Vor siebzig Jahren haben die unterdrückten Massen Chinas – dem bevölkerungsreichsten Land unseres Planeten – den Kapitalismus und die Überreste der feudalen Ordnung beiseite gefegt. Unter Führung der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) führten sie einen revolutionären Krieg gegen den japanischen Imperialismus und die vereinten Kräfte der chinesischen Bourgeoisie und Großgrundbesitzer, unterstützt von den alliierten Mächten. Kurz darauf, im Koreakrieg, besiegten sie die mächtigste Militärmaschine der damaligen Zeit, die USA. 

Die chinesische Revolution war viel mehr als nur der Einzug von Mao Tse-Tungs Truppen in Peking im Oktober 1949. Ihre erste Phase – die der proletarischen Revolution 1925-27 – ist wenig bekannt. Gleichzeitig ist es ohne sie unmöglich, die darauf folgenden Ereignisse zu verstehen. Die Auseinandersetzung mit eben jenen sozialen und historischen Kräften, die zur Gründung der Volksrepublik China geführt haben, ist heute hochaktuell. Das Ende des zweiten Jahrzehnts des 21. Jahrhunderts ist geprägt von revolutionären Aufständen auf allen Kontinenten, vom Irak bis Chile, über Hongkong oder den Libanon. Somit steht die Frage nach der sozialistischen Veränderung unserer Gesellschaft wieder auf der Tagesordnung.

Die imperialistische Plünderung Chinas

Angezogen von den saftigen Gewinnen des Seiden- und Teehandels, drängte der europäische Kapitalismus das traditionelle und nach außen abgeschottete chinesische Reich an den Weltmarkt. Obwohl der kaiserliche Hof gegenüber westlichen Geschäftsleuten immer vorsichtig war, nahm er Mitte des 18. Jahrhunderts an, es sei möglich, den – in Marx Worten – „Kattunballen der [...] Bourgeois“[1] am Weltmarkt zu entkommen und ihn zu ihrem Vorteil auszunutzen.

So machten die englischen Kaufleute, gut unterstützt von den Militärbooten ihrer Majestät, im Namen des freien Handels Opium zu ihrem „zivilisatorischen“ Werkzeug, verteilten die Droge und provozierten in ihrem Namen zwei Kriege – 1840 und 1856 –, die beide in gewaltigen Niederlagen für die kaiserliche Familie endeten. Es war der Beginn der Zerstückelung des chinesischen Territoriums zugunsten der Kolonialisten: Sie kontrollierten nicht nur die wichtigsten Häfen, an sie wurde auch auch die Insel Hongkong abgetreten und sie erhielten Unsummen an direkten Zahlungen. Frankreich und die USA gewannen bald die gleichen Privilegien wie die Engländer. Und schon vor Beginn des 20. Jahrhunderts beteiligte sich Japan an der imperialistischen Plünderung.

„Modernisierung“, das bedeutete in China die Überlegenheit der ausländischen Wirtschaft und Waffen, und sie brachte den einfachen Menschen keine Erleichterung. Die Modernität, die durch die Überlegenheit der Wirtschaft und ausländische Waffen auferlegt wurde, brachte den Menschen keine Erleichterung. Das Bündnis, das zwischen der nationalen Oligarchie und den Imperialisten geschlossen wurde, bedeutete doppelte Ausbeutung für die Massen, die die brutalsten Merkmale von Feudalismus und Kapitalismus vereinte.

Ein großer Teil der chinesischen Elite sprang zur Verteidigung ausländischer Interessen in die Presche. Letztere, die immer mächtiger wurden, verliehen sich selbst Befugnisse staatlicher Behörden, wie die Rekrutierung lokaler Milizen oder die Zollkontrolle. Die Schwäche der chinesischen Zentralmacht beförderte auch das Aufkommen lokaler Mächte, so genannter Kriegsherren – großer, ländlicher Grundbesitzer, die über private Armeen verfügten – die einerseits mit den zentralen Gerichtshöfen in Auseinandersetzungen standen, gleichzeitig regionale Bauernaufstände unterdrückten, die ihre Privilegien in Frage stellten. Viele dieser Kriegsherren wurden zu Sipahis[2] der verschiedenen ausländischen Mächte.

Diese koloniale Entwicklung des chinesischen Kapitalismus brachte eine schwache Bourgeoisie hervor, die vollständig von ausländischen Investitionen abhängig war. Diese Rückständigkeit und Schwäche der chinesischen Bourgeoisie war der Grund, weshalb sie wenig eigene Charakterstärke und erst recht nicht revolutionären Ehrgeiz entwickelte.

Eine Republik, die nicht in der Lage ist, das Land zu modernisieren

Jede Manifestation nationaler Identität wurde von den Kolonialmächten niedergeschlagen. Es dauerte nicht lange, bis diese Verhältnisse auch Widerstandsbewegungen hervorbrachten: Unter einem Teil der „goldenen Jugend“ – der Jugend, die wohlhabenden Verhältnissen entstammte – entwickelte sich die Idee eines starken, modernen China, befreit vom imperialistischen Joch.

Es entwickelte sich eine Schicht junger Demokraten, von denen einige die „Revolutionäre Liga“ gründeten. Besonders hob sich unter ihnen Sun Yat-sen hervor, der auf Reisen mit sozialistischen und demokratischen Ideen aus Europa in Berührung gekommen war und sich für westliche Technik interessierte, die er für das wirksamste Instrument hielt, um China von ihrer Rückständigkeit zu befreien. Sun suchte die revolutionäre Kraft bei eben jenen imperialistischen Mächten, die das chinesische Volk unterjochten.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts brachen immer wieder soziale Unruhen aus, die schließlich zu einem revolutionären Aufstand führten. Am 10. Oktober 1911 revoltierten Rebellengruppen in der Provinz Jupei und die Garnison von Wuchang. Die Revolte ergriff Janchou und Janyang, beendete das lokale Feudalregime und führte zur Ausrufung einer republikanischen Regierung. Eine Kettenreaktion kam ins Rollen und in etwas mehr als drei Wochen proklamierten 17 der 21 Provinzen ihre Unabhängigkeit.

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Sun Yat-sen, einer der jungen Gründer der Revolutionären Liga

Zweiffelos errang die Revolte dank des beherzten Handelns der Massen den Sieg. So überwand sie den Mangel der Initiative von Seiten der republikanischen Führung. Sun Yat-sen war zum Zeitpunkt ihres Sieges in den USA und bat dort das europäische Kapital um Hilfe beim Aufbau einer „modernen Demokratie“ in China. Am 1. Januar 1912 erklärte eine provisorische Regierung mit Sun als Präsident in Nanking den Beginn der republikanischen Ära.

Sofort drohten die Vereinigten Staaten, Großbritannien, Deutschland und Japan, die für die naiven Forderungen von Sun wenig übrig hatten, der provisorischen Regierung mit den Kanonen ihrer Kriegsschiffe am Jangtse. Das neue Regime musste verstehen, dass es in fundamentalen Fragen der Verhältnisse in China keine Veränderung geben würde: Die Kontrolle über den Reichtum Chinas würde in den Händen der imperialistischen Mächte bleiben. So wurde wenige Wochen nach der Konstituierung der neuen Regierung am 12. Februar Yuan Shikai, ein alter, blutrünstiger, reaktionärer Monarchist, zum Präsidenten ernannt und ersetzt Sun.

Im selben Jahr verwandelte sich die Revolutionäre Liga, die davon überzeugt war, dass nun eine Ära der parlamentarischen Demokratie beginnen würde, in eine politische Partei namens Kuomintang. Und wieder wischte die Realität ihre Illusionen in aller Härte davon.

Die folgenden Jahre zeigten nicht nur, wie schwer die nationale Unabhängigkeit Chinas vom Imperialismus zu erreichen war, sondern auch, dass das immer dreistere Vorgehen der imperialistischen Kriegsherren Chinas Existenz als nationale Einheit weiter und weiter zunichte machte. Jedes Bestreben, ein System des bürgerlichen Parlamentarismus zu etablieren, wurde im Keim erstickt. Eine Agrarreform – bittere Notwendigkeit für die überwältigende Mehrheit der aus armen Bauern bestehende chinesische Bevölkerung – wurde sowohl von den amtierenden Präsidenten Yuan Shikai und seinen Nachfolgern, als auch von den regionalen Kriegsherren verworfen. In beiden Fällen waren die Regierenden gleichzeitig direkte Begünstigte der Privilegien des Grundeigentums.

Roter Oktober in Russland

Die Enttäuschungen durch das republikanische Regime auf der einen und die Machtergreifung der Sowjets in Russland 1917 und die Bildung des ersten Arbeiterstaats der Geschichte auf der anderen Seite eröffneten für die Enteigneten Chinas und allgemein Asiens einen neuen Horizont.

Die Theorie der permanenten Revolution – in Grundzügen bei Marx und Engels vorhanden, 1905 von Trotzki ausformuliert und in Lenins Aprilthesen praktisch umgesetzt – hatte ihre Richtigkeit in der Praxis bewiesen. China und das zaristische Russland hatten viele Ähnlichkeiten, beginnend mit der Tatsache, dass sie beide einen Großteil seiner modernen Produktionsmittel mithilfe ausländischer Investitionen fortentwickelten.

Die Geschichte hat gezeigt, dass rückständige Länder nicht unbedingt jede historische Etappe in der Form durchlaufen, wie das die am weitesten entwickelten Länder getan haben. In Russland wie auch in China wurde die „ungleiche und kombinierte Entwicklung“, wie es im Trotzkismus heißt, Realität: Die primitivsten Produktionsverhältnisse auf dem Land (Leibeigentum, feudale Eigentumsformen,...) existierten parallel zum Aufbau riesiger Industriezentren, in denen sich Hunderttausende Proletarier ballten. Großstädte entwickelten und förderten den modernen Handel, umgeben von einem riesigen Meer von Dörfern und kleinen Ortschaften.

Lenin, Trotzki und die Bolschewiki wurden nicht müde zu betonen, dass die Bourgeoisie der rückständigen Länder in der heutigen Zeit aufgrund ihrer Abhängigkeit vom ausländischen Kapital nicht in der Lage ist, die Aufgaben der bürgerlich-demokratischen Revolution zu erfüllen. Es ist die Arbeiterklasse, die die unterdrückte Nation bei ihrer Befreiung anführen muss und mit ihr die armen Bauern. Sie halten die Schlüssel zur Umsetzung der Agrarreform, der industriellen Entwicklung, der Lösung der nationalen Frage, der Eroberung demokratischer Rechte in ihren Händen... Dazu muss sie – Bauern und Proletariat selbst – die Macht übernehmen, die nationale Bourgeoisie, die Grundbesitzer und die imperialistischen Monopole enteignen und mit dem Aufbau des Arbeiterstaates den Übergang zum Sozialismus beginnen. So verschmelzen die demokratischen Aufgaben mit denen der sozialistischen Revolution.

Die Gründung der Kommunistischen Partei Chinas

Das Ende des Ersten Weltkriegs war für die unterdrückten Massen sehr aufschlussreich. Es hätte nicht deutlicher sein können, worin sich all die kapitalistischen Nationen und die Sowjetregierung in ihrem Handeln unterschieden. Die Siegermächte, die sich auf der Pariser Friedenskonferenz trafen, führten Verhandlungen über eine Neuaufteilung der Kolonien und verzichteten dabei nicht auf ihre Ansprüche auf China. Sie beraubten Deutschland nur seines Besitzes auf chinesischem Territorium, um es an Japan zu übergeben.

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Am 1. Juli 1921 wurde in Shanghai die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) gegründet. Chen Duxiu wurde zum Generalsekretär ernannt

Gleichzeitig erklärte die sowjetische Regierung in einer Erklärung vom 25. Juli 1919 in Moskau ihre Bereitschaft, dem chinesischen Volk die chinesische Ostbahn und alle anderen Privilegien und Zugeständnisse, die das zaristische Regime ihm genommen hatte, ohne Entschädigung zurückzugeben. Die Sowjetregierung sagte dem chinesischen Volk zu, den Kampf für seine Befreiung zu unterstützen.[3]

Diese Ereignisse förderten die Gärung unter der jungen revolutionären Intelligenz, die sich schließlich spaltete. Ein Sektor vertrat die Ansicht, dass der Schlüssel in einer radikalen kulturellen Transformation lag, die keine Veränderungen in der Sozialstruktur erforderte. Ein anderer, tief beeindruckt von der russischen Revolution, nahm kommunistische Ideen auf.

Am 1. Juli 1921 wurde in Shanghai die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) gegründet. Die Sitzungen fanden zunächst in einer Frauenschule statt, die für die Schulferien leer war. Sie endeten jedoch in einem Boot auf einem See, dem einzigen Zufluchtsort, den die jungen Kommunisten fanden, um der Polizei zu entkommen. Die genaue Anzahl der Delegierten ist nicht genau bekannt, aber nach Meinung einiger Teilnehmer waren es es zwischen 12 und 14 Personen, die nicht mehr als fünfzig Mitglieder vertraten.

Chen Duxiu, ein Universitätsprofessor, der mehrere antiimperialistische Publikationen veröffentlicht hatte, wurde zum Generalsekretär ernannt. Die neue Partei entschied, dass sie sich ganz zentral auf das Proletariat, auf die Arbeiterbewegung ausrichten wollte. Tatsächlich spielten die Kommunisten eine entscheidende Rolle bei der Gründung der chinesischen Gewerkschaften.

Der Dritte Kongress, der im Juni 1923 im Kanton stattfand und an dem 30 Delegierte teilnahmen, die 432 Mitglieder vertraten, diskutierte das Verhältnis, das die KPCh zu anderen Parteien haben würde. Der Vorschlag, der von Seiten der UdSSR durch den Delegierten der Kommunistischen Internationale eingebracht wurde, sah die Zusammenarbeit und Integration der jungen kommunistischen Kräfte in die bürgerlich-nationalistische Bewegung und ihrer Partei, der Kuomintang, vor. Der Vorschlag wurde angenommen.

Am 26. Januar 1923 unterzeichneten Sun Yat-sen und der sowjetische Diplomat Adolf Joffe ein Abkommen mit dem Kuomintang, das einen äußerst unglücklichen Absatz über das Fehlen von „Bedingungen für die erfolgreiche Errichtung des Kommunismus oder Sozialismus“ enthielt und in dem es hieß: „Chinas Haupt- und unmittelbares Ziel ist die Verwirklichung der nationalen Einheit und der nationalen Unabhängigkeit.“[4] Ein Jahr später, am 20. Januar, genehmigte der erste Kongress der Kuomintang den Eintritt der Kommunisten unter zwei Bedingungen: die Disziplin der Partei einzuhalten und ihre Politik nicht öffentlich zu kritisieren.

Innerhalb weniger Monate entstand die Whampoa-Militärakademie, deren Lehrpläne weitgehend von sowjetischen Militärs entwickelt wurden. Sein Ziel war es, eine revolutionäre Streitmacht zu organisieren, um die Kriegsherren zu besiegen und das Land zu vereinigen. Die Leitung der Akademie wurde dem vielversprechenden Leiter der Koumnintang Chiang Kai-shek übertragen. Es ist eine grausame Ironie, dass Chiang, die Zukunft, die für die Ermordung Tausender chinesischer Revolutionäre verantwortlich ist, sowie der Verstand und Vollstrecker von fünf „Vernichtungskampagnen“ gegen die KPCh, einen wichtigen Teil seiner militärischen Ausbildung von der UdSSR erhielt.

Diese Zusammenarbeit mit der nationalistischen Bourgeoisie löste in den Reihen der chinesischen Kommunisten Unmut aus. Chen Duxiu versuchte mehrmals, Moskau von der Notwendigkeit zu überzeugen, mit der KPCh die Kuomintang zu verlassen. Im Oktober 1925 schlug er dem Exekutivkomitee der Kommunistischen Internationale vor, mit den Vorbereitungen für den Abzug der Kommunisten zu beginnen, und im Juni 1926 einigte sich das Zentralkomitee der KPCh auf einen Block mit den Kuomintang als unabhängige Organisationen.

Diese Debatte fiel mit dem Aufstieg der stalinistischen Bürokratie in der UdSSR und dem Wandel in der Politik der Kommunistischen Internationale in sich zusammen. Ausnahmslos alle Vorschläge der KPCh-Führung wurden von den Führern einer stalinisierten Internationale im Prozess des Bruchs mit dem Bolschewismus abgelehnt.

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Tausende Kämpfer und kommunistische Revolutionäre werden in den Straßen Shanghais hingerichtet.

Es ist eine Sache, mit der nationalistisch gesinnten Bourgeoisie in militärischen Fragen oder im Kampf der Massen gegen den Imperialismus punktuelle Absprachen zu treffen. Eine ganz andere war es, sich politisch unterzuordnen oder sich gar innerhalb einer bürgerlichen Partei aufzulösen. Das war ein Fehler, der teuer bezahlt wurde. Es wirft viel Licht auf die hier diskutierten Angelegenheiten, sich noch einmal Lenins Position dazu ins Gedächtnis zu rufen: „Zwischen der Bourgeoisie der ausbeutenden Länder und jener der kolonialen Länder ist eine gewisse Annäherung erfolgt, so daß die Bourgeoisie der unterdrückten Länder sehr oft – ja sogar in den meisten Fällen – zwar die natinoalen Bewegungen unterstützt, aber gleichzeitig im Einvernehmen mit der imperialistischen Bourgeoisie, d.h. zusammen mit ihr, alle revolutionären Bewegungen und revolutionären Klassen bekämpft.“[5]

Die Arbeiterklasse tritt in Aktion

Sun Yat-sen starb 1925 und Chiang Kai-shek etablierte sich als Anführer der Kuomintang. Mitte Februar des gleichen Jahres brachen in den japanischen Spinnereien in Shanghai große Lohnkämpfe aus. Die Proteste nahmen an Fahrt auf und führten zu Zusammenstößen mit japanischen Wachen, die am 15. Mai in Fabriken zu schießen begannen, wobei ein Dutzend Arbeiter getötet wurden. Die blutige Unterdrückung löste eine sehr breite Solidaritätsbewegung aus, die zu einem beispiellosen Generalstreik führte. Am 4. Juni überstieg die Zahl der Toten die 100, am Streik in Shanghai nahmen 200.000 Arbeiter teil.

Universitätsstudenten, die begonnen hatten, Gelder für die Familien der Opfer zu sammeln, wurden von der Polizei der „Internationalen Konzession“ der Stadt durch die Hände der Briten, Amerikaner und Japaner verhaftet.

Dass das Proletariat sich in die Ereignisse eingeschaltet hatte, setzte die nationalistische Führung unter Druck. Am 1. Juli riefen die Führer von Kuomintang eine nationale Regierung im Kanton aus. Ihr erklärtes Ziel, die Vereinigung Chinas und die Unabhängigkeit zu erreichen, war eine Möglichkeit, auf den Aufstand von Shanghai zu reagieren, der sich schnell auf die chinesischen Großstädte ausbreitete. Hongkong war auch von der revolutionären Bewegung infiziert, und Zehntausende von Hafen- und Industriearbeitern streikten.

Die Theorie der permanenten Revolution zeigte ihre Gültigkeit.

Das chinesische Proletariat bewies trotz seiner Jugend und zahlenmäßigen Unterlegenheit unter der Bauernschaft, dass es in der Lage war, das Produktionssystem anzuhalten und in der Arnena der Politik die entscheidende Rolle zu spielen. Die chinesischen Arbeiter, wie die Russen vor ihnen, wurden die einzige Klasse, die in der Lage war, den Kampf für die nationale und soziale Befreiung aller Unterdrückten anzuführen.

Harold R. Isaacs beschrieb die Macht der chinesischen Arbeiterklasse mit den folgenden Worten:

„Hongkong, die Festung des britischen Imperialismus in China, wurde geschlagen. Alle Räder standen still. Es wurde keine Ladung bewegt. Kein Schiff konnte den Anker senken oder heben. Mehr als 100.000 Arbeiter aus Hongkong entschlossen sich zu einer beispiellosen Aktion: Evakuierung der Stadt und Massenumzug nach Kanton. An diesem Streik, der abrupt alle ausländischen Handels- und Industrieaktivitäten anhielt, beteiligten sich 250.000 Arbeiter aus allen wichtigen Berufen und Branchen (....) Die Arbeiter reinigten die Spielhöllen und Opiumhöhlen und verwandelten sie in Schlafsäle und Restaurants für die Streikenden. Die 2.000 Männer, die von den Streikposten rekrutiert wurden, wurden eine Armee, die einen Gürtel um Hongkong herum bildete... Für je 50 Streikende wurde ein Vertreter zur Konferenz der Streikendendelegierten ernannt, die wiederum 13 Männer als Exekutivkomitee vorschlug. Unter der Schirmherrschaft dieses Arbeiterkörpers wurde der erste sowjetische Embryo in China gegründet und unterhalten, ein Krankenhaus und 17 Schulen betrieben... Die Komitees verfügten über Mittel und Beiträge, versteigerten beschlagnahmte Waren und führten ein Register. Ein Streikgericht wurde eingerichtet, um Boykottierende und Störer der öffentlichen Ordnung zu verurteilen.“[6]

Die Bauern arbeiteten inspiriert von Arbeiteraktionen zusammen, organisierten sich und patrouillierten an der Küste, um die Blockade der Kommunikation mit den Kapitalisten zu verstärken.

Bürgerliche Demokratie?

Die Kapitalisten in Kanton waren verängstigt. Der patriotische Diskurs konnte die Arbeiter nicht daran hindern, ihren Kampf gegen die ausländischen Eigentümer auf die nationale Bourgeoisie auszudehnen.

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Im Gebiet von Hunan hatte Mao Tse-tung Bauernligen gegründet, die im August 1926 Zehntausende umfassten.

Als Reaktion auf die Forderungen der chinesischen Bourgeoisie und auch auf den Druck der imperialistischen Kräfte verkündete Chiang Kai-shek am 20. März 1926 das Kriegsrecht und verhaftete zahlreiche kommunistische Führer. Aber seine Unterdrückungsmaßnahmen erreichten ihr Ziel nicht: Die massenhafte Mobilisierung führte zur Freilassung der Gefangenen, und sie hielt weiter an.

Mitte Mai 1926 fand der Zweite Kongress der Kuomintang statt, der eine Reihe von Maßnahmen gegen die Kommunisten verabschiedete: Unter anderem konnten sie nicht in Führungspositionen in der Armee oder der Regierung berufen werden, und es wurde ihnen verboten, sich als Fraktion innerhalb der Kuomintang zu organisieren. Außerdem wurde eine detaillierte Liste aller Mitglieder der KPCh gefordert. Als Reaktion auf den revolutionären Boom in den Städten billigte die Kuomintang die drastische Beschneidung der Gewerkschaftsrechte, die ein obligatorisches Schiedsverfahren bei Streiks und das Verbot der Inanspruchnahme des 8-Stunden-Tages vorsah.

Leider akzeptierte die Führung der Kommunistischen Internationale, die dem stalinistischen bürokratischen Apparat unterworfen war, all diese Angriffe ohne Widerstand. Das Argument, dass es notwendig sei, das Bündnis mit den Kuomintang um jeden Preis aufrechtzuerhalten, sollte diese Kapitulation rechtfertigen. Stalins Strategie zufolge war der Block mit der sogenannten „demokratischen Bourgeoisie“ unerlässlich, um die Unabhängigkeit Chinas zu erreichen.

Anfang 1926 genehmigte das Politbüro der KPdSU gegen die Stimme Trotzkis die Aufnahme der Kuomintang in die Kommunistische Internationale als sympathisierende Partei und ernannte Chiang Kai-shek zum Ehrenmitglied des Präsidiums. Trotzki, der die meiste Aufmerksamkeit auf den Kampf gegen die Bürokratisierungstendenzen innerhalb der sowjetischen Partei und des Staates gerichtet hatte und der kürzlich zusammen mit Kamenew und Sinowjew einen oppositionellen Block gebildet hatte, verfolgte die Ereignisse in China aufs genauste und entwickelte eine deutliche Kritik an der Politik der stalinisierten Internationale.

Erstens lehnte er die vermeintliche revolutionäre Rolle ab, die Stalin der chinesischen Bourgeoisie zugewiesen hatte, und hielt daran fest, dass das leninistische Programm von 1917 in die Tat umgesetzt werden müsse: „Die Aufgaben der bürgerlich-demokratischen Revolution in China (nationale unabhängigkeit, staatliche Einheit und Agrarrevolution) können nur unter der Bedingung gelöst werden, dass das chinesische Proletariat, im Bündnis mit der städtischen und dörflichen Armut und als deren Führer, die politische Macht erobert.“[7]

Zweitens versuchte er, die Positionen der russischen Opposition zu korrigieren und neu auszurichten: „Der Eintritt der Kommunistischen Partei in die Guomindang“, schreibt Trotzki, „war von Anfang an ein Fehler. Ich glaube, man muß dies – in dem einen oder anderen Dokument – ganz offen sagen, um so mehr, als hier die russische Opposition ein sehr großer Teil der Schuld trifft. Unsere Gruppe (die Opposition von 1923) war, mit Ausnahme von Radek und einigen seiner nächsten Freunde, von Anfang an gegen den Eintritt der Kommunistischen Partei in die Guomindang und gegen die Aufnahme der Guomindang in die Komintern. Die Sinowjew-Leute vertraten eine entgegengesetzte Position. Radek gab ihnen mit seiner Stimme ein Übergewicht im oppositionellen Zentrum.“[8]

Innerhalb der Kommunistischen Partei Chinas kritisierte ihr Generalsekretär Chen Duxiu weiterhin die Politik der Unterwerfung unter die Kuomintang, wobei seine Position von der Sitzung des Zentralkomitees der KPCh Ende Juni 1926 bestätigt wurde.

Dennoch prägte die Politik der Klassenzusammenarbeit aus Moskau weiterhin die Tätigkeit der KPCh. Im März 1927 traten zwei kommunistische Minister dem Rat von Kanton bei. Diese Verschiebung war nicht das Ergebnis der Annäherung der bürgerlichen Nationalisten an sozialistische Positionen, ganz im Gegenteil. Aus Angst vor einem revolutionären Aufschwung der Massen beschloss die Kuomintang-Führung, zwei Kommunisten an die Spitze der Bereiche Landwirtschaft und Arbeit zu setzen, um ihre eigene soziale Basis zu bremsen. Aber die Absicht kollidierte mit der revolutionären Intuition der Arbeiterklasse.

Revolutionärer Aufstand in Shanghai

Am 21. März 1927 riefen die Gewerkschaften von Shanghai einen neuen Generalstreik aus, der 800.000 Beschäftigte betraf. In der Nacht des 22. Juni befand sich Chinas größte Stadt in den Händen der KPCh, an der Spitze 5.000 bewaffnete Arbeiter. Einen Tag später öffnete die KPCh Chiang Kai-shek die Türen von Shanghai und begrüßte ihn als Helden.

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Die Guerilla-Armee hatte die Gelegenheit, ihre Opferfähigkeit und revolutionäre Überzeugung zu demonstrieren.

Trotz der Tatsache, dass die Kuomintang-Führer in Moskau als zuverlässige Verbündete gehandelt wurden, waren sie sich der Ereignisse durchaus bewusst. Die Arbeiterklasse hatte in der wichtigsten Stadt des Landes die Macht übernommen und das konnten sie nicht tolerieren. Der angebliche Verbündete und das Ehrenmitglied des Präsidiums der Komintern erklärte das Kriegsrecht und ordnete die Auflösung der Gewerkschaften und revolutionären Organisationen an. Am 18. April rief Chiang Kai-shek eine neue antikommunistische Nationalregierung aus und organisierte ein umfassendes Massaker. Die Aufgabe wurde durch die Listen erleichtert, die die KPCh ein Jahr zuvor an die Kuomintang übergeben hatte. Tausende von Revolutionären und kommunistischen Aktivisten wurden auf den Straßen von Shanghai ermordet.

Dennoch verkündete das achte Plenum des Exekutivkomitees der Komintern, das Ende Mai 1927 tagte, weiterhin, dass es die Pflicht der chinesischen Kommunisten sei, im Kuomintang zu bleiben.

Selbst ein reaktionärer Autor wie Franklin W. Houn, ein Bewunderer von Chiang Kai-chek, beschreibt die von der Komintern geförderte Katastrophe so: „Von Stalin davon abgehalten, das Bündnis mit dem linken Flügel des Kuomintang zu zerbrechen, hielt die KPCh angesichts schwerer Gefahren eine große Sitzung ihres Zentralkomitees am 1. Juni ab. Eine 11-Punkte-Resolution zur Aussöhnung wurde angenommen, in der die KPCh erneut die „führende Rolle“ der Kuomintang in der nationalen Revolution gegen die Kriegsherren und den Imperialismus anerkennt, Arbeitergewerkschaften und Streikposten warnt, keine Justiz- oder Verwaltungsfunktionen zu übernehmen, Menschen festzunehmen oder ohne Kuomintangs Genehmigung auf der Straße zu patrouillieren, und den Gewerkschaften untersagt, Arbeitgeber zu beleidigen oder sich im Management von Unternehmen in Personalangelegenheiten einzumischen. (....) All diese Gesten brachten keine Ergebnisse, und am 15. Juli beschloss der Politische Rat von Kuomintang in Wuhan offiziell, die Kommunisten auszuweisen. Der Befehl zur Ausweisung wurde von den Exekutionskommandos ausgeführt.”[9]

Die „Kommune von Kanton“

Am 7. August 1927 tagte der Zentralausschuss der KPCh, der sich bereits versteckt hielt. Auf Stalins Befehl entließ er Chen Duxiu als Generalsekretär - der bei der Sitzung nicht einmal anwesend war - unter dem Vorwurf, dass „seine“ Politik zur Niederlage in Shanghai geführt habe. Ironischerweise beschuldigte der stalinistische Apparat der Komintern Chen Duxiu der Kapitulation - dieselbe Person, die der Führung der Internationalen beharrlich die politische Unabhängigkeit der Kommunisten von den Kuomintang vorgeschlagen hatte. Aber das war die Methode des Stalinismus: im Falle einer Niederlage Führungsfiguren als Sündenböcke abzusägen, um so gleichzeitig eine ernsthafte und demokratische Debatte über die begangenen Fehler zu verhindern.

Nach der Entlassung ihres Generalsekretärs war die Führung der chinesischen Kommunisten gezwungen, sich um 180 Grad zu drehen. Sie nahm eine ultralinke Strategie an, angeblich mit dem Ziel, „revolutionäre Spannungen aufrechtzuerhalten“. Wieder und wieder rief die KP zum Aufstand, in Wirklichkeit mit dem Interesse, Stalins „Prestige“ nicht völlig einbrechen zu lassen.

Unter Missachtung all dessen, was geschehen war, riefen die stalinistischen Führer der Komintern die chinesischen Kommunisten auf, die Macht zu übernehmen. Obwohl sich die Revolution in einer deutlichen Abwärtstendenz befand, wurde vereinbart, sich auf den Aufstand im Kanton vorzubereiten, einer Stadt, in der die kommunistische Bewegung noch stark war. Der Aufstand sollte mit der Meuterei der Truppen der Nationalen Revolutionären Armee beginnen, die den Kommunisten noch immer sympathisch gegenüberstanden.

Im Morgengrauen des 11. Dezember 1927 initiierte das von Yeh Chien-ying organisierte kommunistische Militär den Aufstand in Abstimmung mit der "Roten Garde". Es ist wahrscheinlich, dass bis zu 20.000 Menschen aktiv daran teilnahmen. Die Aufständischen besetzten die Stadt und proklamierten das „Sowjetregime“, das sie „Kommune“ nannten. Aber die Massen trugen aus vergangenen Niederlagen bereits Müdigkeit in den Knochen und der Aufstand blieb isoliert. Am 14. Dezember hatten die konterrevolutionären Truppen der Kuomintang den Aufstand niedergeschlagen, und 8.000 Kommunisten lagen tot auf den Straßen Kantons.

Als Folge des schmerzhaften Scheiterns dieses Experiments, nannte die chinesische Führung, die zuvor von Moskau beraten wurde, ihre eigene Taktik ein putschistisches Abenteuer. Dabei ging es auch darum, die Aufmerksamkeit von den Verantwortlichen abzulenken, indem man erneut einen geeigneten „Sündenbock“ präsentiert. Der Nachfolger von Chen Duxiu im Generalsekretär, Chu Chiu-pai, wurde umgehend entlassen.

Diese selbstmörderische Politik gab Chiang Kai-shek die Möglichkeit, die kommunistische Partei zu verbieten und ein Massaker zu organisieren, das sich über das gesamte chinesische Territorium erstreckte. Nach Ansicht einiger Historiker könnte die Repression, die in den folgenden drei Jahren folgte, das Leben von bis zu einer Million Revolutionären gekostet haben. Die Folgen, die das für die Kommunisten hatte, waren verheerend. Der Terror dominierte die Städte und viele Überlebende suchten Zuflucht in den Dörfern.

Rückzug aufs Land und Maos Aufstieg

Die KP fing in den ländlichen Gebieten nicht bei Null an. Seit 1921 hatte ein kommunistischer Intellektueller, Peng Pai, mit der Organisation der Bauern begonnen. Mitte der 1920er-Jahre versammelte er eine Truppe von fast 100.000 Mann in den Gebieten Haifeng und Lufeng. Im Gebiet von Hunan hatte ein anderer Anführer, Mao Tse-tung, Bauernligen gegründet, die im August 1926 Zehntausende umfassten. Im Jahr 1927 hatten die Bauernorganisationen, die für die Senkung der Landmieten, Wucherraten und Steuern kämpften, bereits zwei Millionen Mitglieder.

Ende des Jahres flüchteten sich die Tausenden von Bauern unter der Führung von Mao in das Chingkanshan-Gebirge, einem praktisch unzugänglichen Gebiet. Trotz der äußerst schwierigen Bedingungen richteten sie dort eine Regierung ein, die aus einem Volksrat und einer Versammlung von Arbeitern, Bauern und Soldaten bestand.

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Im Zuge dessen, dass sich Mao entschieden für die Verbündeten der angeblich patriotischen und fortschrittlichen Bourgeoisie einsetzte, senkte er das revolutionäre Programm erheblich.

Zu dieser Zeit entwickelten sich erste Konflikte zwischen Mao und der Führung der KPCh. Die Komintern bestand trotz des Triumphs der Reaktion immer noch auf ihrer alten Strategie der Aufstände. Im Einklang mit dieser Politik forderte das regionale Komitee von Hunan, dass Mao die Stadt Changsha mit den Männern seiner roten Basiseinheit aus angreifen sollte. Mao weigerte sich, dem Auftrag nachzukommen.

An der Front der Konterrevolution startete Chiang Kai-shek im Herbst 1930 die erste „Vernichtungskampagne“ gegen die kommunistischen Basen. Die Schlacht dauerte drei Tage und endete mit einem Erdrutschsieg für Maos Streitkräfte. Kurz darauf, im Februar 1931, startete Chiang die zweite Offensive. Diesmal befreiten Maos Streitkräfte zehn neue Bezirke. Chiang gab nicht auf und schickte im Juli eine Truppe von 300.000 Mann. Seine dritte Offensive endete, als im Dezember eine ganze Division der Kuomintang sich weigerte, seine Befehle zu befolgen und sich stattdessen den revolutionären Kräften anschloss.

Das Rote China hatte nun eine Armee von 30.000 Mann und die Kontrolle über 21 Bezirke, die von zweieinhalb Millionen Bauern bewohnt wurden. Am 7. November 1931 fand der erste Kongress des sowjetischen China statt. Zwischen 1933 und 1934 hatten die roten Zonen eine Bevölkerung von neun Millionen Menschen.

Die japanische Invasion und der „Lange Marsch“

Die chinesischen Grundherren und Kapitalisten waren sich bewusst, was diese revolutionäre Kraft auf dem Land trotz der Niederlage in den Städten bedeutete. Viele von ihnen sahen in den „japanischen Bajonetten“ ein wirksames Instrument, um die Rebellion auf dem Vormarsch zurückzuschlagen und wurden Kollaborateure. Die entscheidenden Sektoren der Kuomintang ihrerseits entschieden sich für engere Beziehungen zum US-Imperialismus.

Im September 1931, zeitgleich mit der dritten „Vernichtungskampagne“, griffen die Japaner die Mandschurei an, ein Schlüsselgebiet für ihren bergbaulichen und landwirtschaftlichen Reichtum. Chiang, der den Bauernaufstand mehr fürchtete als den japanischen Imperialismus, richtete seine Aufmerksamkeit weiterhin auf den Angriff auf die roten Zonen. Zwischen Juni 1932 und März 1933 startete er seine vierte Offensive. Diesmal mobilisierte er 500.000 Mann, und obwohl seine Truppen keinen klaren Sieg erzielten, konnten sie die wichtigen roten Basen des Gebietes Jupé-Jonán zerstören.

Ermutigt durch dieses Ergebnis begann im Herbst 1933 die fünfte Offensive. Sie bestand aus einer totalen Belagerung, um eine verlassene Zone um die Guerillas herum zu errichten. Im Laufe von Tagen gingen den roten Basen Salz und Chinin aus, und 60.000 Männer fielen im Kampf. Anfang Oktober 1934 durchbrachen Maos Männer die Belagerung der Kuomintang, und zwischen dem 15. und 16. Oktober entkamen 100.000 Mann, der Großteil der roten Armee, Parteikader und Techniker der Belagerung. So begannen sie mit dem „Langen Marsch“.

Die Guerilla-Armee hatte nun die Gelegenheit, ihre Opferbereitschaft und revolutionäre Überzeugung unter Beweis zu stellen. Sie durchquerte Sümpfe und wandernden Sand, Moore ohne jegliche Nahrung, außer Pilzen und einigen Wurzeln, hohe Berge und sogar Gletscher. Gürtel, Beutel, Rucksackverstärkungen und alles mit einem möglichen Nährwert, mit Ausnahme der unverzichtbaren Riemen der Gewehre, dienten dazu, den Tod durch Verhungern von Tausenden von ihnen zu verhindern. Und dennoch starben die Menschen zu Hunderten.

Vor allem aber setzten Mao und seine Genossen Lin Biao, Ping-hui und Chu Teh konkrete Maßnahmen um, um die Unterstützung der Dörfer zu gewinnen und die Nachhut zu schützen: die Verteilung des Landes unter den armen Bauern und die Bildung von Bauernmilizen, die bereit sind, den Grundbesitzern und Gegenangriffen der Kuomintang zu widerstehen.

Im Januar 1935 fand die Tsunyi-Konferenz statt. Die Unabhängigkeit von Moskau aufgrund der geografischen Entfernung der Einsatzzentren der Bauernarmee führte dazu, dass Mao beschloss, die Parteiführung neu zu organisieren. An der Spitze der Mehrheit lehnte er die offizielle Linie der Komintern ab und wurde zum Präsidenten der KPCh gewählt.

Die Kuomintang kann dem japanischen Vormarsch nichts entgegensetzen

Der Besatzungskrieg machte einen Schritt vorwärts mit dem Versuch der japanischen Truppen, Shanghai zu erobern. Obwohl einige Militärkommandanten der 19. Division des Kuomintang versuchten, ihr Eindringen zu verhindern, bestand die Führung auf ihrer Strategie der Unterdrückung gegenüber den Kommunisten und die Truppen wurden nach Fukien versetzt. Die Japaner erhielten Zugang zum Herzen Chinas. Parallel dazu handelte die KPCh völlig anders und erklärte der japanischen Besatzungsarmee in allen roten Zonen den Krieg.

Im Oktober und Dezember 1936 sah sich Chiang zwei großen Angriffen gegen seine Politik gegenüber, den Kampf gegen die Kommunisten über den gegen die japanischen Besatzer zu stellen. Die Situation erreichte den Punkt, an dem er am 12. Dezember verhaftet und wegen Verrats vor Gericht gestellt wurde. Darüber hinaus forderten die Kuomintang-Truppen, die ihn verhafteten, eine Koalitionsregierung mit der KPCh.

Als Chiang, der Schlächter von Shanghai und Kanton und Förderer der fünf „Vernichtungskampagnen“ gegen die Kommunisten, alles verloren zu haben schien, kamen die stalinistischen Führer zu Hilfe. Zwischen dem 17. und dem 24. Dezember wurden Verhandlungen mit der KPCh aufgenommen, und Chiang wurde ohne Prozess oder Verurteilung freigelassen, lediglich mit der Verpflichtung, auf Repression zu verzichten und den Widerstand gegen Japan aufzunehmen.

Dann wurde versucht, eine Volksfront auf Kosten großer Zugeständnisse der KPCh im Austausch für wenig oder gar nichts zu installieren. Die stalinistischen Führer verpflichteten sich, den Namen „Sowjetrepublik“, den die roten Zonen trugen, in Autonome Region und den Namen der Roten Armee in VIII. Armee zu ändern. Sie akzeptierten auch das Kuomintang-Regime als offizielle Regierung Chinas.

Stalins Volksfrontpolitik wurde unter Maos neuem Mandat umgesetzt.

Maos Volksfront

Im Zuge dessen, dass sich Mao entschieden für die Verbündeten der angeblich patriotischen und fortschrittlichen Bourgeoisie einsetzte, senkte er das revolutionäre Programm erheblich: „In der Periode der bürgerlich-demokratischen Revolution schafft die Volksrepublik das Privateigentum nicht ab, sofern es kein imperialististisches oder feudales ist, sie beschlagnahmt nicht die Industrie- und Handelsunternehmen der nationalen Bourgeoisie, sondern fördert die Entwicklung solcher Unternehmen. Wir nehmen jeden nationalen Kapitalisten in unseren Schutz, vorausgesetzt, daß er die Imperialisten und die chinesischen Landesverräter nicht unterstützt. Im Stadium der demokratischen Revolution hat der Kampf zwischen Arbeit und Kapital seine Grenzen.“[10]

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Am 22. Januar 1949 marschierten die Truppen der Volksbefreiungsarmee triumphierend in die ehemalige Reichshauptstadt Peking ein.

Auch das Agrarprogramm wurde angepasst, um die Konfrontation mit den Grundbesitzern zu abzumildern: „Die Kommunistische Partei hingegen steht in jeder Periode immer an der Seite der Volksmassen im Kampf gegen Imperialismus und Feudalismus; in der gegenwärtigen Periode des Widerstandskriegs hat sie jedoch eine gemäßigte Politik gegenüber der Kuomintang und den einheimischen Feudalkräften eingeleitet, da sich die Kuomintang für den Widerstand gegen die japanische Aggression ausgesprochen hat.“[11] „In der Zukunft wird die demokratische Revolution unweigerlich in eine sozialistische Revolution hinüberwachsen. Wann sich dieser Übergang vollziehen wird, hängt davon ab, inwieweit die Voraussetzungen dafür herangereift sein werden, und dazu kann eine ziemlich lange Zeit benötigt werden.“[12]

Die Internationale Linke Opposition hingegen verhielt sich grundliegend anders. Sie ermutigte ihre Anhänger, sich an die Spitze des nationalen Befreiungskriegs zu stellen und gleichzeitig in ihrer Agitation die herrschende Oligarchie dafür anzugreifen, wie unfähig sie war, ihn zu gewinnen. Die Linke Opposition lehnte es gleichzeitig nicht ab, punktuell militärische Absprachen mit der Kuomintang zu treffen, solange bei der „Teilnahme am legitimen und fortschrittlichen nationalen Krieg gegen die japanische Invasion die Arbeiterorganisationen ihre völlige politische Unabhängigkeit bewahren.“[13] Die Teilnahme am Krieg war entscheidend, denn dadurch würden die chinesischen Massen wieder zum revolutionären Kampf erwachen. Aber gleichzeitig war es wichtig, einen revolutionär-sozialistischen Kurs beizubehalten statt vor der Bourgeoisie zu kapitulieren.

Die Siege der Bauernarmee gegen die japanischen Invasoren

Ende 1938 besetzte die japanische Armee ein Gebiet von eineinhalb Millionen km2 - ein Drittel aller Ackerflächen - mit 170 Millionen Einwohnern. Die Armee der Kuomintang, angeführt von Oberkommandeuren, die wegen ihrer antikommunistischen Einstellungen und nicht wegen ihrer militärischen Verdienste an die Spitze des Militärs gelangt waren, bewies hingegen ihre absolute Unfähigkeit. Die Soldaten, die oft gewaltsam rekrutiert wurden, waren schlecht ausgerüstet, schlecht bezahlt und schlecht versorgt.

Die Entwicklung der von der KPCh angeführten Bauernarmee war das genaue Gegenteil. Hatten die roten Truppen am Ende des Langen Marsches 30.000 noch Mann, so hatte sich die 8. Armee bis Ende 1937 verdoppelt. Zwischen 1938 und 1939 verdoppelte sich ihre Anzahl erneut. Bereits 1940 hatte die VIII. Armee 400.000 Mann, zu denen weitere 100.000 der neu gegründeten IV. Armee hinzukamen. Die Revolutionäre zeigten unglaublichen Heldenmut und Kreativität. Die japanische Expansion, die in den ersten Jahren noch relativ reibungslos von statten ging, wurde zu einem immer schwierigeren Unterfangen.

Beunruhigt über den revolutionären Aufschwung auf dem Land, blockierte Chiang 1939 die Guerillabasen. Unterdessen versuchte Mao immer wieder, einen „linken Flügel“ der Bourgeoisie auszumachen, aber die einzige wirkliche Diskrepanz innerhalb der Kuomintang konzentrierte sich darauf, welche imperialistische Macht den Zweiten Weltkrieg gewinnen würde und wer die kapitalistischen Mächte sein würden, mit denen sie sich verbünden könnten.

Nochmal, wo war die demokratische Bourgeoisie?

In diesem Zusammenhang befahlen die Kuomintang im Herbst 1940 Chu Teh, Oberbefehlshaber der Guerilla-Armee, alle Einheiten der 8. und 4. Armee in den Norden des Jangtse zu verlegen. Es war offensichtlich, dass Chiang die soziale Revolution, die in Schlüsselregionen des Landes stattfand, untergraben wollte. Trotz des offensichtlichen reaktionären Charakters dieser Kräfte setzte sich die Politik der Volksfront durch.

Am 4. Januar 1941, als die Guerilla-Truppen wie befohlen nach Norden vorrückten, wurde die Vierte Armee von einem verräterischen Angriff von 80.000 Kuomintang-Männern überrascht, unterstützt von militärischen Manövern der Japaner. Nach einer Woche heftigen Widerstands überlebten nur tausend Guerillas, wurden aber gefangen genommen und in ein Konzentrationslager geschickt. Anfang 1942 waren die Zahlen der 8. Armee von 400.000 auf 300.000 geschrumpft, und die Bevölkerung der befreiten Gebiete wurde halbiert.

In der Mandschurei, deren Städte im August 1945 von sowjetischen Truppen übernommen worden waren, bewies sich einmal mehr, dass Maos Politik der Klassenkollaboration nichts anderes als die Umsetzung der Strategie der russischen Bürokratie in China war. Die US-Imperialisten und die chinesischen Grundbesitzer und Kapitalisten waren besorgt über die Möglichkeit eines revolutionären Aufstands nach der wahrscheinlich scheinenden Niederlage der japanischen Truppen.

Um sie zu beruhigen, unterzeichnete Stalin noch im selben Monat, im August, einen Vertrag mit Chiang, in dem er sich verpflichtete, sich in den ersten 90 Tagen nach Kriegsende aus der Mandschurei zurückzuziehen, die Kontrolle über die Militärbasen von Dairen und Port Arthur zu behalten und den Ort ausschließlich an die Behörden der Kuomintang abzutreten.

Der Triumph der maoistischen Armee

Angesichts der guten Ergebnisse beschloss Chiang Anfang 1947, einen umfassenden Bürgerkrieg auszulösen, der mit einem Angriff auf die beiden großen roten Widerstandszentren in Yenan und Shandong begann. Trotz der Versetzung von Hunderttausenden von Männern hatte sich bis zum Ende des ersten Kriegsjahres das Verhältnis zwischen den Streitkräften erheblich verändert. Die Männer von Maos Volksbefreiungsarmee hatten mehr als 1,5 Millionen Kuomintang-Soldaten niedergeschlagen.

Das Ziel, eine Regierung mit kommunistischer Beteiligung zu bilden, die die Grenzen der kapitalistischen Wirtschaft einhielt, nach der sich Mao sehnte und die auch der US-Imperialismus anstrebte, wurde mit jedem Tag undurchführbarer. Dabei gab es zwei große Hindernisse. Auf der einen Seite die Opposition der reaktionärsten Teile der Kuomintang, vor allem aber auch die revolutionäre Rolle der Bauernmassen.

Die KPCh verfolgte eine energische Politik, die auf die Basis der Kuomintanger Armeen orientierte. Mitte September schlug sie ein Agrargesetz vor, in dem in Artikel 10 stand, dass die Familien der Offiziere und Soldaten der Kuomintang, ihre Kämpfer und andere Mitarbeiter der Feinde der KP(Ch), die in ländlichen Gebieten lebten, Land und Besitz erhalten sollten, der dem eines Bauern entsprach.

Von den Hunderttausenden von Gefangenen, die von Maos Armee gemacht wurden, wurden die meisten freigelassen. Einige kehrten in ihre Dörfer zurück, viele anderen wurden Teil der Volksarmee. Obwohl die Reaktion die großzügige Unterstützung des US-Imperialismus fand, hatte die Volksarmee eine wesentlich mächtigere Waffe zu ihren Gunsten: die landesweite Verallgemeinerung der Agrarrevolution, die ihre Zahl im ersten Jahr des Bürgerkriegs auf zwei Millionen erhöhte.

Da die Revolution auf dem Land eine vollendete Tatsache war, versuchte Mao nun noch, ihre Ausdehnung auf die städtischen Gebiete zu verhindern: „Man muß verhüten, daß die auf dem Lande zum Kampf gegen die Grundherren und Großbauern sowie zur Beseitigung der feudalen Kräfte durchgeführten Maßnahmen fälschlicherweise in den Städten angewendet werden. Ein strenger Unterschied muß gemacht werden zwischen der von den Grundherren und Großbauern praktizierten feudalen Ausbeutung, die abgeschafft werden muß, und den von den Grundherren und Großbauern betriebenen Industrie- und Handelsunternehmungen, die geschützt werden müssen. [...]Unter den Genossen, die in den Gewerkschaften arbeiten, und unter den Massen der Arbeiter muß eine Aufklärungstätigkeit entfaltet werden, damit sie einsehen, daß man keinesfalls nur die einseitigen Interessen des unmittelbaren materiellen Wohls sehen und dabei die langfristigen Interessen der Arbeiterklasse vergessen darf.“[14]

Im November 1949 begann die entscheidende Schlacht des Krieges, die größte seit Ende des Zweiten Weltkriegs. Es war Huai-hai's Kampagne, bei der die Streitkräfte der Volksbefreiungsarmee eine halbe Million Männer - 51 Divisionen - der nationalistischen Armee umzingelten. Chang Kai-shek versuchte, die Belagerung zu durchbrechen, indem er eine Armee mit schwerer Artillerie schickte, aber seine Streitkräfte kapitulierten am 10. Januar 1949.

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Am 1. Oktober 1949 ruft Mao Tse-tung an der Spitzes des Tores des Himmlischen Friedens, am Tiananmen-Platz in der Verbotenen Stadt Peking, die Volksrepublik China aus.

Chiang, völlig in die Enge getrieben, trat am 21. Januar 1949 als Präsident zurück, und am 22. Januar marschierten die Truppen der Volksbefreiungsarmee triumphierend in die ehemalige Reichshauptstadt Peking ein. Mao tat dies in einem Jeep aus den USA, der aus der Kriegsbeute der besiegten Armeen der Kuomintang stammte.

Der bevölkerungsreichste deformierte Arbeiterstaat der Welt

Sowohl die Pläne der stalinistischen Bürokratie in der UdSSR als auch die von Mao beinhalteten keinen sofortigen Bruch mit dem Kapitalismus. Getreu der Volksfrontstrategie dachten sie, dass China einen langen Prozess der kapitalistischen Entwicklung durchlaufen müsse, in dem die KPCh im Bündnis mit der Bauernschaft, den fortschrittlichen Kräften der Bourgeoisie und dem chinesischen Kleinbürgertum die Modernisierung des Landes vorantreiben würde.

Die Realität zeigte, dass diese Vorstellung nicht umsetzbar war: Die korrupte chinesische Bourgeoisie und ihre Verbündeten unter den Grundbesitzern und Imperialisten würden niemals so weitgehende Reformen wie die Verteilung des Landes, die Verbesserung der Arbeitsbedingungen usw. akzeptieren. So waren der Bruch mit dem Kapitalismus und die Enteignung imperialistischen Eigentums notwendige Bedingungen, um die Interessen der Millionen zu verwirklichen, die die KP(Ch) an die Macht gebracht hatten.

Die heroische revolutionäre Energie der chinesischen Bauernschaft, gepaart mit der Kraft der Volksbefreiungsarmee, war nicht in der Lage die fehlende Beteiligung der Arbeiterklasse im Prozess der chinesischen Revolution zu ersetzen. Dieser Schlüsselaspekt verhinderte nicht den Sieg der Volksbefreiungsarmee und die Umwandlung des dekadenten halbfeudalen chinesischen Staates in einen Arbeiterstaat durch die Verstaatlichung der Industrie und die Planung der Wirtschaft, und prägte dennoch ganz entscheidend den politischen Charakter des neuen Regimes.

Das maoistische China begann dort, wo die Sowjetunion geendet hatte: als bürokratisch deformierter Arbeiterstaat, in dem eine Kaste, die aus den Militärkommandanten und Führern der KP(Ch) gebildet wurde, die Kontrolle über den Staat übernahm. Es gab keine Arbeiterdemokratie, keine Sowjets, keine demokratische Arbeiterkontrolle und -verwaltung über verstaatlichte Produktionsmittel.

Dennoch erzielte die verstaatlichte, zentralisierte und bürokratische Planwirtschaft zwischen 1949 und 1957 mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 11% wichtige Erfolge. Die Eliminierung von Latifundien und Agrarkapitalismus ermöglichte es, die Lebenserwartung, sowie die Zahl der Ärzte und Schulen deutlich zu erhöhen. Wenn 1945 die Lebenserwartung 40 Jahre betrug, waren es 1979 bereits 70. Wenn 1952 1.000 Traktoren jährlich produziert wurden, waren es 1976 190.000.

Allerdings sorgten die dramatischen Abenteuer der maoistischen Bürokratie in den Jahren 1958 und 1966, bekannt als der Große Sprung nach vorn und die Kulturrevolution, für gravierende soziale Umwälzungen.[15] Beide zeigten, dass China trotz seiner geografischen und demografischen Unermesslichkeit den Sozialismus innerhalb seiner Grenzen nicht aufbauen konnte; um das zu ermöglichen, hätte die chinesische Revolution ihre Isolation durchbrechen müssen.

1978, zwei Jahre nach Maos Tod, startete die Bürokratie eine Reihe von Reformen zur Wiederbelebung der Wirtschaftstätigkeit und zur Steigerung der Arbeitsproduktivität. Im selben und in den folgenden Jahren wurden Maßnahmen ergriffen, die die Formen des landwirtschaftlichen Eigentums betrafen, den Eintritt ausländischer Investitionen und die Schaffung von „Sonderwirtschaftszonen“ ermöglichten.

Nach der militärischen Niederschlagung der Tiananmen-Revolte von 1989 wurden die Reformen beschleunigt, indem grünes Licht für den Besitz von Privateigentum an Produktionsmitteln und die Ausbeutung der Lohnarbeit gegeben wurde. In einem jahrelangen Prozess wurde die stalinistische Bürokratie in eine neue Besitzerklasse zurückverwandelt und verwandelte sich bis heute in eine mächtige Bourgeoisie mit imperialistischen Ambitionen.

Als die Deformationen des Arbeiterstaates einen Punkt erreichten, der die Bürokratie der KP(Ch) daran hinderte, ihre Privilegien dank des neuen, aus der Revolution von 1949 stammenden Sozialregimes aufrechtzuerhalten, hatten Chinas führende Politiker wie ihre russischen Kollegen keine Bedenken, sich mit Waffen und Gepäck dem Kapitalismus zuzuwenden. Obwohl die rote Flagge mit Hammer und Sichel weiterhin über China weht, wird der Prozess der kapitalistischen Restauration seit Jahren vollzogen.

Die Uhr der Geschichte hört jedoch nicht auf, sich zu drehen. Die siegreiche kapitalistische Konterrevolution hat den Roten Drachen zu einer imperialistischen Macht gemacht, die in der Lage ist, die Hegemonie der USA auf dem Planeten herauszufordern, während sie 200 Millionen Bauern aus ihren Dörfern entwurzelt und zu Arbeitern gemacht hat, die unter den für das frühe 20. Jahrhundert typischen Bedingungen arbeiten.

Und dieses Proletariat ist es nun, dessen Aufgabe es sein wird, den Umsturz gegen ein in tyrannisches und ausbeuterisches kapitalistisches Regime zu organisieren. In den Worten von Marx und Engels gesprochen:

„Mit der Entwicklung der großen Industrie wird also unter den Füßen der Bourgeoisie die Grundlage selbst hinweggezogen, worauf sie produziert und die Produkte sich aneignet. Die produziert vor allem ihren eigenen Totengräber. Ihr Untergang und der Sieg des Proletariats sind gleich unvermeidlich.“[16]

 

 

 

[1] Karl Marx/Friedrich Engels – Werke, (Karl) Dietz Verlag, Berlin. Band 7, 1. Auflage 1960, Berlin/DDR. S. 222.

[2] Kriegslehen im Osmanischen Reich

[3] Franklin W. Houn, Breve historia del comunismo chino. Fondo de Cultura Económica 1976-México DF. S. 28.

[4] Harold R. Isaacs, La tragedia de la revolución china. SECKER & WARBURG, Londres-1938. Pg. 58. (frei übersetzt aus dem Spanischen, A.d.Ü.)

[5] Weiter unten im Text heißt es: „Die Frage lautete: Können wir die Behauptung als richtig anerkennen, daß die zurückgebliebenen Völker, die sich jetzt befreien und unter denen wir jetzt, nach dem Krieg, eine fortschrittliche Bewegung beobachten, das kapitalistische Entwicklungsstadium der Volkswirtschaft unbedingt durchlaufen müssen? Diese Frage haben wir mit einem Nein beantwortet.“
W.I. Lenin – Werke, (Karl) Dietz Verlag, Berlin. Band 31, 6. Auflage 1974, unverändert nach der 1. Auflage 1959, Berlin/DDR, S.230 ff.

[6] Harold R. Isaacs, La tragedia de la revolución china. SECKER & WARBURG, Londres-1938. Pg. 66. (frei übersetzt aus dem Spanischen, A.d.Ü.)

[7] Leo Trotzki, „An die chinesische Linke Opposition“. Brief vom 8. Januar 1931. In: Trotzki, Schriften Band 2.2 „Über China 1928-1940“. 1990: Rasch und Röhring. S. 712.

[8] Ebd.

[9] Franklin W. Houn, Breve historia del comunismo chino. Fondo de Cultura Económica 1976-México DF. P. 43 y 44.

[10] Mao Tse-tung, „Über die Taktik im Kampf gegen den japanischen Imperialismus“, 27. Dezember 1935. In: Mao Tse-tung, „Ausgewählte Werke“, Band I, Peking 1968, S.169-208.

[11] Mao Tse-tung, „Über den Widerspruch“, August 1937. In: Mao Tse-Tung, Fünf philosophische Monographien, Verlag für fremdsprachige Literatur, Peking 1976, S.27-87.

[12] Mao Tse-tung, „Über die Taktik im Kampf gegen den japanischen Imperialismus“, 27. Dezember 1935. In: Mao Tse-tung, „Ausgewählte Werke“, Band I, Peking 1968, S.169-208.

[13] Trotsky, China y el pacifismo, 16 de octubre de 1937, en La segunda revolución china, p. 172., (frei übersetzt aus dem Spanischen, A.d.Ü.)

[14] Mao Tse-tung: „Teil über die Industrie- und Handelspolitik“, 27. Februar 1948. In: Mao Tse-tung, Ausgewählte Werke Band IV, Verlag für fremdsprachige Literatur, Peking 1969, S. 213-215.

[15] Beide hatten schreckliche Auswirkungen auf die Wirtschaft: sie führten zu einem Rückgang der Industrieproduktion um bis zu 15% zwischen 1967 und 1968. Es wird geschätzt, dass zwischen 1958 und 1962 mehr als 15 Millionen Menschen an den Folgen der Nahrungsmittelknappheit verhungert sind.

[16] Karl Marx, Friedrich Engels: „Das kommunistische Manifest“, 1848. In: Karl Marx/Friedrich Engels – Werke, (Karl) Dietz Verlag, Berlin. Band 4, 6. Auflage 1972, unveränderter Nachdruck der 1. Auflage 1959, Berlin/DDr. S.459-493.

 

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