Nachdem Michael Piazolo, der Bayerischer Staatsminister für Unterricht und Kultus, am 27. Januar die Entscheidung verkündete, dass bestimmte Jahrgangsstufen wieder zum Präsenzunterricht zurückkehren sollen, regte sich bei einigen Oberstufenklassen Widerstand gegen diese Entscheidung. Die Oberstufenschüler und Schülerinnen der Staatlichen Fachoberschule II in Nürnberg traten daraufhin, Anfang Februar, parallel mit anderen Schülern in einen Streik. Diesem Beispiel folgten auch andere Schüler in Bayern, beispielsweise die des Bayernkollegs und die Oberstufenschüler und Schülerinnen des Hohlbein-Gymnasiums in Augsburg; dort meldete sich aus Protest die gesamte 12. Jahrgangsstufe krank. Die Schüler lehnen den Unterricht im Schulgebäude wegen der Infektionsgefahr durch Covid-19 ab. Sie sehen den Präsenzunterricht als inkonsequent im Angesicht der aktuellen Infektionsschutz-Politik. Außerdem führe der Präsenzunterricht zur Belastung aller Beteiligten, die Schüler können sich durch die Angst, sich oder Angehörige zu infizieren, nicht auf die Vorbereitung der Prüfungen konzentrieren. Lehrer stehen vor dem gleichen Problem und müssen zusätzlich die Materialien sowohl für den Online- als auch den Präsenzunterricht vorbereiten. Des Weiteren haben die Schüler gegen die Streichung der Faschingsferien und für eine Reduktion des Prüfungsstoffes gestreikt, da die Bedingungen des Präsenz- und, in diesem Fall, Wechselunterrichts (das heißt Aufteilung von Lerngruppen in konstante Schülergruppen, die im Wechsel mit anderen Schülergruppen zu unterschiedlichen Zeiten in Präsenz und Distanz unterrichtet werden) dazu führen, dass Schüler und Lehrer mit dem Lernstoff nur halb so schnell vorankommen.

Wir solidarisieren uns mit den Schülern und Schülerinnen der Schulstreiks. Die Corona- Politik der Bundesländer ist chaotisch und nicht im Sinne der betroffenen Schüler, Schülerinnen und Lehrkräfte. Wir sind der Meinung, dass es ein demokratisches Mitentscheidungsrecht der Schüler und Beschäftigten an den Schulen geben muss. Wir begrüßen es, dass gerade Jugendliche sich organisieren, um mit gemeinsamer Kraft politische Forderungen durchzusetzen. Wir ermutigen alle Schüler, ihre Forderungen durch Protestaktionen an Schulen durchzusetzen und sich in Schülergewerkschaften zu organisieren.

1. Wir fordern, dass Entscheidungen demokratisch von Schülern, Schülerinnen und Beschäftigten in der Schule (Lehrer, Pädagogen etc.) getroffen werden. Uns ist bewusst, dass es auch im Online-Unterricht Probleme gibt, da der Zugang zu Ressourcen unter den Schülern unterschiedlich ist und von ihren sozialen/materiellen Lebensbedingungen abhängig ist. Daher fordern wir, dass Prüfungen optional sind.

2. Sanierung aller Schulgebäude und Einrichtungen, welche es erfordern. Ausbau öffentlicher Schulen.

3. Rettungsplan für öffentlichen Schulen: Senkung auf 15 Schüler pro Klassenraum, Einstellung von mehr Lehrern, um die Beschulung der Klassen zu gewährleisten. Wir fordern die Einstellung von mindestens 100.000 weiteren Lehrern in den nächsten Jahren! Luftreinigungsmaschinen und Bereitstellung von genügend Masken, Handschuhen, Desinfektionsmitteln und anderen notwendigen Sanitärmaterialien an allen öffentlichen Schulen.

4. Maßnahmen zum Schutz von Jugendlichen und berufstätigen Familien. Unser Recht auf Gesundheit muss innerhalb und außerhalb des Klassenzimmers sichergestellt werden! Bessere öffentliche Gesundheitsversorgung und besserer Zugang zu Krankenhäusern und Gesundheitszentren für alle. Verstaatlichung und Demokratisierung von lebensgrundlegender Ressourcen (Wohnraum, Wasser, Elektrizität etc.).

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