mal alleine in diesem Jahr. Wie war die Situation für dich und deine Kollegen?
Einige Kollegen mussten schneller arbeiten, da teilweise komplette Schichten gefehlt haben. Es wurde zwar der Takt gestreckt, aber teilweise war das nicht ganz ausreichend. Es fühlt sich unsicher an, da Airbus nicht stark in meiner Abteilung darauf achtet, dass alle sich an die Corona-Eindämmungsmaßnahmen halten.
Nach dem zweiten Ausbruch hat Airbus Testangebote auf freiwilliger Basis eingerichtet welche erst 3x jetzt 2x die Woche stattfinden sollen.
Was ist seitdem passiert? Wie geht die Geschäftsführung mit dem Infektionsrisiko um?
Airbus stellt FFP2-Masken und Tests zur Verfügung. Das ist schon mal ein Schritt in die richtige Richtung. Das Problem ist nur, dass zusätzliche Maßnahmen die Arbeit deutlich erschweren, wir aber nicht immer mehr Zeit für die Arbeit bekommen, was mehr Stress bedeutet.
Was müsste deiner Meinung nach passieren, damit du und deine Kollegen tatsächlich vor einer Ansteckung geschützt seid?
Damit die Kolleginnen und Kollegen und ich vor der Ansteckung geschützt sind, müsste natürlich das ganze Arbeitsumfeld in Europa konsequent wie unser Privatleben (welches ja schon brach liegt) runtergefahren werden.
In Hamburg gibt es ja nun seit einigen Wochen eine Ausgangssperre, die aber nur die Freizeit betrifft. Gleichzeitig läuft die Arbeit an vielen Arbeitsplätzen, wie auch bei Airbus, weiter. Welche Rolle glaubst du spielen solche Betriebe bei der Verbreitung des Virus?
Das Problem ist, dass die Verbreitung des Virus nicht von der Uhrzeit oder ähnlichem abhängt. Sie findet Nachts, Tags, bei guten und bei schlechtem Wetter statt. Das Problem ist, wir stecken uns vorwiegend in Räumen an. Und gearbeitet wird nun mal oft drinnen.
Die Pandemie trifft die Kollegen bei Airbus in einer schwierigen Situation. So besteht ja schon länger der Plan, in Europa 15.000 Arbeitsplätze abzubauen, 2.500 alleine in Hamburg. Sind bereits Kollegen hier in Hamburg von diesen Stellenstreichungen betroffen?
Viele Kolleginnen und Kollegen aus der Leiharbeit wurden schon rausgeschmissen. Die viele von ihnen sind seit fast einem Jahr auf Kurzarbeit zuhause. Viele Kollegen haben aber auch das Angebot einer Abfindung angenommen und haben das Unternehmen verlassen um sich woanders ein Leben aufzubauen. Der aktuelle Stand ist, dass in Hamburg nun keine Leute mehr gegen müssen.
Was denkst du müsste die IG Metall machen, um die Arbeitsplätze zu verteidigen und die Beschäftigten vor dem Virus zu schützen?
Wenn das System weiterhin so läuft wie es läuft, wird die IG Metall keine Arbeitsplätze sichern können, da der Profit immer den Ton angeben wird und die IG Metall immer auf sozialpartnerschaftliche Lösungen hinarbeiten wird. Wenn also Arbeitsplätze gesichert und die Eindämmung des Virus konsequent erfolgen soll, muss das erstreitet werden. Denn das geht nur auf Kosten des Profites.
Das Interview führten Juri Zinn und Fyn Hansow.