Am 8. April eröffnet das Westfield-Center in der Hamburger HafenCity – begleitet von Werbung für „exklusive Goodiebags, tolle Gratis-Produkte und bis zu 25 % Rabatt“.
Am Vormittag wird Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher, guter Freund großer Investmentfirmen, symbolisch das rote Band durchschneiden und die neue Luxusmall einweihen.
Für die Arbeiterklasse gibt es hingegen nichts zu feiern.
Ein Prestigeprojekt – bezahlt mit Blut
Seit 2015 investierte der Konzern Unibail-Rodamco-Westfield (URW) mindestens zwei Milliarden Euro in das Projekt mit über 419.000 Quadratmetern Geschäftsfläche. Möglich wurde das nur durch massives Kostendrücken – auf dem Rücken der Bauarbeiter.
Zwischen 2022 und 2023 wurden fast 700 behördliche Arbeitsschutz-Anordnungen gegen die Baustelle erlassen, dazu ein Zwangsgeldverfahren und mehrere Ordnungswidrigkeiten.
Bereits im Januar 2022 kam ein rumänischer Kollege ums Leben. Es folgten mehrere schwere Arbeitsunfälle, ein Großbrand durch explodierende Gasflaschen und wiederholt eklatante Verstöße gegen den Arbeitsschutz – bei insgesamt 23 Kontrollen.
Fünf Tote – das Ergebnis tödlicher Profitlogik
Am 30. Oktober 2023 dann der vorläufige Höhepunkt: Ein Gerüst stürzte in einen Fahrstuhlschacht, fünf Arbeiter starben.
Alle fünf waren ohne Kranken- oder Sozialversicherung beschäftigt, teilweise unter falschem Namen – für einen Hungerlohn.
URW schob jede Verantwortung von sich, verwies auf Subunternehmen – eine beliebte Taktik - um sich aus der Verantwortung zu ziehen.
Solidarität statt Schweigen – die Familien bleiben allein
Statt für die Überführung der Verstorbenen aufzukommen, musste eine Solidaritätskampagne das Geld sammeln, um die toten Kollegen nach Albanien zu bringen.
Von URW: kein Cent. Kein Wort. Kein Respekt.
Keine Ausnahme – systematische Ausbeutung!
Diese Zustände sind kein Einzelfall. Auf Baustellen in ganz Deutschland schuften migrantische Kollegen unter lebensgefährlichen Bedingungen, oft illegalisiert, ohne Absicherung, zu den niedrigsten Löhnen.
Unser Leben zählt nicht, solange wir Profit bringen – und ist nichts mehr wert, sobald wir nicht mehr funktionieren.
Handlanger des Kapitals
Doch die Schuld liegt nicht allein bei URW.
Peter Tschentscher wird dem neuen URW-Geschäftsführer Jakub Skwarlo am Dienstag die Hand schütteln – obwohl spätestens nach dem ersten Toten 2022 genug Anlass gewesen wäre, die Baustelle zu schließen.
Das Amt für Bauordnung und Hochbau kontrollierte – aber zog keine Konsequenzen.
Die Politik schaut nicht nur weg, sie decken diese Zustände und feiern letztlich zusammen mit Unternehmen – auf den Gräbern unserer Kollegen.
Wir dürfen uns nicht spalten lassen – nicht nach Pass, Herkunft oder Status.
Denn es sind die gleichen Unternehmer, die unsere Kolleg für Hungerlöhne schuften lassen und gleichzeitig versuchen, uns gegeneinander auszuspielen.
Ob hier geboren oder nicht – dieselbe Klasse, derselbe Kampf
Wir fordern:
Demokratische Rechte für alle
Ein Ende aller migrationsfeindlichen und kriminalisierenden Gesetze
Ein sozialistisches Programm gegen Ausbeutung, Kürzungen und Prekarität
Die Enteignung der Großkonzerne – für echte Kontrolle des gesellschaftlichen Reichtums durch die arbeitende Bevölkerung
8. April – Mahnwache statt Einweihungsfeier
Die junge IG BAU ruft am 8. April um 15:30 Uhr zur Mahnwache parallel zur Center-Eröffnung auf:
Park an der U-Bahn-Station Überseequartier
Kommt vorbei, setzt ein Zeichen gegen Ausbeutung, erinnert mit uns an die getöteten Kollegen und lasst uns austauschen, wie wir gemeinsam Gegenmacht organisieren können.
Keine Toten für Luxusmalls. Keine Profite auf unserem Rücken.