Das Regime von Bashar Al-Assad in Syrien ist innerhalb weniger Tage wie ein Kartenhaus in sich zusammengebrochen. Der rasante Vormarsch der fundamentalistischen Gruppe HTS (Organisation zur Befreiung der Levante) und der Syrischen Nationalarmee (SNA) hat nicht nur die Fäulnis der Assad-Regierung und ihren mangelnden gesellschaftlichen Rückhalt offenbart, sondern vor allem auch die Entschlossenheit des US-Imperialismus, des zionistischen Staates Israel und seines Verbündeten in Ankara, dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan, einen harten Schlag gegen Russland, den Iran und damit auch gegen China zu führen.

Die politische Kontrolle über den Nahen Osten, eine strategisch entscheidende Region im Kampf um die globale Vorherrschaft, hebt den Kampf zwischen den imperialistischen Blöcken auf eine neue Ebene. Die meisten ernsthaften politischen Beobachter verhehlen zunächst einmal nicht ihre Überraschung über diesen plötzlichen Schritt. Auch all jene, die Russland und den Iran als Verbündete der Sache der Arbeiter und Unterdrückten der Welt ansahen, wurden eines Besseren belehrt. Die Ersetzung einer ernsthaften Klassenanalyse durch geopolitische Überlegungen hat ihnen wieder einmal einen üblen Streich gespielt. Die Zersetzung des Regimes in Damaskus und die Tatsache, dass Assads Hintermänner ihn auf diese Weise haben fallen lassen, verdeutlicht viele Dinge.

Erstens: Sowohl Putin als auch Xi Jinping haben eigene politische und wirtschaftliche Agenden, die vor allem die Interessen der Bourgeoisie und der imperialistischen Monopole in ihren jeweiligen Ländern schützt. Dass Putin ein reaktionärer antikommunistischer Großrusse ist, wurde durch seine imperialistische Antwort auf die Aggression Washingtons bewiesen. Es zeigt sich einmal mehr, dass die russische Oligarchie nicht auf der Seite des Kampfes für den Sozialismus steht, ganz im Gegenteil. Ebenso müssen sich all jene, die das Regime der Mullahs idealisieren, das sich auf „antiimperialistische“ Demagogie beruft, aber die iranischen Arbeiter mit eiserner Faust zugunsten einer räuberischen Oligarchie unterdrückt, der erdrückenden Beweislage fügen.

Zweitens - und das ist sehr wichtig: Dieses Ereignis zeigt, dass der US-Imperialismus keine Mühen scheuen wird, einen erbitterten Kampf zu führen, um die stärkste Supermacht zu bleiben. Die Weltordnung Washingtons, die aus dem Zerfall der UdSSR hervorgegangen ist, hat in den letzten Jahren schwere Rückschläge erlitten. Sowohl der Aufstieg Chinas, der das globale Kräfteverhältnis völlig verändert und die wirtschaftliche und soziale Dekadenz der USA und der EU offengelegt hat, als auch die militärischen Niederlagen der USA im Irak, in Afghanistan und vor allem in der Ukraine haben die herrschende Klasse zu einer ganz klaren Strategie gezwungen – Chaos und Instabilität zu verbreiten, um ihre Position zu bekräftigen und ihre Gegner zu warnen, dass sie nicht einfach so aufgeben werden.

Es ist kein Zufall, dass die Übernahme Syriens durch salafistische Milizen, die bis vor kurzem vom Westen als „Terroristen“ bezeichnet wurden, unmittelbar nach dem Waffenstillstand zwischen Israel und der libanesischen Regierung erfolgte.

Israel konnte so alle Kräfte für eine blitzartige Operation aktivieren. Ihr Ziel ist die Schwächung der von den Zionisten schwer getroffenen Hisbollah-Miliz und die Gelegenheit für die türkische Regierung, die ein NATO-Mitglied und treuer Verbündeter in den wesentlichen Angelegenheiten Washingtons ist, zu schaffen, einen entscheidenden Schlag gegen den Iran zu führen und eine vorteilhafte Position in Syrien zu erlangen, einem essentiellen Gebiet für ihre regionalen imperialistischen Bestrebungen, in dem ein bedeutender Teil des kurdischen Widerstands gruppiert ist.

Allein in den letzten Tagen hat die israelische Armee mehr als 300 Militäroperationen gegen das syrische Waffenarsenal durchgeführt und dabei mehr als 15 Kilometer der Südgrenze des Landes angegriffen, während israelische Kampfflugzeuge ununterbrochen geflogen sind, um so viele Ziele wie möglich zu bombardieren. Der Schlag, den der US-Imperialismus und seine Verbündeten in der Region führen, hat ein klares Ziel und legt weiteres Feuer in einer sowieso schon explosiven Region.

Das große Spiel in Syrien

Die westlichen Medien, treue Propagandisten der EU-Regierungen und ihres amerikanischen Herren, haben nicht gezögert, die HTS-Kämpfer als „Aufständische“ oder „Rebellen“ zu bezeichnen. In Wirklichkeit handelt es sich um dschihadistische Kräfte von ISIS und Al-Nusra, einem Ableger von Al-Qaida in Syrien, faschistische Fundamentalisten mit Blut an den Händen, die seit Jahren versuchen, eine fundamentalistische Diktatur auf der Grundlage der Scharia zu errichten.

Sie haben Terror gegen die schiitische Bevölkerung entfesselt, christliche Gemeinschaften angegriffen und - wie könnte es anders sein - ihre furchtbare Unterdrückung gegen Frauen durchgesetzt. Das Pack, das jetzt als Befreier präsentiert wird, wurde noch vor kurzem von ihren westlichen Mentoren als terroristische Organisationen bezeichnet.

So sind die Imperialisten in diesem Teil der Welt: Wenn es ihren Interessen dient, verwandeln sich bärtige Terroristen schnell in Liebhaber der liberalen Demokratie!

Der westliche Zynismus kennt keine Grenzen. Dieselben Leute, die die neonazistischen zionistischen Chauvinisten, die einen abscheulichen Völkermord am palästinensischen Volk begehen, finanzieren und bis an die Zähne bewaffnen, waren diejenigen, die Osama Bin Laden und die Taliban in Afghanistan geschaffen haben, um die Sowjets zu bekämpfen, und sie benutzen jetzt diese Milizen in Syrien, um ihre Ziele zu erreichen. Diese Fakten dürfen wir nie vergessen.

Es ist sehr wichtig zu betonen, dass nichts von dem, was jetzt in Syrien geschieht, eine Fortsetzung des Arabischen Frühlings ist, jener gewaltigen revolutionären Krise, die 2011 die Diktaturen der arabischen Welt in die Knie zwang, mit Volksaufständen in einem Land nach dem anderen, bei denen die Arbeiterklasse und die Jugend eine führende Rolle spielten.

Diese revolutionäre Welle stürzte die Diktatoren und brachte den westlichen Imperialismus, den IWF und die arabischen Bourgeoisien in eine kritische Lage. Leider fehlte dieser Revolution eine kommunistische und internationalistische Führung, die der Herausforderung gewachsen gewesen wäre. Sie wurde vom US-Imperialismus und den lokalen Oligarchien, die sich wiederum auf fundamentalistische und israelische Kräfte stützten, niedergerungen und in Blut und Feuer zerschmettert, was Chaos und Zersplitterung in Libyen, einen brutal zerstörerischen reaktionären Krieg in Syrien oder (Militär-)Diktaturen wie in Ägypten und Tunesien zur Folge hatte.

Das Assad-Regime hatte nichts mit Sozialismus zu tun, wie manche behaupten. Russland hat die Al-Assad-Clique gestützt, weil Syrien ein traditioneller und grundlegender Stützpunkt für seine Interessen im Nahen Osten war, sie aber fallen gelassen, als es sich der Unmöglichkeit bewusst wurde, dem militärischen Ansturm der Agenten Washingtons und Israels standzuhalten, während sich seine Bemühungen auf die Stärkung seiner territorialen Gewinne in der Ukraine konzentrieren. Nun verhandeln sie gegen mit den neuen Fraktionen, die das Land beherrschen, einschließlich der HTS-Fundamentalisten, um ihre Militärbasen zu erhalten und sicherzustellen, dass ihre Interessen nicht völlig untergraben werden. Aber es ist nicht leicht vorherzusagen, was passieren wird und ob sie dabei Erfolg haben werden.

Eines ist jedoch klar geworden. Die so genannte „Achse des Widerstands“, die von einigen Linken als revolutionäre Alternative zum westlichen Imperialismus verherrlicht wurde, hat sich als machtlos erwiesen, den zionistischen Völkermord in Gaza zu stoppen, die israelische Intervention im Libanon und die militärische Schwächung der Hisbollah zu verhindern oder eine für sie wichtige Regierung wie die syrische aufrechtzuerhalten.

Vielleicht sollte die Tatsache, dass China und Russland weiterhin diplomatische und wirtschaftliche Beziehungen zu Israel unterhalten und keine nennenswerten Schritte unternommen haben, um Wirtschafts- oder Öllieferungsembargos gegen das zionistische Gebilde in Tel Aviv zu verhängen, oder einen nachdrücklichen Appell an die arabischen Völker gerichtet haben, sich gegen ihre Regierungen und ihre Oligarchien zu erheben, ein ziemlich deutliches Zeichen dafür sein, dass ihre Interessen nicht die der Emanzipation und der nationalen und sozialen Befreiung sind! Stattdessen wird ihre Agenda vollständig von ihren wirtschaftlichen und geostrategischen Interessen bestimmt.

Kurz gesagt: ihre Ziele als imperialistische Mächte bestehen definitiv nicht darin, den Klassenkampf
und die Revolution zu fördern.

Das Vordringen Chinas in eine Region, die für Washington einst voller sicherer Verbündeter war, steht offensichtlich hinter diesen Entwicklungen. Die von Peking geförderte „Versöhnung“ zwischen Saudi-Arabien und dem Iran war ein schwerer Schlag für die USA. Riad war im 20. Jahrhundert nicht nur der wichtigste Verbündete der USA in der arabischen Welt, sondern wurde mit der Etablierung des „Petrodollars“ auch zu einem wichtigen Teil ihrer Wirtschaftsordnung.

Die Tatsache, dass sich die saudische Monarchie in der OPEC gegen Washington auflehnt und dem Beispiel Russlands folgt, oder dass die Saudis durch die Unterzeichnung historischer Abkommen über Öllieferungen an Peking zu einem strategischen Partner Chinas geworden sind und dieser Handel in Yuan bezahlt wird, ist zu viel, um es einfach zu schlucken. All das vor dem Hintergrund der militärischen Niederlagen der USA im Irak, die am Ende das Regime der Ayatollahs gestärkt hat, indem sie zu ernsthaften Komplikationen für die Golfmonarchien führten, und vor allem der verängstigten Flucht der US-Truppen aus Kabul. Die Schwäche des US-Imperialismus und seine Unzuverlässigkeit als Supermacht ist durch all das offenbart worden.

Tatsächlich hat Saudi-Arabien 2023 die Rückkehr Syriens in die Arabische Liga gefordert, und fünf Jahre zuvor hatten die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) ihre Beziehungen zum Assad-Regime wieder aufgenommen. Der frühere erbitterte Feind der Golfmonarchien, die sich in den syrischen Bürgerkrieg eingemischt hatten, indem sie die fundamentalistischen Fraktionen gegen Assad bewaffneten und unterstützten, wurde mit der Aussicht auf neue und gute Geschäftsbeziehungen mit China wieder willkommen geheißen.

Angriff ist die beste Verteidigung

Der zunehmende Verlust des US-Einflusses im Nahen Osten, der durch das Desaster in der Ukraine noch verstärkt wird, in das die USA Hunderte von Milliarden Dollar investiert haben, war der Grund für die offensichtliche Entscheidung des US-Imperialismus, den Hamas Angriff vom 7. Oktober zuzulassen. Ein Überfall, der, wie die New York Times und die israelischen Medien selber enthüllt haben, den zionistischen Geheimdiensten und der CIA bis ins Detail bekannt war, der es aber Netanjahu erleichterte, seinen grausamen Völkermord in Gaza zu starten und ihn mit dem angeblichen „Recht auf Selbstverteidigung“ einer Kolonialmacht zu rechtfertigen, die die palästinensischen Gebiete besetzt hält und seit Jahrzehnten alle möglichen Verbrechen begeht.

Die Eskalation in Gaza muss nicht noch einmal erklärt werden. Alles, was Netanjahu und seine Verbündeten in der Regierung tun, wäre ohne die Zustimmung der US-Regierung nicht möglich, wie inzwischen mehr als deutlich geworden ist. Washington hat das Blut des palästinensischen Volkes an seinen Händen, und nichts, was in Syrien geschieht, wäre ohne amerikanische Hilfe geschehen. Das Zeitfenster, das sich dem US-Imperialismus geboten hat, wurde voll ausgenutzt. In dieser Dynamik fühlen sich die zionistischen Kräfte, die die ethnische Säuberung und ein „Groß-Israel“ anstreben, vollkommen sicher.

Sie sind zwar sehr darauf bedacht, keinen offenen Krieg mit dem Iran zu provozieren, der eine Katastrophe für die Weltwirtschaft bedeuten würde, aber sie haben eine Strategie ausgearbeitet, um dessen Peripherie anzugreifen. Und bisher, so muss man deutlich sagen, sind sie damit erfolgreich gewesen. Zuerst die Hamas, dann die Hisbollah und jetzt das syrische Regime.

Ein „Groß-Israel“ steht im Einklang mit den Interessen der USA in dieser Region. Sowohl die USA als auch Israel waren tief in den syrischen Bürgerkrieg verwickelt und haben verschiedene Fraktionen unterstützt, darunter auch die ISIS-Fundamentalisten. Wie der ehemalige schottische Diplomat Craig Murray in seinem kürzlich erschienenen Artikel „Das Ende des Pluralismus im Nahen Osten“ feststellt: „Vor fast einem Jahrzehnt wurde im US-Kongress offen ausgesagt, dass bis zu diesem Zeitpunkt mehr als 500 Millionen Dollar für die Unterstützung der syrischen Rebellen ausgegeben worden waren, und die Israelis haben den Dschihadisten offen sowohl medizinische und als auch andere Dienste zur Verfügung gestellt und effektive Luftunterstützung geleistet.“ [1]

Der andere Dreh- und Angelpunkt dieser Intervention ist die Türkei, ein historischer Verbündeter der USA und Mitglied der NATO, die seit Jahren die HTS-Fundamentalisten und andere Gruppierungen finanziert und bewaffnet und diejenigen Regionen in Nordsyrien, in denen diese Gruppen die Kontrolle ausüben, effektiv verwaltet. Es ist klar, dass die Türkei eine Operation dieses Ausmaßes nicht in Angriff genommen hat, ohne sie mit den USA im Detail zu planen. Ganz zu schweigen davon, dass Ankaras Handelsbeziehungen zu Tel Aviv trotz des zionistischen Völkermords in Gaza und Erdogans Demagogie gegen Israel gestärkt wurden.

Die Türkei hat ihre Rolle als aufstrebende Regionalmacht behauptet. Gleichzeitig manövriert sie auf der internationalen Bühne nach ihren unmittelbaren Interessen, indem sie beispielsweise Putin Kanäle zur Umgehung westlicher Sanktionen zur Verfügung stellt, was Ankara ermöglicht, seine Wirtschaft in der Region anzukurbeln. Trotzdessen ist die Türkei in der NATO geblieben und hat ihre historischen Verbindungen zum US-Imperialismus nicht gekappt.

Erdogan, der mit wachsender Unzufriedenheit im eigenen Land konfrontiert ist und bei den letzten Wahlen - bei denen die Republikanische Volkspartei (CHP) einen überwältigenden Sieg über die AKP des türkischen Präsidenten errungen hat - sehr schlecht abgeschnitten hat, hat eine Gelegenheit gesehen, von seinen innenpolitischen Problemen abzulenken und zwei lang gehegte Ziele zu erreichen: Die vier Millionen syrischen Flüchtlinge aus seinem Hoheitsgebiet zu vertreiben und einen militärischen Schlag gegen die kurdischen Gemeinschaften in Syrien und folglich gegen die PKK in der Türkei zu führen. All das ist in den abscheulichsten türkischen Nationalismus verpackt.

Es ist auch klar, dass der Sturz von Al-Assad ein wichtiger Faktor bei den Verhandlungen ist, die eher früher als später zur Beendigung des Krieges in der Ukraine aufgenommen werden sollen. Obwohl Trump demagogisch verkündet, dies sei „nicht Amerikas Kampf“, ist Syrien nicht nur wegen seiner natürlichen Ressourcen oder seiner strategischen Lage ein wichtiger Akteur, sondern auch, weil es ein wichtiger Verbündeter Russlands war und wichtige militärische Infrastruktur für dessen Interventionen in Afrika bereitstellte.

Es ist auch kein Zufall, dass Trump im Zuge dieses Putsches sowohl Moskau als auch Peking um einen Waffenstillstand in der Ukraine gebeten hat. Die Bedingungen für eine solche Verhandlung sind für den US-Imperialismus zwar immer noch sehr schwierig, haben sich aber nach diesen Ereignissen etwas verbessert.

Dieser politische Durchbruch des US-Imperialismus und seiner Verbündeten wird Folgen haben, auch wenn es natürlich utopisch ist, zu glauben, dass sich die Lage bald stabilisieren und von nun an alles zu Gunsten der USA laufen wird. Die syrischen Fundamentalisten bemühen sich derzeit um einen großen Imagewandel, um der Weltöffentlichkeit als „gemäßigte Islamisten“ zu erscheinen, die in der Lage sind, das Land in eine neue Phase des Friedens zu führen. In Wirklichkeit geht es jedoch um die territoriale Neuaufteilung Syriens und die Aneignung des Landes durch eben die Mächte, die diesen Krieg erst herbeigeführt haben.

Angesichts von Krieg und Chaos: Für die Sozialistische Föderation des Nahen Ostens kämpfen!

Der Kampf im Nahen Osten, der in etwas mehr als einem Jahr zu einem brutalen Völkermord am palästinensischen Volk und zum Sturz eines wichtigen Verbündeten Russlands, des Irans und Chinas geführt hat, zeigt, wie erbittert der Kampf um die Weltherrschaft geführt wird.

Den USA ist ein bedeutender Schlag gelungen, der zeigt, dass der Weg Pekings an die Spitze nicht einfach sein wird. China hat versucht, sich auf seine wirtschaftliche Macht zu stützen, um ein neues Machtgleichgewicht im Nahen Osten herzustellen, aber die USA werden nicht zulassen, dass dieses Vordringen „leise“ von Statten geht. Washington wird heftig kämpfen und, wie wir sehen, nicht zögern, in der Region weitere Zerstörung zu säen.

In dieser Strategie des Chaos ist die Rolle Israels entscheidend.

Das US-Finanzberatungsunternehmen Bloomberg hat über den Think Tank American Enterprise Institute eine ziemlich eindeutige Einschätzung der Ereignisse in Syrien veröffentlicht: „Deshalb ist Israel ein so wichtiger Verbündeter für die USA: Weil seine Siege entscheidende Niederlagen für Amerikas Feinde sind.“

Netanjahus faschistisch-zionistische Regierung geht gestärkt aus dem Sturz Assads hervor, was natürlich eine schreckliche Nachricht für das palästinensische und libanesische Volk ist. Und Israel wird lange nicht aufhören. Der Traum von „Groß-Israel“ steht eindeutig im Einklang mit den strategischen Interessen der USA im Nahen Osten.

Assad ist gestürzt, aber für Israel ist die weitere Aufrechterhaltung der militärischen Aggression die beste Garantie, mit der unvermeidlichen Unsicherheit, die sich kurzfristig auftut, umzugehen und die Schwäche seiner Feinde auszunutzen, um seine Ziele weiter voranzutreiben. Das neue Gebiet auf den Golanhöhen, das Netanjahu nun kontrolliert, ist reich an Wasser und Bodenschätzen.

Seit dem Beginn des Völkermords im Gazastreifen hat Israel schwere Schläge durchführen können, die die militärischen Fähigkeiten von Hamas und Hisbollah geschwächt haben. Es stimmt zwar, dass es für Israel schwierig war, im Libanon vorzudringen, und dass es viel mehr Opfer als im Gazastreifen zu beklagen hatte, was sich auch darin widerspiegelt, dass immer mehr Reservisten zögern, in die IDF einzutreten, aber die jetzigen Ereignisse in Syrien schwächen die Hisbollah weiter. Der libanesische Waffenstillstand ist höchst instabil und könnte jeden Moment zerbrechen.

Dennoch bleibt die Lage im Nahen Osten für Washington sehr kompliziert. Früher hatten sie solide Verbündete, konnten im Nu ganze Regierungen stürzen und ihre Marionetten beliebig einsetzen. Aber im gegenwärtigen globalen Kontext, in dem sich das Kräfteverhältnis zwischen den Mächten grundlegend verändert hat, ist das sehr schwierig. Der westliche Imperialismus verliert zunehmend Einfluss in Lateinamerika, Afrika und Asien. Es wird nicht einfach sein, die Situation zu stabilisieren.

Die verschiedenen syrischen Gruppierungen haben sehr unterschiedliche und widersprüchliche Interessen, und der US-Imperialismus hat unter ihnen keine starken und loyalen Verbündeten, um seine Interessen langfristig zu sichern. Im Moment gibt es keinen klaren Ersatz für das Assad-Regime und Syrien könnte in eine neue Spirale von sektiererischer Gewalt und Machtkämpfen zwischen den verschiedenen Milizen geraten, die Erdogan nach Kräften beeinflussen wird. Wir dürfen nicht vergessen, dass es sich um ein vom Krieg zerrissenes Land mit Millionen von Flüchtlingen, einer lähmenden humanitären Krise und einer zerstörten Wirtschaft und Infrastruktur handelt.

Trotz dieses Erfolges in Syrien müssen die USA weltweit große Niederlagen einstecken, wie den kürzlich gescheiterten Putsch in Südkorea und die allgemeine Dynamik des Krieges in der Ukraine. So wie Biden das Desaster in Afghanistan bewältigen musste, wird Trump jetzt gezwungen sein, das Gleiche in der Ukraine zu tun. Während der neue Präsident ständig davon spricht, sich auf den „inneren Feind“ im eigenen Land zu konzentrieren, werden ihn die objektiven Bedürfnisse der herrschenden Klasse der USA zu einer aggressiven Außenpolitik treiben.

Wir leben in einer Zeit der Verschärfung des zwischenimperialistischen Kampfes. Alle großen militärischen und politischen Konflikte der Welt sind miteinander verknüpft. Die Neuaufteilung der Welt und die Errichtung einer neuen Weltordnung kann nur durch Krieg und rücksichtsloseste Gewalt, auch mit Hilfe von Atomwaffen, erfolgen. China weiß, dass seine wirtschaftliche Power nicht ausreichen wird, um sich als unangefochtene Supermacht zu etablieren, weshalb es seine Militärausgaben in den letzten zehn Jahren um 60 Prozent erhöht hat. Obwohl es immer noch weit hinter den USA zurückliegt, ist der Trend eindeutig.

Der Nahe Osten ist ein Prüfstand, auf dem sich die Konfrontation zwischen den großen Welt- und Regionalmächten zeigt, mit wechselnden Allianzen und einem fragilen Gleichgewicht.

Der Kapitalismus in seiner gegenwärtigen senilen imperialistischen Phase stößt die Völker des Nahen Ostens in die tiefste Barbarei. Unter dieser kapitalistischen und imperialistischen Ordnung gibt es keinen Ausweg. Deshalb kann die Emanzipation der Völker, die vom militaristischen Stiefel des Westens und von den korrupten und unterwürfigen arabischen Bourgeoisien unterdrückt werden, nicht aus der Hand anderer Mächte wie Russland oder China kommen, die, obwohl sie kein Erbe des Kolonialismus haben, nur den wirtschaftlichen und politischen Interessen ihrer Monopole und kapitalistischen Oligarchien dienen.

Das Beispiel der kurdischen Kräfte in Syrien ist eindeutig. Die Vorstellung, dass sie durch ein Bündnis mit den USA das unterdrückerische Joch des Assad-Regimes abschütteln und sich der türkischen Offensive widersetzen können, hat sich als tödlicher Fehler erwiesen. Nein, das ist nicht der richtige Weg!

Das palästinensische und libanesische Volk, die syrischen Massen und die Massen des gesamten Nahen Ostens brauchen eine neue politische Führung, eine neue Fahne. Der Schutz des reaktionären Regimes der Mullahs, der Kapitalisten in Moskau oder Peking ist nicht die Lösung, sondern Teil des Problems. Es gilt, das Programm des internationalistischen Sozialismus wieder aufzurichten, es von den Deformationen zu befreien, die es in den letzten Jahrzehnten erlitten hat, mit der Politik der Klassenkollaboration zu brechen, die die arabische Linke so lange praktiziert hat, und das Scheitern der Strategie zu erkennen, sich den fundamentalistischen Gruppierungen unterzuordnen, weil diese besser bewaffnet sind.

Die Massen des Nahen Ostens haben ihr enormes Engagement für die palästinensische Sache, ihren Mut und ihr Heldentum im Kampf gegen den Zionismus bewiesen. Aber es braucht eine richtige Politik, um zu gewinnen, und das kann nur die Politik der sozialistischen Revolution, die Politik des Massenkampfes, die Politik des Sturzes des zionistischen Mörderregimes und der arabischen Regierungen sein! Die Sozialistische Föderation des Nahen Ostens muss das Ziel dieses gigantischen Kampfes sein, denn sie ist der einzige Ausweg aus dieser Orgie der Zerstörung und des Leids.

 

Anmerkungen:

[1] Siehe https://www.craigmurray.org.uk/archives/2024/12/the-end-of-pluralism-in-the-middle-east/.

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