Auch Fast 24 Stunden nach dem Stromausfall, der den spanischen Staat und andere Länder ohne Elektrizität und Telekommunikation ließ, war die Situation immer noch weit vom Normalzustand entfernt. Pendlerzüge die nicht fahren, U-Bahnen mit Verspätung und kilometerlange Staus sind nur einige der Folgen des Stromausfalls, die immer noch zu spüren sind.

Die Bewertung der Schäden steht noch aus, aber die ernste Situation, die in zahlreichen Krankenhäusern herrschte, die Tatsache, dass Hunderte von Menschen in Bahnhöfen schlafen mussten, oder die Probleme von Menschen, die auf einen Stromanschluss angewiesen sind, um lebenswichtige medizinische Geräte am Laufen zu halten, zeigen uns die enorme Anfälligkeit unseres täglichen Lebens, was die Erzeugung, Verteilung und Versorgung mit Strom betrifft.

Die offiziellen Erklärungen zu den Ursachen des Stromausfalls sind sehr dürftig: Sie beziehen sich alle auf eine Spannungsschwankung und behaupten, das System sei gut wiederhergestellt worden. Was sie jedoch nicht sagen und was die Verantwortlichen von Red Eléctrica und die Regierung bewusst verschweigen, ist, dass etwas so Lebenswichtiges wie die Stromversorgung in den Händen eines Oligopols liegt, das, wie im kapitalistischen System natürlich ist, versucht, seine wirtschaftlichen Vorteile zu maximieren.

Sowohl die Stromerzeugung – Endesa, Iberdrola und Naturgy – als auch die Verteilung – verwaltet von der Corporación Redeia, Eigentümerin der Red Eléctrica de España und der Verteilungsnetze in mehreren südamerikanischen Ländern – befinden sich in den Händen einer Handvoll großer Investoren und Fonds, darunter Blackrock, Norges Bank, Vanguard, die Qatar Investment Authority und Pontegadea; die Gesellschaft, die das Vermögen des großen spanischen Kapitalisten Amancio Ortega verwaltet.

Das letzte, was diese Großmagnaten interessiert, ist die Gewährleistung von Sicherheit und Stabilität der Stromversorgung. Seit vielen Jahren sind sowohl in Spanien als auch in vielen anderen Ländern der Welt die Verschlechterung der Stromnetze, die Brände in Umspannwerken aufgrund mangelnder Wartung und sogar die völlige Stilllegung von Anlagen zu beobachten, wenn die Rentabilität der Stromerzeugung und des Stromverkaufs nicht das gewünschte Niveau erreicht.

Alle offiziellen Quellen sprechen heute von einer völlig „unvorhersehbaren“ Situation. Schon im Februar 2023 wies jedoch eine auf dieses Thema spezialisierte Zeitschrift, das periódico de la energía, in einem Artikel [1] auf die Möglichkeit von Stromausfällen im Jahr 2025 hin. Auf jeden Fall geht es hier nicht um rein technische Probleme. Es geht um die wirtschaftliche Rentabilität und die immensen Gewinne des Energiesektors, die dadurch erzielt werden, dass die Arbeiterklasse mit exorbitanten Rechnungen ausgepresst wird.

Aus Rentabilitätsgründen beschließen Stromerzeugungsunternehmen beispielsweise regelmäßig, Kombikraftwerke abzuschalten, wenn die Gaspreise ihnen nicht die gewünschten Gewinne ermöglichen. Mit diesen Abschaltungen, deren Rückgängigmachung etwa 10 bis 12 Stunden dauert, schaffen diese Unternehmen ein Risiko für die Bevölkerung; wie es wahrscheinlich am 28. April geschehen ist.

Im Jahr 2024 erzielte Iberdrola einen Nettogewinn von 5,612 Milliarden Euro, 17 % mehr als im Vorjahr. Der Gewinn von Endesa lag in diesem Jahr bei 1,888 Milliarden, 154 % mehr als 2023. Und Naturgy, das schwächste der drei großen spanischen Stromunternehmen, machte „nur“ einen Gewinn von 1,901 Milliarden!

Dieser Stromausfall ist eine ernste Warnung. Wir können eine so wichtige Dienstleistung, von der das Leben von Millionen von Menschen abhängt, nicht in den Händen einer Gruppe von Kapitalisten lassen, die sich nur um ihren Profit kümmern. Die Ausplünderung wesentlicher öffentlicher Dienstleistungen ist ein Instrument der Kapitalakkumulation in dieser Phase der Dekadenz und Barbarei des Systems. Deshalb müssen wir die einzige Alternative verteidigen, die zum jetzigen Zeitpunkt eine inakzeptable Situation in unserem Interesse umkehren kann: die großen Monopole, die die Stromerzeugung und -verteilung kontrollieren, entschädigungslos zu enteignen, um ein staatliches Elektrizitätsunternehmen zu gründen, das unter der Kontrolle der Arbeiter und Beschäftigten eine stabile und erschwingliche Versorgung für die gesamte Bevölkerung gewährleisten soll.


Anmerkungen:

[1] Siehe: https://elperiodicodelaenergia.com/espana-en-riesgo-de-tener-apagones-en-2025-si-no-se-establecen-mecanismos-de-capacidad/.

 

Kontakt

Organisier Dich Sidebar neu jetzt

Bücher

Kommunistische Bücher Sidebar 4