Die Revolution ist zurück im Rampenlicht!

15 Jahre nach der Subprime-Krise und dem anschließenden Zusammenbruch des globalen Finanzsystems stehen wir vor einer weiteren Katastrophe, die den Kapitalismus in ein noch größeres Chaos zu stürzen droht. Und wieder einmal rufen Zentralbanken, Regierungen, Wirtschaftsanalysten und die Medien verzweifelt zur Ruhe auf und behaupten, die Situation sei nicht dieselbe wie 2008. Und sie haben Recht: das ist sie nicht, sie ist unendlichmal schlimmer!

Damals, nach dem Konkurs von Lehman Brothers und am Rande der schwersten globalen Rezession seit 1929, wiederholten sie bis zum Überdruss, dass sie ihre Lektion gelernt hätten, dass sie die Gier der Banker zügeln und strenge Vorschriften erlassen würden, um unkontrollierte Spekulationsblasen zu verhindern. Sie versicherten uns, dass sie die Solvenz und Stabilität der betroffenen Banken und Institute garantieren würden. Diese Botschaft wurde zu Lande, zu Wasser und in der Luft verbreitet, um die Rettung des großen Finanzkapitals mit Billionen von Dollar und Euro an öffentlichen Geldern zu rechtfertigen, während gleichzeitig drakonische Anpassungspläne und brutale Sparmaßnahmen gegen die Arbeiterklasse und die Sozialausgaben durchgesetzt wurden. Es war eine noch nie dagewesene Sozialisierung der Verluste und Privatisierung der Gewinne.

Aber die ganze Propaganda, die sie uns verkauften, war eine Lüge. Und was für eine Lüge das war! Wie wir jetzt sehen, hat sich nichts geändert, ganz im Gegenteil! Alle Elemente, die die Finanzkrise verursacht haben, haben sich exponentiell vervielfacht und einen spekulativen Berg von fiktivem Kapital erzeugt, wie ihn die Geschichte noch nie gesehen hat. Ein Berg, der, wie es unvermeidlich war, zu zerfallen beginnt und alles mit sich zu reißen droht. Im imperialistischen Kapitalismus, in seinem Stadium des Verfalls, muss es zwangsläufig so sein.

Es geht nicht um ein paar faule Äpfel, es geht um das gesamte Finanzsystem!

Nach den Marathonsitzungen und Maßnahmen zur Rettung der Credit Suisse vor dem totalen Konkurs und nach der Einigung auf den Kauf durch den anderen Schweizer Bankenriesen, die UBS, bleibt die Lage kritisch. So brauch auch am Montag, dem 20. März, die Credit Suisse an der Börse noch um 60 % ein, und die UBS verzeichnete Kursverluste von fast 10 %.

Die Lage ist so ernst, dass die Federal Reserve (Fed), die Europäische Zentralbank und die Zentralbanken Großbritanniens, Japans und Kanadas einen neuen siebentägigen Liquiditätsstopp vereinbarten, um das Finanzkapital zu retten. Die Ungleichgewichte sind jedoch so weit fortgeschritten, dass auch jetzt noch nicht klar ist, ob sie das Ausbluten dauerhaft werden stoppen können.

Im März brachen drei nordamerikanische Banken ein, und es werden nicht die letzten gewesen sein. Die bedeutendste war die Silicon Valley Bank mit „Vermögenswerten“ von mehr als 200 Milliarden Dollar, die größte Bankenpleite seit 2008 und eine der größten in der Geschichte der USA. Aber die Schockwelle brachte auch viele andere Institute in Schwierigkeiten, vor allem die First Republic Bank, die trotz eines Rettungsplans in Höhe von 30 Milliarden Dollar weiter untergeht, oder weitere Banken von der Größe der Credit Suisse.

Nach dem Ausbruch der Panik trat Präsident Biden, wie Bush 2008 oder Herbert Hoover 1929, vor die Presse, um zu erklären, dass die Situation unter Kontrolle sei: „Das Bankensystem ist gesund. Ihre Einlagen sind sicher.“ Doch in Wahrheit hat diese eilig anberaumte Pressekonferenz das genaue Gegenteil auf den Tisch gebracht. Wie einige Analysten einräumen, besteht das Grundproblem darin, dass die Spekulationsspirale, die zu einem Berg unbezahlbarer Schulden und einer kolossalen Finanzblase geführt hat, ein solches Ausmaß angenommen hat, dass die tatsächlichen Dimensionen des Problems nicht wirklich bekannt sind. Das wird selbst von Personen wie Manuel Pérez, stellvertretender Direktor von La Vanguardia (spanische Zeitung, Anm. d. Ü.) und Wirtschaftsjournalist, der sicherlich weit vom Marxismus entfernt ist, deutlich erklärt:

„Zwei voneinander getrennte Episoden, die der kalifornischen Bank und die des Züricher Riesen, die aber bei den Anlegern das gleiche Gefühl hervorrufen, nämlich Misstrauen: Das Bank- und Finanzwesen ist weder das, was es sagt, noch das, was es scheint. Denn nicht einmal die Zentralbanker wissen mit Sicherheit, wie es um die Eingeweide der Bankengiganten bestellt ist und vor allem, was sich hinter dem langen Schatten ihrer Aktivitäten verbirgt, die nicht in ihren öffentlichen Bilanzen erscheinen. Wir sprechen hier von mehr als 230 Billionen, dem Dreifachen des weltweiten Bruttoinlandsprodukts (BIP), die sich praktisch unkontrolliert von Regierungen und Regulierungsbehörden bewegen. Und an den Märkten ist die Party bereits in vollem Gange, mit dem Verkauf von Bankaktien ohne Unterschied. Wen wird die Krise der Credit Suisse mit in den Abgrund reißen? Das globale Bankenwesen hat sein eigenes Tempo beibehalten, indem es auf billiges Geld spekuliert und seine verspäteten Finanzbomben unter jede spekulative Aktivität gesetzt hat, die hohe Renditen verspricht. Nach einem Jahrzehnt voller Wein und Rosen mit negativen Zinssätzen hat der Spekulationsberg kolossale Ausmaße erreicht. Aber niemand, auch nicht die großen Zentralbanker, ist in der Lage zu wissen, wohin diese Schlange der Schulden führt, deren Endziel die Pyramidenorgie der Kryptowährungen war; oder die Immobilienaktivitäten, die den Zusammenbruch eines Blackstone-Fonds verursachten; oder die LDIs (Liability-Driven Investing), die die privaten Pensionsfonds des Vereinigten Königreichs zu Fall brachten und die Bank of England zwangen, ihre Rettung mit einem Notfallplan zu organisieren.“ [1]

Es geht also nicht um einige wenige faule Äpfel, sondern um das System als Ganzes. Die US-Regierung selbst hat dies am 6. März, wenige Tage vor dem Zusammenbruch der Silicon Valley Bank, durch den Vorsitzenden der Federal Deposit Insurance Corporation FDIC [2] eingeräumt: „Die meisten Banken haben einen gewissen Betrag an nicht realisierten Verlusten in Wertpapieren. Die Summe dieser nicht realisierten Verluste, einschließlich der zur Veräußerung verfügbaren oder bis zur Fälligkeit gehaltenen Wertpapiere, belief sich Ende 2022 auf etwa 620 Mrd. Dollar.“ [3] Mit anderen Worten: In den Bilanzen der US-Banken befinden sich Verluste in Höhe von mindestens 620 Milliarden Dollar, die noch nicht aufgetaucht sind.

Die Situation ist so kritisch, dass sie sich alle an die Federal Reserve (FED) gewandt haben, um 164,8 Milliarden Dollar zu erbitten. Ein Betrag, der den bisherigen historischen Rekord von 111 Milliarden Dollar übertrifft, der in den schlimmsten Momenten der Finanzkrise 2008 gefordert wurde. Zu diesem astronomischen Betrag kommen noch die 142,8 Milliarden Dollar hinzu, die die FDIC den Banken zur Verfügung gestellt hat, die die Einlagen der gescheiterten Banken übernommen haben. Mit anderen Worten: eine Liquiditätsspritze von 300 Milliarden Dollar in nur einer Woche! [4] Alles ist „in Ordnung“, aber wie immer zum ausschließlichen Nutzen der Finanzplutokraten.

Obwohl die Fakten und Daten unbestreitbar sind, verbreitet die Propagandamaschinerie wieder einmal die gleichen Lügen, um die Panik zu umgehen, indem sie darauf hinweist, dass das internationale Finanzsystem solvent ist, dass es keine Krise wie 2008 geben wird und dass die Zentralbanken über zahlreiche Instrumente verfügen, um mit der Situation fertig zu werden.

Eine Ablenkungskampagne, der sich führende Politiker der Linken wie Bernie Sanders oder keynesianische Ökonomen wie Krugman oder Eduardo Garzón, der Bruder des spanischen Ministers für Verbraucherschutz Alberto Garzón, angeschlossen haben, die diese Situation ausschließlich Trump anlasten, weil er die von Obama verabschiedeten Finanzkontrollvorschriften gelockert hat, oder die versuchen, diese Insolvenzen als typisch amerikanisches Problem zu erklären, das nichts mit den europäischen Banken zu tun hat, die angeblich sehr gesund und perfekt ausgeglichen sind.

Das alles sind schlechte Analysen, die versuchen, das System selbst von der Spekulationsorgie freizusprechen und darauf bestehen, dass ein Kapitalismus mit menschlichem Antlitz möglich ist.

Die Realität übertrifft immer die Fiktion, und die Ereignisse haben keine Atempause gewährt. Tage nach dem Zusammenbruch der Silicon Valley Bank war mit der Credit Suisse eine der größten und ältesten europäischen Banken an der Reihe, die zu den dreißig systemrelevanten Banken der Welt gehört (die berüchtigten „too big to fail“ Banken). Mit einer Bilanzsumme von 574 Milliarden Dollar Ende 2022 (gleichauf mit Lehman Brothers) war die Lage der Bank so ernst, dass nicht einmal die von der Schweizer Zentralbank vorgeschlagene Rettungsaktion in Höhe von 50 Milliarden Dollar das Risiko eines Konkurses abwenden konnte.

Trotz der Appelle der Europäischen Zentralbank, die zur Ruhe aufruft und erklärt, sie sehe keine Ansteckungsgefahr, haben die großen europäischen Banken zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Berichts bereits 50 Milliarden Euro an der Börse verloren. Wer so tut, als hätte der Zusammenbruch einer systemrelevanten Bank wie der Credit Suisse keine Auswirkungen auf den Rest des europäischen Bankensektors, hält uns für dumm. Daher die verzweifelte Rettungsaktion, die von der anderen großen Schweizer Bank, der UBS (die 2008 noch selbst gerettet wurde!) gestartet wurde.

Überproduktionskrise und Finanzspekulation

Um das Wesen der Finanzkrise und damit der kapitalistischen Krise zu verstehen, muss man sich mit der ganzen ideologischen Propaganda auseinandersetzen, die versucht, der Arbeiterklasse Sand in die Augen zu streuen. Dazu muss man zunächst einmal verstehen, dass der Kapitalismus in seinem gegenwärtigen Stadium, in seinem Stadium der imperialistischen Dekadenz, einen immer parasitäreren und reaktionäreren Charakter annimmt, der das Ergebnis der absoluten Vorherrschaft des Finanzkapitals und der großen Monopole ist.

Alle Maßnahmen, die von den Zentralbanken und Regierungen nach der Krise von 2008 ergriffen wurden, haben genau diesen „Casinokapitalismus“, den sie zu bekämpfen vorgaben, vor allem in den USA und in Europa angeheizt, indem sie die Finanzspekulationen noch weiter vorantrieben und neue und monströse Blasen mit Staatsschulden, Kryptowährungen, Immobilien oder anderen Aspekten schufen, die kurzfristig schnelle Profite einbringen und, wenn möglich, den Umweg über das produktive System vermeiden.

Die Wurzel der Krise liegt jedoch nicht nur in der Finanzsphäre, sondern vor allem in der realen, produktiven Wirtschaft. Wie Marx und Engels im Kommunistischen Manifest [5] erklärten, ist der Kapitalismus zu periodischen Überproduktionskrisen verdammt. Die Produktivkräfte werden durch das Privateigentum an den Produktionsmitteln und das Korsett des Nationalstaates erdrückt und sind ab einem bestimmten Punkt nicht mehr in der Lage, sich weiterzuentwickeln. Sie geraten in eine Krise, stagnieren und gehen zurück, und infolgedessen sinken die Lebensbedingungen der Massen unwiederbringlich. Das geschieht aber nicht, weil es nicht Ressourcen im Überfluss gäbe, weil es an Nahrungsmitteln oder Gütern mangelt oder weil uns die Technologie und die wissenschaftlichen Errungenschaften fehlen, um die Geißeln zu beseitigen, unter denen die Mehrheit der Menschheit leidet. Im Gegenteil, es gibt zu viele davon! Es entwickelt sich eine Krise der Überproduktion.

In den letzten Jahren wurden, wie wir bereits erläutert haben [6], Rekordernten verzeichnet; im Falle von Weizen war die Ernte 2022 die größte in der Geschichte. Und in allen strategischen Sektoren sind die historisch hohen Profite der Monopole nicht auf irgendeinen Mangel zurückzuführen, sondern auf die konzertierte Spekulation der großen Investmentfonds, die die wichtigsten Industriezweige der Welt beherrschen: im Energiebereich, bei Öl und Gas, bei Rohstoffen wie Stahl, Aluminium oder Kohle, in der Autoindustrie oder im Lebensmittelsektor.

Und die Maßnahmen, die die verschiedenen imperialistischen Mächte in ihrem Kampf um die Weltherrschaft ergreifen, verschärfen die Krise der Überproduktion, der Spekulation und der steigenden Inflation noch. Ein gutes Beispiel dafür ist die Halbleiterindustrie, in der China, die USA und Europa in ihrem Kampf um die Sicherung dieses grundlegenden Rohstoffs für einen großen Teil der Industrie die Produktion exponentiell steigern wollen. Die gleiche Geschichte wiederholt sich in allen Bereichen.

Das Mittel, mit dem die Kapitalisten die ihnen durch die Überproduktionskrise auferlegten Grenzen überwinden wollen, ist der Rückgriff auf Kredite, Schulden und Spekulationen, aber sie tun dies in einem solchen Ausmaß, dass sie die objektiven Bedingungen für „umfangreichere und heftigere Krisen schaffen und die Mittel zu ihrer Verhinderung verringern.“ [7] Der Kapitalismus funktioniert, um den kurzfristigen Unternehmensgewinn zu maximieren, und wenn die Kapitalisten mit unzureichenden Profiten im Produktionsprozess konfrontiert sind, wenden sie sich der Börsenspekulation und dem Schuldengeschäft zu, um ihre Gewinne zu erhalten und zu steigern. Auf diese Weise ist das spekulative und fiktive Kapital, das in das Räderwerk des Wirtschaftsmechanismus eingeführt wurde, zu einem Höchstmaß angewachsen. Ein Ballast, der die Wirtschaft und die Gesellschaft als Ganzes früher oder später in den Abgrund reißt, auch wenn genügend materieller Reichtum vorhanden ist, um das zu verhindern.

Diese dem kapitalistischen System innewohnenden Gesetze, die vom Marxismus immer wieder erklärt wurden, sind es, die die Kapitalisten, die Zentralbanken und die westlichen Regierungen in eine Sackgasse geführt haben. Die Debatten über die Frage, ob die Zinsen erhöht werden sollen oder nicht, gehen am Wesentlichen vorbei: Wir haben es mit einer ungelösten Überproduktionskrise zu tun, die sich aufgrund der Existenz zweier großer imperialistischer Blöcke ständig verschärft und in der sich die USA offensichtlich in einer Position des unaufhaltsamen Niedergangs befinden.

All dies kann nicht durch Buchhaltungstricks oder durch das Drucken von Geld nach Belieben getarnt werden, indem die immense Masse des fiktiven Kapitals auch noch weiter erhöht wird. Sie sind völlig gefangen. Jede Entscheidung, die sie treffen, wird sich negativ auswirken.

Die Inflationsspirale, die sich ungebremst fortsetzt und ein aggressives Krebsgeschwür darstellt, ist genau die Folge dieser Politik des billigen Geldes, ja sogar des Freigeldes, und der ständigen und groß angelegten Liquiditätsspritzen zugunsten von Banken und Großunternehmen, von denen viele in Wirklichkeit bankrott sind.

Larry Fink, der Vorsitzende von BlackRock, dem größten Investmentfonds der Welt, hat das klar herausgestellt: „Jahrelange Zinssenkungen haben die Vermögensverwalter dazu veranlasst, ihr Engagement in illiquiden (d. h. rein fiktiven und spekulativen) Anlagen zu erhöhen, indem sie im Gegenzug für höhere Renditen einen Teil der Liquidität opferten.“ [8] Mit anderen Worten: Sie nutzen das harte Geld der Einleger und das von den Zentralbanken und Regierungen gewährte Geld, das öffentliche Geld der Steuerzahler, um sich die Taschen zu füllen. Aber was macht das schon, der kapitalistische Staat wird immer da sein, um ihnen aus der Patsche zu helfen.

Die derzeitige Finanzkrise findet in einem noch schwierigeren Kontext als 2008 statt, mit „Stagflation“ in Europa und den USA. Darauf haben die wichtigsten internationalen Finanzinstitutionen zu Beginn des Jahres hingewiesen. [9] In diesem rezessiven Kontext würde ein finanzieller Zusammenbruch zu einer schweren Rezession oder einer tiefen wirtschaftlichen Depression führen.

Der imperialistische Kampf um die Vorherrschaft

Die internationale Situation ist äußerst kritisch und verstärkt die Ungewissheit noch weiter, inmitten eines heftigen imperialistischen Krieges in der Ukraine, der den erbitterten Kampf zwischen den Großmächten und Blöcken um die Weltherrschaft zeigt.

In der Krise von 2008 begrüßten sowohl die USA als auch Europa den Aufstieg Chinas und bezeichneten ihn als entscheidenden Faktor zur Abwendung der globalen Kernschmelze. Sie hatten nicht unrecht: Chinas Wirtschaftskraft bewahrte den westlichen Kapitalismus vor dem Zusammenbruch. Das Problem ist nun, dass sich dieser Faktor in sein Gegenteil verkehrt hat.

Wie Lenin erklärte, heizt der Kampf zwischen den imperialistischen Mächten um die Kontrolle von Märkten, Handelswegen und Versorgungsketten die kapitalistische Krise in einem noch viel größeren Maßstab an. Die Mächte versuchen, ihre Krise zu exportieren, errichten Zollschranken und protektionistische Maßnahmen und greifen in ihrem Kampf um größere Profite und mehr Einfluss zu Krieg und Wirtschaftsnationalismus. Seit 2008 hat sich dieser Prozess beschleunigt, der den Niedergang des US-amerikanischen und europäischen Imperialismus vertieft und ein neues globales Kräfteverhältnis zugunsten Chinas geschaffen hat, das seit der Pandemie noch deutlicher zutage getreten ist.

Das beste Beispiel für diese Entwicklung ist nicht nur die wirtschaftliche Überlegenheit Chinas gegenüber den USA in vielen Bereichen, sondern auch seine Rolle in der Weltpolitik. Das jüngste Abkommen zwischen Iran und Saudi-Arabien, bis vor kurzem noch unversöhnliche Feinde, das von China unterstützt wurde, ist ein verheerender Schlag für die US-Diplomatie und verdeutlicht ihre Marginalisierung im Nahen Osten. Die gleiche Dynamik wiederholt sich in Afrika, Lateinamerika und im pazifischen Raum.

Der Krieg in der Ukraine ist ein weiterer deutlicher Beweis für diese Verschiebung des Kräfteverhältnisses und für den unaufhaltsamen Niedergang Europas und der USA. Die Unfähigkeit, Russland zu isolieren, und das Scheitern der Sanktionen lassen sich nur durch die Existenz eines immer mächtigeren Blocks unter der Führung Chinas erklären, der unter anderem das reibungslose Funktionieren der russischen Wirtschaft gewährleistet, die in diesem Jahr wieder wachsen soll. Jetzt bietet sich China auch als Vermittler für eine Verhandlungslösung des Krieges in der Ukraine an, was ein tödlicher Schlag für den US-Imperialismus wäre.

In diesem besonderen Kontext stellt sich die Frage: Welche Auswirkungen wird eine neue Finanzkrise auf die internationalen Beziehungen haben? Offensichtlich können sich auch China und seine Wirtschaft den Widersprüchen des kapitalistischen Systems nicht entziehen. Der exponentielle Anstieg seiner Verschuldung und seine spekulativen Tendenzen sind ein Beweis dafür. Aber es ist klar, dass es dieser Krise in einer überlegenen Position gegenübersteht, mit einer starken Wirtschaftskraft, die auf einem mächtigen und dynamischen Produktionssystem beruht, und die es zum größten Exporteur und Gläubiger von Schulden auf dem Planeten gemacht hat.

Eine neue Finanzkrise wird den bereits angeschlagenen Westen sehr hart treffen. Eine weitere Zunahme der Spannungen zwischen den Mächten und Blöcken ist unvermeidlich, mit einem zunehmend aggressiven US-Imperialismus, der sich mit Händen und Füßen dagegen wehren wird, verdrängt zu werden.

Ein Zusammenbruch als Vorbereitung auf die Revolution

Die zentrale Frage für revolutionäre Marxisten ist jedoch, wie sich diese neue Finanzkrise auf den Klassenkampf auswirkt. Die Erinnerung an die Krise von 2008 und deren harte Folgen für die Arbeiter und Unterdrückten ist noch sehr lebendig, weshalb die Regierungen versuchen, sie herunterzuspielen und die Wahrheit zu verbergen.

Versuche, diese Bankenrettung mit öffentlichen Geldern zu verschleiern, indem man behauptet, die privaten Banken würden 30 Milliarden zur Rettung der First Republic Bank beisteuern, nachdem sie 300 Milliarden erhalten haben, oder indem man, wie Biden es getan hat, darauf hinweist, dass das Gesetz geändert wird, so dass die Manager zurückzahlen müssen, was sie genommen haben, und „disqualifiziert“ werden, sind wie schon 2008 reine heiße Luft. Ein Versuch, die enorme soziale Wut über noch mehr Diebstahl zugunsten dieser millionenschweren Parasiten zu dämpfen.

Die Realität ist, dass die US-Regierung den Managern der Silicon Valley Bank bis zum Tag der Intervention erlaubt hat, zu tun und zu lassen, was sie wollen. Der Vorstandsvorsitzende der Bank verkaufte Tage zuvor 11 % seiner Aktien für 3 Millionen Dollar, und die Finanz- und Marketingdirektoren verkauften 32 % bzw. 28 % ihrer Aktien. All dies geschah unter strengster Wahrung der Legalität und unter den wachsamen Augen der Aufsichtsbehörden.

Es gab in der Tat eine Rettungsaktion; eine Rettungsaktion für die Reichen und das Großkapital mit öffentlichen Geldern, indem für Konten mit mehr als 250.000 Euro gebürgt wurde, was 96 % der Gesamtsumme ausmachte, hauptsächlich in den Händen von Technologieunternehmen. Und im Falle Europas und der Credit Suisse, war es sogar noch schlimmer, mit einem regelrechten Bailout, den man jetzt mit dem Kauf der Bank durch die UBS für nur 3 Milliarden Euro zu vertuschen versucht. Aber dem Käufer wird eine Liquiditätslinie (vertraglich festgesetzte Verpflichtung zur Liquiditätshilfe, Anm. d. Ü) von 100 Milliarden Dollar von der Schweizer Zentralbank garantiert. Was für ein Geschäft!

Hier zeigt sich die Rolle des kapitalistischen Staates in ihrer ganzen Grausamkeit. Während er der Mehrheit der Bevölkerung Opfer und Kürzungen abverlangt, wie er es in Großbritannien, Frankreich, Griechenland oder im spanischen Staat mit äußerster Härte tat und tut, zögert er nicht, alle notwendigen Ressourcen zu mobilisieren, um die Profite des großen Finanzkapitals zu retten.

Das zeigt den Bankrott der Reformisten und der neuen Linken, wenn sie die Augen vor den Geschehnissen verschließen und weiterhin auf der Idee beharren, dass wir durch eben diesen kapitalistischen Staat in der Lage sein werden, Ungleichheiten zu korrigieren und der Armut ein Ende zu setzen.

Diese Erfahrungen sind für die Arbeiterklasse nicht vergebens. Das sehen wir jetzt sehr deutlich in Frankreich, mit einem revolutionären Ausbruch gegen die Rentenreform, der nicht nur Macron, sondern den französischen Kapitalismus als Ganzes in die Schranken weist. Daraus ergibt sich der wahre Schrecken, der die herrschende Klasse in diesen Tagen durchströmt, denn sie ist sich bewusst, dass im Falle eines finanziellen Zusammenbruchs die Aufforderung an die Bevölkerung, erneut harte Opfer zu bringen, revolutionäre Prozesse in Europa, in den USA und im Rest der Welt auslösen könnte.

Die Ereignisse widerlegen einmal mehr all jene, die versuchen, uns die Güte des Systems zu verkaufen, und vor allem jene Linken, die die sozialistische Revolution und die Möglichkeit für echte und tiefgreifende soziale Veränderung leugnen. Ein Kapitalismus mit menschlichem Antlitz ist nicht möglich. Kapitalismus ist Ausbeutung, Elend, endlose Unterdrückung für die Mehrheit und gleichzeitig obszöner Reichtum und Privilegien für eine winzige Minderheit von Parasiten, die sich den enormen Reichtum aneignen, den wir Arbeiter schaffen und erzeugen.

Die Finanzkrise zeigt einmal mehr, dass alles beim Alten bleibt und dass die Reden der „Linken“, die darauf hinweisen, dass den Kapitalisten Grenzen auferlegt wurden, reine heiße Luft sind, um die Tatsache zu verschleiern, dass der Kapitalismus weiterhin genauso spekulativ und brutal ist wie eh und je.

Es gibt keinen dritten Weg: Entweder ein Programm der internationalen sozialistischen Revolution, das die Verstaatlichung der Banken und der großen Monopole unter Arbeiterkontrolle und demokratischer Verwaltung fordert, oder die Diktatur des Finanzkapitals, unter Inkaufnahme aller Konsequenzen!

Es ist an der Zeit, das heilige kapitalistische Eigentum zu stürzen! Es ist an der Zeit, die Enteigner zu enteignen! Schließt euch der Internationalen Revolutionären Linken an!

 

Anmerkungen:

[1] frei übersetzt nach https://www.lavanguardia.com/economia/20230315/8827258/serpiente-financiera-vuelve-escaparse.html.

[2] Eine US-Bundesbehörde, die nach der Weltwirtschaftskrise von 1929 gegründet wurde, um Bankeinlagen zu garantieren und zu sichern.

[3] https://www.fdic.gov/news/speeches/2023/spmar0623.html?source=govdelivery&utm_medium=email&utm_source=govdelivery

[4] https://www.eleconomista.es/banca-finanzas/noticias/12191444/03/23/La-Fed-realiza-la-mayor-inyeccion-de-liquidez-en-la-banca-de-la-historia-165000-millones-de-dolares.html

[5] „In den Krisen bricht eine gesellschaftliche Epidemie aus, welche allen früheren Epochen als ein Widersinn erschienen wäre – die Epidemie der Überproduktion. Die Gesellschaft findet sich plötzlich in einen Zustand momentaner Barbarei zurückversetzt; eine Hungersnot, ein allgemeiner Vernichtungskrieg scheinen ihr alle Lebensmittel abgeschnitten zu haben; die Industrie, der Handel scheinen vernichtet, und warum? Weil sie zuviel Zivilisation, zuviel Lebensmittel, zuviel Industrie, zuviel Handel besitzt.“ Karl Marx und Friedrich Engels: Manifest der Kommunistischen Partei, MEW Bd. 4, S. 468.

[6] Siehe bspw. https://offensiv.net/index.php/theorie/wirtschaft/weltwirtschaft-vor-dem-abgrund-die-kapitalistische-krise-bereitet-eine-periode-heftiger-klassenkaempfe-vor.

[7] https://elpais.com/economia/2023-03-15/larry-fink-el-hombre-mas-poderoso-de-la-bolsa-no-descarta-una-crisis-de-liquidez-tras-la-quiebra-de-silicon-valley-bank.html.

[8] https://elpais.com/economia/2023-03-15/larry-fink-el-hombre-mas-poderoso-de-la-bolsa-no-descarta-una-crisis-de-liquidez-tras-la-quiebra-de-silicon-valley-bank.html.

[9] https://offensiv.net/index.php/international/wie-sehen-die-kapitalisten-die-krise-ihres-systems-zeit-reinen-tisch-zu-machen.

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