Der Teilerfolg im Tarifkampf der GDL für Arbeitszeitverkürzung zeigt, dass Arbeitszeitverkürzung ohne Lohnverlust mit einem entschlossenen Kampf erringbar ist.

Gemäß dem Abschluss, der zwischen den Spitzen der GDL und der DB in Geheimverhandlungen getroffen wurde, kann die Arbeitszeit bei gleichbleibendem Lohn bis 2029 schrittweise um 3 Stunden, auf 36 Stunden abgesenkt werden.

Doch was Weselsky als „ein Erfolg – fast auf ganzer Linie“ nach dem kämpferischen monatelangen Streik darstellt, beweist nur die Kampfkraft der Kollegen, und ist trotz der Bereitschaft der Gewerkschaftsführung zustande gekommen, die sich am Ende wieder dem sozialen Frieden verschrieb.

So kommt die Reduzierung stufenweise bis 2029 und die erste Reduzierung um eine Stunde findet erst 2027 statt – also nach Ende eines Teils des Tarifvertrages. Nach dieser Reduzierung müssen sich die Beschäftigten für die weitere Verringerung der Stunden selbst beim Arbeitgeber melden. Die Krux an der Sache ist, dass dann aber auch jede Stunde Mehrarbeit mit 2,7 Prozent des Bruttolohns vergütet wird, und die Wahl einer 40-Stunden-Woche ermöglicht wird, was allgemein die Regelungen zur Arbeitszeit im Eisenbahnergewerbe weiter dereguliert und zersplittert. Noch dazu findet dann, zumindest bei einem Teil der Belegschaft, eine Ausweitung des Arbeitstags statt. Dazu kommt, dass das bei einem Unternehmen wie der Deutschen Bahn, wo der Personalmangel chronisch ist, zu extremem Druck durch die Vorgesetzten führen wird, die Stunden nicht zu reduzieren.

Das spielt besonders deshalb eine Rolle, weil der Abschluss statt einer Erhöhung des Lohnes von 555€ nur eine Erhöhung von 420€ in zwei Schritten enthält, mit der ersten Auszahlung von 210 € im August 2024 und 210€ zum April 2025. Dazu kommt die Zahlung einer Inflationsausgleichsprämie von 2.850 €, die sich aber, wie bereits in vergangenen Tarifrunden festgestellt wurde, überhaupt nicht langfristig auf die Lohntabelle auswirkt.

Methoden der Gewerkschaftsführung schränken Kampfkraft ein

Es wäre ohne Frage viel mehr möglich gewesen mit einer Belegschaft, die sich Mitte Dezember zu 97 % für einen unbefristeten Vollstreik ausgesprochen hatte. Statt einem Flickenteppich wäre auch eine Eskalation und Ausweitung des Streiks, und eine Ablehnung weiterer Deregulierung der Arbeitszeit möglich gewesen!

Das wurde durch die bürokratischen Methoden der Gewerkschaftsführung verhindert: Die Verhandlungen mit der DB fanden ohne Einbezug der Gewerkschaftsmitglieder und Streikleitung statt, was weit hinter den Methoden zurückfällt, die beispielsweise in der Krankenhausbewegung angewandt wurden – direkte demokratische Rückkopplung zwischen Tarifkommissionen und Gremien aus gewählten Vertretern der Streikenden.

Auch wurde für den nächsten Tarifvertrag versucht, der kämpferischen Stimmung der Belegschaften einen Schlussstrich zu setzen, indem die Führung der GDL sich mit der DB auf eine zweimonatige Friedenspflicht geeinigt hat, nachdem der Tarifvertrag Ende 2025 ausläuft.

Alle GDL-Mitglieder sollten in der Urabstimmung bis zum 24. April mit Nein stimmen. Nur wenn wir uns vernetzen, organisieren und weiterkämpfen kann der Kampf um echte, umfassende Verbesserungen am Arbeitsplatz möglich sein!

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