Interview mit Antonio Muñoz, Metallarbeiter aus Cádiz und Kämpfer bei Izquierda Revolucionaria
Antonio Muñoz, ein Gewerkschafter mit einer langen kämpferischen Geschichte, arbeitet in der Wartungsabteilung der Navantia-Werften in San Fernando und steht derzeit an der Spitze des Metallerstreiks in Cádiz. Antonio gehört dem Zentralkomitee von Izquierda Revolucionaria an, war Gründer des Netzwerks linker Gewerkschafter, ist CGT-Vertreter in seinem Unternehmen und Mitglied des regionalen Ständigen Sekretariats der Gewerkschaft.
Izquierda Revolucionaria: Heute ist der vierte Tag des unbefristeten Streiks, der sechste, wenn wir die beiden Streiktage der letzten Woche mitzählen, wie beurteilst du die Entwicklung Ihres Kampfes bis heute?
Antonio Muñoz: Nun ich denke es muss gesagt werden, dass wir mit diesem Streik Geschichte schreiben. Seit dem Marineumbau in den 1980er Jahren, als Felipe González und die PSOE regierten, hat die Bucht von Cádiz etliche Schläge erlitten. Seit mehr als 35 Jahren sind hier Betriebsschließungen, wachsende Prekarität, der unerträgliche Anstieg der Arbeitslosigkeit und damit die Armut vieler Arbeiterfamilien Teil der Normalität. Mit diesem Streik haben wir gesagt: bis hierhin, und nicht weiter! Wir haben genug Rechte eingebüßt, uns wurden genug der Zugeständnisse wieder weggenommen, die wir in etlichen Kämpfen errungen hatten. Wir wollen menschenwürdige Arbeitsbedingungen, und wir wollen sie jetzt!
Und, versteht mich gut, es ist nicht so, dass vorher nicht gekämpft wurde. Hier wurden große Schlachten ausgetragen, um die Werften zu verteidigen oder die Schließung von Delphi und anderen Unternehmen zu vermeiden. Doch die damaligen Gewerkschaftsführer waren dieser Aufgabe nicht gewachsen. Rückschläge bei Rechten und Arbeitsbedingungen wurden in Kauf genommen, Entlassungen akzeptiert, und das alles im Namen des „kleineren Übels“. Und so sind wir von „kleinerem Übel“ zu „noch kleinerem Übel“ in der beschissenen Situation angekommen, in der wir uns nun befinden.
Izquierda Revolucionaria: Die Rolle der Gewerkschaftsbürokratie von CCOO und UGT war im Allgemeinen sehr bedauerlich. Welche Rolle spielen die Führer von CCOO und UGT bei diesem Streik?
Antonio Muñoz: CCOO und UGT sind die Mehrheitsgewerkschaften in diesem Sektor und die einzigen, die am Verhandlungstisch an der Verhandlung unserer Verträgen teilnehmen. In den beiden vorherigen Vereinbarungen haben sie sehr große Rückschläge abgenickt, die für die Arbeiter sehr schädlich sind. Und die Konsequenz war, dass die Arbeitgeber der Metallindustrie, die FEMCA, ermutigt wurden und dachten, dass es für sie einfach sein würde, eine neue Abwärtsvereinbarung zu erreichen, noch viel schlimmer als die beiden vorherigen. Aber sie lagen falsch.
Die Arbeiter des Sektors haben gesagt „Es reicht“! Wir haben gesagt, dass wir kämpfen wollen, also konnten die Führer der CCOO und UGT das Ultimatum des Arbeitgeberverbandes nicht akzeptieren und mussten einen Streik ausrufen, ein Aufruf, der auch von der CGT geteilt wurde.
Aber dieser Streik wurde ohne vorherige Versammlungen durchgeführt. CCOO und UGT haben sich daran gewöhnt, hinter dem Rücken der Arbeiter zu agieren, und dieses Mal haben sie dasselbe getan. Sie haben zum Streik aufgerufen, ja, aber sie haben nichts organisiert, weder die Streikposten, noch die Kundgebungen und Demonstrationen, und sie haben nicht einmal Versammlungen einberufen, um über den Fortgang der Verhandlungen zu berichten, damit wir, die betroffenen Kolleginnen und Kollegen, demokratisch in die Entscheidungen eingebunden werden.
Aber trotz dieser Aufgabe haben sich die Arbeiter des Sektors organisiert, wir haben sehr mächtige Streikposten gebildet, wir haben uns gegen Polizeiangriffe verteidigt, gegen die Bereitschaftspolizei, die von den Delegierten dieser Koalitionsregierung entsandt wurde, und gestern von der Straßen von Cádiz haben wir gezeigt, dass wir stark sind und diesen Kampf gewinnen können.
Izquierda Revolucionaria: Was sind deiner Meinung nach die nächsten Schritte in eurem Kampf für eine würdige Einigung?
Antonio Muñoz: Ich denke, wir müssen zwei Dinge tun. Das erste besteht darin, die gesamte arbeitende Bevölkerung von Cádiz aufzufordern, unseren Kampf auf den Straßen zu unterstützen. Deshalb haben wir für diesen Samstag eine große Demonstration einberufen, und von hier aus rufe ich zu massiver Beteiligung auf.
Der zweite ist meiner Meinung nach und der vieler Kollegen der Aufruf zu einem Generalstreik in der gesamten Provinz Cádiz für nächste Woche, und dass die gesamte Arbeiterklasse von Cádiz zum Kampf aufbricht. Die Jugend der Schülergewerkschaft hat bereits für Dienstag den 23. zu einem Schülerstreik aufgerufen, um unseren Kampf zu unterstützen.
Unser Kampf ist gerechtfertigt! Wir kämpfen gegen Prekarität, gegen Arbeitslosigkeit und für eine menschenwürdige Zukunft für uns, die wir jetzt arbeiten, und für die jungen Leute, die jetzt zur Schule gehen. Wenn wir zusammen kämpfen, werden wir genug Kraft haben, um einen guten Tarifvertrag zu gewinnen. In allen Versammlungen, die wir heute abhalten können, werden wir vorschlagen, über diesen Vorschlag für den Aufruf eines Generalstreiks in der Provinz abzustimmen.
Abschließend möchte ich betonen, dass dieser wunderbare Streik einmal mehr die Politik des sozialen Friedens zerstört, der Zusammenarbeit mit den Bossen, die nicht nur die CCOO- und UGT-Bürokratie, sondern auch die Zentralregierung proklamiert. Diese Politik hat der Arbeiterklasse den Rücken gekehrt und dient nicht der Verteidigung unserer Rechte. Deshalb braucht die Gewerkschaftsbewegung, um effektiv zu sein, ein kämpferisches, antikapitalistisches und revolutionäres Programm. Nein zur Klassenkollaboration, ja zum Klassenkampf.