Dieser Artikel unserer Schwesterorganisation im spanischen Staat, Izquierda Revolucionaria, beschäftigt sich mit den dort zur gleichen Zeit wie in Deutschland aufgekommenen Bauernprotesten. Der Artikel und die aufgeführten Zahlen und Zitate beziehen sich auf die Situation in Spanien, da diese aber im grundlegenden Charakter des Monopolkapitalismus in der Landwirtschaft ähnlich zu der Situation in Deutschland sind, teilen wir diesen Artikel im Folgenden unverändert als Beitrag auch zur Situation in Deutschland.

Seit Wochen blockieren Tausende von Traktoren Straßen und Autobahnen im spanischen Staat und verhindern teilweise den Zugang zu einigen großen Städten. Eine Bewegung, die wieder einmal spanische Nationalfahnen auf die Straßen gebracht hat, geschwenkt von den meisten der spanischen Bauernorganisationen (ASAJA, COAG, UPA), aber auch von einigen neuen Plattformen, die ihre extremrechte Rhetorik nicht verbergen.

Der Grund für diese Aktionen: Die spanische Regierung und Brüssel treiben die „spanischen Bauern“ in den Ruin. Das hat, wie es nicht anders sein kann, die Debatte in die Reihen der Linken getragen: Sollen die Forderungen der Agrarbewegung unterstützt werden? Welchen Klasseninhalt haben sie? Weisen sie in eine reaktionäre oder progressive Richtung? Mit diesem Artikel versuchen wir, einige der aufgeworfenen Fragen zu beantworten, die vorherrschenden Tendenzen in diesem „Kampf“ aufzudecken und eine globale Alternative der kämpferischen Linken zu einer kapitalistischen, von den großen Monopolen dominierten Landwirtschaft vorzuschlagen.

Die wirklichen Geißeln der Landwirtschaft, die in der öffentlichen Debatte nicht zur Sprache kommen

Zunächst einmal müssen wir betonen, dass die Probleme, die die Mehrheit der Familien bedrücken, die auf die eine oder andere Weise vom Agrar- und Ernährungssektor abhängen, klar und deutlich sind. Hier geht es um das nackte Überleben und nicht darum, reich zu werden und ein siebenstelliges Girokonto zu haben.

Konkret gesprochen: Spanische Bauernhöfe sind berüchtigt für ihre entsetzlichen Arbeitsbedingungen. Wir sprechen von Hunderttausenden von Landarbeitern, einer immer größer werdenden Zahl an Tagelöhnern und vor allem migrantischen Tagelöhnern, die unter dem Alptraum von Niedriglöhnen, endlosen Arbeitszeiten, Unsicherheit und sogar Halbsklaverei leiden. Dies wird natürlich weder in den Medienberichten, noch in den Forderungen der Sprecher der Bauern erwähnt. Was mit den Arbeitern des Sektors geschieht, scheint ihnen egal zu sein.

Die Zahlen sind erschreckend. Der durchschnittliche Bruttomonatslohn in der Branche lag 2022 laut EPA bei 1.477 Euro, dem drittschlechtesten nach Wirtschaftszweigen, unterboten nur noch von dem Hotel- und Gaststättengewerbe (1.390 Euro) und der Hausarbeit (981 Euro) und weit unter dem staatlichen Durchschnittslohn (2.128 Euro). Die Zeitarbeitsquote liegt derzeit bei 37,6 %, gegenüber dem allgemeinen Durchschnitt von 16,5 %. Es ist auch der Sektor mit der höchsten Unfallrate: Von Januar bis November 2023 starben 70 Arbeiter bei der Arbeit. [1]

Aber es sind die zugewanderten Arbeiter, die am meisten unter den miserablen Arbeitsbedingungen leiden. In Almería gibt es etwa 13.000 landwirtschaftliche Betriebe, in denen fast 100 % Wanderarbeiter beschäftigt sind. Nach Schätzungen verschiedener humanitärer und gewerkschaftlicher Organisationen arbeiten dort zwischen 10 und 30 % der Menschen irregulär und ohne jegliche Rechte. [2] In Huelva und Almería arbeiten zwischen 7.000 und 10.000 Menschen unter unmenschlichen Bedingungen, verteilt auf 120 Barackensiedlungen. [3]

Es ist schockierend, dass bei all den bisherigen Mobilisierungen nicht ein einziges Wort gefallen ist, um diese Situation anzuprangern. Nicht einmal eine einfache Anspielung auf die Situation dieser Arbeiter, als ob es sie nicht gäbe.

Im Gegensatz zu den Mobilisierungen der Tagelöhner in den siebziger, achtziger und neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts, von denen viele vom Sindicato de Obreros del Campo (SOC) (Gewerkschaft der Landarbeiter, Anm. d. Ü.) von Diego Cañamero und Juan Manuel Sánchez Gordillo angeführt wurden, gibt es in der heutigen Bewegung offensichtlich nicht den geringsten Hinweis auf die Forderung nach einer umfassenden Agrarreform, die in Andalusien, Extremadura und anderen Gebieten, in denen der Grundbesitz immer noch eine zermürbende Realität ist, so notwendig wäre.

Diese einfache Tatsache ist sehr aufschlussreich dafür, wer diese Mobilisierungen anführt. Es sind nicht die Arbeiter in der Landwirtschaft und auch nicht die Beschäftigten in der Lebensmittelindustrie, in den Konservenfabriken und in den großen Lagern, in denen Obst, Gemüse und andere für den Export bestimmte Produkte umgeschlagen werden. In Wirklichkeit handelt es sich um eine Mobilisierung von Klein-, Mittel- und Großgrundbesitzern, die politisch von letzteren dominiert werden. Wenn in den Medien immer wieder davon die Rede ist, wie wenig die Kleinbauern für ihre Ernte, ihre Milch oder ihr Fleisch bezahlt bekommen, ist es schockierend, dass sie nie mit dem Finger auf diejenigen zeigen wollen, die für diese Situation verantwortlich sind: die großen kapitalistischen Monopole und Investmentfonds des Sektors. Aber so offensichtlich es auch erscheinen mag, es sind nicht Mercadona, Carrefour, Eroski, Alcampo, Día, LIDL, El Corte Ingles oder Ahorra Más (die großen in Spanien dominierenden Supermarktketten, Anm. d. Ü.), die von den Demonstranten ins Visier genommen werden, mit einigen wenigen ehrenwerten Ausnahmen.

Diese Giganten üben eine eiserne Diktatur über den Kauf, den Vertrieb und die Vermarktung des größten Teils der auf dem Land produzierten Waren aus, die sowohl für den heimischen Verbrauch als auch für den Export bestimmt sind. Dank dieser Monopolstellung haben die sechs oben genannten größten Unternehmen im Jahr 2020 einen Umsatz von 107 Milliarden Euro und einen satten Gewinn erzielt. Mercadona beispielsweise verzeichnete 2022 einen Umsatz, der um 11,6 % höher war als 2021, nämlich 31.041 Millionen Euro, und einen Nettogewinn von 718 Millionen Euro, der um 5,5 % über dem des Vorjahres lag.

Es ist klar, für wen der ländliche Raum arbeitet und wer die größten Gewinne anhäuft; immer zum Nachteil der Kleinbauern, die eine Minderheit in der Landwirtschaft und Viehzucht darstellen, und vor allem der Arbeiterklasse, die in Wirklichkeit diejenigen sind, die jeden Tag mehr für immer schlechtere Lebensmittel zahlen.

Eine Bewegung, die von großen und mittleren Landbesitzern angeführt wird

Am 6. Februar veröffentlichte die Plattform hinter den ersten Mobilisierungen, die Agrupación Nacional de Agricultores y Ganaderos del Sector Primario, bekannt als Plataforma 6f, ein Manifest mit ihren Forderungen.

Diese Vereinigung, die von ehemaligen Mitgliedern von Vox gegründet wurde (einer von ihnen ist der Anwalt Xaime da Pena, der die Plane bezahlte, die Desokupa in Madrid gegen Pedro Sánchez aufstellte), hat auf drei Seiten dieses Dokuments das gesamte Forderungsprogramm der extremen Rechten für den ländlichen Raum dargelegt. Und obwohl sich in den letzten Tagen Teile der Demonstranten von dieser Plattform distanziert haben und von den landwirtschaftlichen Arbeitgeberverbänden ASAJA und COAG sowie der Minderheit Unión de Pequeños Agricultores (UPA) kanalisiert werden, bleiben die grundlegenden Forderungen dieselben wie die der Plataforma 6f.

Die Forderungen sind eindeutig: Abschaffung der Agenda 2030, Abschaffung des Tierschutzgesetzes, Abschaffung der Umwelt- und Artenschutzgesetze. Sie fordern auch die Abschaffung der Beschränkung des Einsatzes von Pestiziden und jeglicher Vorschriften, die sie verpflichten würden, die landwirtschaftlichen Böden nachhaltiger zu bewirtschaften.

Die Großbauern, die in dieser Bewegung den Ton angeben und sich als Kleinbauern ausgeben, die von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang arbeiten müssen, ohne auch nur den geringsten Gewinn zu sehen, verweisen auf die große Last der steigenden Produktionskosten und fordern mehr staatliche Hilfen und Hilfen der EU. Natürlich sind sie dabei sehr patriotisch und prangern die „Invasion“ von Produkten aus Ländern außerhalb der EU an, mit denen sie ihrer Meinung nach aufgrund der Vorschriften, Beschränkungen und Kostenüberschreitungen, die durch die „grüne“ Politik der EU verursacht werden, nicht konkurrieren können. Dasselbe gilt für die „hohen Löhne“, die sie zahlen müssen, und die hohen Steuern, die sie gezwungen sind, der Staatskasse zu entrichten.

Kurz gesagt: jeder, der ein wenig politische Erfahrung hat, weiß genau, dass diese Landwirte nur „Freiheit“ wollen, und zwar dieselbe Freiheit, die Isabel Díaz Ayuso in Madrid fordert, damit die Bosse und Spekulanten in der Hauptstadt tun können, was sie wollen, indem sie das Blut der Arbeiterklasse aussaugen, miserable Löhne zahlen, den Wohnungsbau zu einem profitablen Geschäft machen und ein Vermögen mit der Privatisierung öffentlicher Dienstleistungen verdienen. Denn das ist es, was Freiheit für diese Menschen ausmacht.

Der spanische ländliche Raum hat sich, wie in ganz Europa, in den letzten Jahrzehnten stark gewandelt. Er besteht nicht mehr hauptsächlich aus Kleinbetrieben. Investmentfonds und multinationale Unternehmen der Agrarindustrie haben das Panorama verändert. Jetzt sind es die Großunternehmer, die den Sektor kontrollieren, die über die meisten Ressourcen verfügen und den größten Teil der landwirtschaftlichen Nutzfläche besitzen. Der Konzentrationsprozess des Agrarsektors in Spanien schreitet unaufhaltsam voran. Auf Betriebe mit einer Fläche von 100 Hektar oder mehr entfallen 58 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche und 30 % der Produktion. [4]

Wenn diese mittleren und großen Landbesitzer von Freiheit sprechen, verteidigen sie nicht die Landwirtschaft für die Bevölkerung. Es geht ihnen nur um ihre Interessen, ihre Girokonten und die Verteidigung eines Lebensstils, der hohe Einkommen, schöne Autos und Geländewagen, Privatuniversitäten für ihre Kinder, ihre privaten Jagdreviere und vor allem ihr gutes Immobilienvermögen umfasst.

Wenn sie zur Aufrechterhaltung dieser Situation alles plündern müssen, dann tun sie das, angefangen bei der Plünderung der natürlichen Ressourcen, insbesondere der Wasserressourcen, indem sie das Grundwasser ausbeuten und die natürlichen Nährstoffe des Bodens bis zur Erschöpfung verbrauchen, um ihn mit Düngemitteln und Pflanzenschutzmitteln ohne Begrenzung und Kontrolle zu sättigen. Wir leben in einer Situation langanhaltender Trockenheit, aber der Wasserverbrauch der mittleren und großen Landwirte ist stark angestiegen. Vor einigen Tagen veröffentlichte RTVE einen ausführlichen Bericht zu diesem Thema, aus dem einige Absätze zitiert werden sollen:

„Die Daten sind eindeutig: 79,1 % der Wasserressourcen werden von der Landwirtschaft und der Viehzucht verbraucht. Vom Rest entfallen 15,03 % auf die städtische Versorgung (einschließlich des Tourismus), 5,8 % auf die Industrie und 0,4 % auf die Freizeitnutzung, zu der beispielsweise die Bewässerung von Golfplätzen, das Füllen von Schwimmbädern oder Wasserparks gehört, so die Daten des Ministeriums für ökologischen Wandel, die je nach Einzugsgebiet von 2018 bis 2021 reichen. (...)

In den letzten zwei Jahrzehnten ist die Zahl der bewässerten Hektar um fast 11 % gestiegen, während die Zahl der nicht bewässerten Hektar nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums praktisch gleichgeblieben ist. Die bewässerten Hektar machen fast 23 % der Anbaufläche in Spanien aus, aber aufgrund ihrer höheren Produktivität entfallen 65 % der Gemüseproduktion auf sie. (...)

Hinzu kommt die illegale Nutzung von Wasser für die Landwirtschaft (...) SEPRONA-Beamte (Sondereinheit der spanischen Polizei Guardia Civil, spezialisiert auf Naturschutz und die Verwaltung der Jagd- und Fischereiindustrie, Anm. d. Ü.) schließen jedes Jahr Hunderte oder Tausende von illegalen Brunnen in trockenen Regionen wie der Axarquia in Málaga oder in der Umgebung von Naturgebieten, die am Rande ihrer Existenz stehen, wie z. B. Doñana oder das Mar Menor. Greenpeace schätzt die Zahl dieser Brunnen auf eine Million und forderte diese Woche von der Regierung eine offizielle Bestandsaufnahme, um das Problem in den Griff zu bekommen.“ [5]

Die Folgen dieses räuberischen agrarkapitalistischen Modells, das diese PSOE- und Sumar-Regierung so eifrig fördert, machen uns allen zu schaffen. Die Wasserreserven schwinden unter der Dominanz der Bewässerung (und auch des Massentourismus), was die Dürre und die Zerstörung von Orten mit großem ökologischem Wert (Doñana, Mar Menor...) verschlimmert. Der übermäßige Einsatz von Pestiziden hat verheerende Auswirkungen auf den Lebensraum einer Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten und führt zu einer kontinuierlichen Verschlechterung der Qualität der von der Mehrheit der Bevölkerung konsumierten Lebensmittel.

In der Tat sind es diese Faktoren, die eine kleine, nachhaltige und umweltfreundliche Produktion unterminieren und denen die Anführer dieser Mobilisierungen nichts entgegenzusetzen haben. Wer glaubt, dass sich die reaktionären Traktorfahrer, die die Speerspitze der Proteste bilden, für eine ökologische, lokale und Arbeitsbedingungen respektierende Landwirtschaft einsetzen, der glaubt an ein Märchen.

Eine der populärsten Forderungen ist, dass sie die Nase voll haben von der EU-Bürokratie und dessen Papierkram, so sagen sie in ihren Interviews und in den sozialen Netzwerken. Natürlich tun sie das. Jeder macht Papierkram; selbst ein Arbeiter, der 1.500 Euro im Monat verdient, muss eine Steuererklärung abgeben. Was sie jedoch verschweigen, ist, dass wir normalen Werktätigen unsere Arbeit nicht subventioniert bekommen, während die großen Landwirte Milliarden von der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der EU erhalten. Das ist eine großzügige Auszahlung.
Die GAP der EU ist der größte Subventionsfonds der Welt. In der Kampagne 2023 erhielt der spanische Staat 4,8 Milliarden Euro und für den Zeitraum 2021-2027 wurden ihm insgesamt 34 Milliarden zugewiesen. Es sind die Wohlhabendsten, die größten Ausbeuter von Lohnarbeitern, die den Löwenanteil der GAP und der staatlichen Beihilfen erhalten.

Sie sind es auch, die am meisten von den Agrarversicherungsprämien und den Subventionen bei Dürre profitieren. Ohne weiter darauf einzugehen, hat das Finanzministerium die Einkommenssteuer für Viehzüchter und Landwirte, die von der Dürre im Jahr 2023 betroffen sind, um 25 % gesenkt, aber diese Senkungen „erreichen 50 % im Fall von Olivenhainen, Mandelbäumen und Bienenzucht und 30 % für Getreide, Ölsaaten und Hülsenfrüchte, Kastanien, Pfirsiche, Nektarinen, Aprikosen und andere Viehzuchtbereiche. Darüber hinaus können die Antragsteller, solange sie unter ‚el régimen de estimación objetiva‘ (Spanische Subventionen für Selbstständige und Unternehmer, Anm. d. Ü.) fallen, den bisherigen Nettoertrag um 35 % für den Kauf von Agrardiesel und um 15 % für den Kauf von Düngemitteln verringern.“ [6] Jeden Tag hören wir von unfairem Wettbewerb durch Nicht-EU-Produkte. Aber was sie wieder verschweigen, ist, dass die spanischen Agrarexporte zwei historische Rekorde verzeichnet haben: 2021 mit 60 Milliarden und einem Anstieg von 11 % gegenüber 2020 und 2022 mit 68 Milliarden Euro, 13,1 % mehr als im Vorjahr.

Aber wie immer, wenn die rot-weiße Fahne so sehr geschwenkt wird, handelt es sich vor allem um Scheinheiligkeit. Die wichtigsten in Marokko tätigen Unternehmen der Agrar- und Ernährungswirtschaft sind spanische Unternehmen. In den letzten drei Jahren ist die Zahl der spanischen Unternehmen des Sektors, die in Marokko Niederlassungen eröffnet haben, um 35 % gestiegen: Mercadona beliefert Marokko in großem Umfang mit Gemüse und Obst und kauft es von anderen spanischen Unternehmen, die dort tätig sind, wie z. B. dem almerischen Unternehmen Agroatlas, das der zweitgrößte Händler von grünen Bohnen in Europa ist. Offensichtlich kennt das Kapital, was Profite betrifft, keine Grenzen! Heuchelei und Betrug.

Andererseits sind die von den Demonstranten angeprangerten steigenden Kosten ebenso auf die Monopolherrschaft und die spekulative Verwaltung der Produktion und des Vertriebs von Düngemitteln, Treibstoff, Zugang zu den wichtigsten Wasserreserven usw. zurückzuführen, die von den großen Unternehmen des Sektors ausgeübt werden.

Kurz gesagt: Es muss klar unterschieden werden zwischen den mittleren und großen Landbesitzern, die den Großteil der Produktion und der Vermarktung in den Händen der multinationalen Konzerne kontrollieren, und den kleinen Landbesitzern, die nach offiziellen Angaben im Jahr 2022 nur sehr geringe Erträge erzielten.

Die Wahrheit ist jedoch, dass der Agrarsektor in Spanien immer mächtiger wird, wie Studien zeigen: „Trotz des perfekten Sturms, den der spanische ländliche Raum aufgrund der Preiseskalation und der Dürre in diesem Frühjahr erlebt, ist der Sektor eine Säule der spanischen Wirtschaft und hat 2022 zum BIP bis zu 110 Milliarden Euro beigetragen, was 9,2 % der ganzen nationalen Wirtschaft entspricht. Dies geht aus dem Bericht 'Observatory on the Spanish agri-food sector in the European context' hervor, der von Cajamar in Zusammenarbeit mit dem IVIE (Valencianisches Institut für Wirtschaftsforschung) erstellt und am Donnerstag vorgestellt wurde. Mit diesen Zahlen bleibt Spanien die viertgrößte Agrar- und Ernährungswirtschaft in der Europäischen Union und trägt mit 11,9 % zur Bruttowertschöpfung (BWS) des Sektors in der EU bei. Außerdem ist der Anteil der Agrar- und Ernährungswirtschaft an der Gesamtwirtschaft in Spanien höher als in der Europäischen Union (9,2 % gegenüber 6,6 %), was vor allem auf das größere Gewicht der Vermarktung (4,1 %) im Vergleich zum europäischen Niveau (2,6 %) zurückzuführen ist.“ [7]

Eine linke Alternative zur Umgestaltung und Verteidigung des ländlichen Raums zum Wohle der arbeitenden Bevölkerung

Es ist zwecklos, den Klassencharakter dieser Bewegung zu verbergen und zu verschweigen, wer in ihr den Ton angibt. Diejenigen auf der Linken, die nach progressiven Elementen „zum Unterstützen“ suchen, haben es mit Illusionen zu tun. Natürlich gibt es Tausende von kleinen Landbesitzern, die keine Lohnempfänger sind, die es schwer haben. Aber der Schwerpunkt dieser Mobilisierungen und ihrer Forderungen liegt nicht auf den kleinen, sondern auf den mittleren und großen Grundbesitzern, die aus offensichtlichen Gründen immer die soziale und wahltaktische Basis der konservativen Rechten und der extremen Rechten waren und sein werden.

Eine Mobilisierung, die die Hauptforderungen der Rechten und der extremen Rechten aufgreift und verteidigt; die sich ihres Klimaleugnertums und ihrer Verachtung für den Umweltschutz rühmt; die dem Argument Vorschub leistet, dass das, was hier fehlt, die „Freiheit“ ist, eine Masse von Tagelöhnern und Saisonarbeitern hemmungslos auszubeuten; die sich, wann immer möglich, ihres ranzigsten Nationalismus, ihres Machismo und ihrer Homophobie rühmt… solche Sektoren können in Wahrheit niemals die Basis revolutionärer sozialer Veränderung sein. Vielmehr werden sie die Vorhut der Konterrevolution sein! In der Tat sind sie es, die Vox zur drittstärksten Partei im Parlament gemacht haben.

Es sind die Lohnarbeiter auf dem Lande, die eingewanderten und spanischen Tagelöhner und Saisonarbeiter der roten Früchte in Huelva, des Plastiks in Almeria, der großen Gemüse- und Obstbetriebe in Murcia und Valencia, die unter den harten Auswirkungen der Ungleichheit leiden, die das von den großen Monopolen und den Banken kontrollierte Modell der kapitalistischen Landwirtschaft auferlegt. Und logischerweise trifft dieses Modell auch einen nicht unbeträchtlichen Teil der Kleinbauern, die dieser Diktatur des Marktes unterworfen sind.

Die ständigen Zugeständnisse an die Großmächte des Sektors, die von allen Regierungen gemacht wurden, einschließlich der vorherigen, an der Podemos beteiligt war, und der aktuellen PSOE-SUMAR-Koalition, sind weit davon entfernt, diese beiden Sektoren im Kampf zu vereinen und die Kleinerzeuger dem Einfluss der Großgrundbesitzer und der extremen Rechten zu entreißen, sondern verstärken die ideologische Vorherrschaft der Letzteren über die Kleinbauern.

Die Linke muss eine Alternative aufzeigen, die eine wirkliche und radikale Veränderung der Produktionsverhältnisse auf dem Lande herbeiführt. Es ist notwendig, anständige Löhne und stabile Arbeitsplätze mit Rechten für alle Arbeiter durchzusetzen und die in vielen Gebieten herrschende Arbeitssklaverei, die zwar bekannt ist, gegen die aber nichts unternommen wird, energisch zu verfolgen.

Wir müssen jetzt das Eigentum der Großbauern enteignen und das Land der Großgrundbesitzer verstaatlichen, um eine umfassende Agrarreform durchzuführen, die die Arbeitsbedingungen und Löhne der Tagelöhner und Landarbeiter wirklich würdig macht, angemessene Renten zahlt, den mangelhaften Wohnungen, der Arbeitslosigkeit, dem PER (eine Aktien-Kennzahl, die das Verhältnis zwischen dem Marktpreis oder Kurs einer Aktie und dem Gewinn pro Aktie angibt, Anm. d. Ü.) und dem Caciquismo (oligarchisch organisiertes Klientelsystems, Anm. d. Ü.) ein Ende setzt.

Gegen die großen Agrarmonopole, die großen Vertriebsketten, die Energiekonzerne und die Saatgut- und Grundstoffindustrie müssen sofortige Maßnahmen ergriffen werden, und zwar auf die einzig praktikable und realistische Weise: durch ihre Verstaatlichung. Nur so können die Kleinbauern die benötigten Produktionsmittel zu niedrigen Kosten erhalten, umweltfreundlich produzieren und der Spekulation mit Lebensmittelpreisen ein Ende setzen, indem der Zugang der arbeitenden Bevölkerung zu qualitativ hochwertigen Lebensmitteln gewährleistet wird. Die Einführung von Preiskontrollen für den Verbrauch ist eine Pflicht, auch wenn dies die unantastbaren Profite der Goßen beeinträchtigt.

Um kleine landwirtschaftliche Betriebe mit billigen Krediten zu versorgen, müssen die Banken verstaatlicht und die Schmarotzerei des Finanzkapitals beendet werden.

Um die Lebensbedingungen auf dem Land und in der Stadt zu verbessern, brauchen wir eine ökologisch nachhaltige Landwirtschaft, was eine rationale, sozialistische Planung der landwirtschaftlichen Produktion erfordert, die vom Kampf um maximalen Profit befreit ist.

Natürlich sind die Führer der Traktorproteste abgeschreckt von diesem Programm, aber für die Mehrheit der Bevölkerung ist es der einzige Ausweg.

 

Anmerkungen:

[1] https://elpais.com/economia/2024-02-09/la-precariedad-laboral-en-el-campo-un-mal-endemico-que-no-protagoniza-la-protesta-agraria.html# 

[2] https://www.rtve.es/noticias/20230613/historias-bajo-plasticos-huerta-europa/2449034.shtml 

[3] https://www.lavozdelsur.es/actualidad/politica/empresarios-andalucia-exploten-temporeros-seran-sancionados-sin-fondos-pac_292806_102.html 

[4] https://www.caixabankresearch.com/es/analisis-sectorial/agroalimentario/nos-dice-ultimo-censo-agrario-sobre-explotaciones-agrarias 

[5] https://www.rtve.es/noticias/20240217/agricultura-consume-80-agua-espana-sequias/15972242.shtml 

[6] https://www.bankinter.com/blog/finanzas-personales/reduccion-irpf-ganaderos-agricultores-sequia 

[7] https://www.epe.es/es/activos/20230622/cifras-campo-2022-aporto-110-89029999 

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