Von Schichtenmodell bis Konsumboykott: Verwirrung über die Rolle der Arbeiterschaft

Nach der vorherrschenden Meinung in Talkshowrunden und Soziologieseminaren ist die Arbeiterklasse ein Relikt alter Zeiten, soziale Klassen seien nicht wirklich relevant für gesellschaftliche Konflikte und ohnehin seien jetzt alle, vom Hilfsarbeiter bis zu Friedrich Merz, irgendwie Teil der Mittelschicht. Aber um eine brauchbare politische Analyse der Konflikte und Krisen im kapitalistische System aufstellen zu können ist es wichtig zu verstehen, dass unsere Gesellschaft sich in zwei Klassen spaltet, der besitzenden Klasse, welche vom Besitz der Produktionsmittel (Fabriken und Ressourcen) lebt und der besitzlosen Klasse, welche nur ihre Arbeitskraft verkaufen kann um zu überleben, der Arbeiterklasse. Die Arbeiterklasse ist also keinesfalls tot, sondern ganz im Gegenteil, sie ist jetzt größer als je zuvor. Dabei macht die Arbeiterklasse nicht nur den größten Teil der Menschheit aus, sondern sie ist auch die treibende Kraft unserer Gesellschaft und produziert durch ihre Arbeit den gesellschaftlichen Reichtum.

Konsumenten- oder Arbeitermacht?

Auch wenn sich die heutigen großen politische Bewegungen wie Fridays for future augenscheinlich an Partikularinteressen wie beispielsweise Umweltthemen entwickeln sind die Probleme, welche sie auslösen, Probleme der kapitalistischen Produktionsweise und der einzige Weg sie zu lösen ist eben diese umzuwälzen. Doch es ist nicht im Interesse der herrschenden Klasse, das publik zu machen. Stattdessen soll uns klar gemacht werden, dass die einzige Macht, über die wir verfügen, die als Konsument in einem kapitalistischen System ist, und das wirkungsvollste, was wir machen können, auf ein Produkt zu verzichten oder einen Konzern zu boykottieren. Das gleiche Muster ist auch im Umgang mit der Coronapandemie sichtbar. Anstatt die strukturellen Probleme, die die Pandemie offenbart hat, die Folgen von Jahrzehnten neoliberaler Kürzungspolitik und der Privatisierung des öffentlichen Gesundheitswesens, zu bekämpfen, wird an das Individuum appelliert, sich in der Freizeit an Kontaktbeschränkungen zu halten, während im Betrieb diese Beschränkungen wegen Unterbesetzung nicht eingehalten werden können.

Klassenkampf statt Konsumboykott!

Die Wahrheit ist aber, dass unsere größte Macht nicht in unserem Verhalten als Konsumenten, sondern als Arbeiter in unseren Betrieben liegt, indem wir unsere Kollegen organisieren und Streiks planen und durchführen. Denn wenn die Produktion in den Fabriken und der öffentliche Nahverkehr still stehen und die Krankenhäuser und Kitas geschlossen sind, weil wir für bessere Bezahlung und Arbeitsbedingungen streiken, dann ist klar, bei wem die tatsächliche gesellschaftliche Macht liegt: bei der organisierten Arbeiterklasse. Dabei sind Marx‘ Worte aus dem Kommunistischen Manifest in der aktuellen Krise des Kapitalismus relevanter denn je: Die Proletarier dieser Welt haben nichts zu verlieren als ihre Ketten. Sie haben eine Welt zu gewinnen. Proletarier aller Länder, vereinigt euch!

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