Es ist schwierig, sich der dramatischen Veränderungen in der Weltgeschichte voll bewusst zu werden. Trumps Wirtschaftskriegserklärung gegen China mit beispiellosen Strafzöllen von über 150 %, seine schikanöse Arroganz gegenüber seinen westlichen Verbündeten, seine aufrührerische, unflätige und einschüchternde Sprache, sein Hin und Her, sein Getöse und seine Rückzüge... all dieser Katalog scheinbar chaotischer Entscheidungen hat in den Zentren der Macht ein echtes Durcheinander ausgelöst.

Unsicherheit und Unbeständigkeit beherrschen das wirtschaftliche und politische Schachbrett, während sich die qualifizierten Stimmen mehren, die vor einer drohenden Rezession warnen. Nach historischen Tagen, in denen Billionen von Dollar aus den amerikanischen, europäischen und asiatischen Aktienmärkten verschwunden sind, in denen die wichtigsten Unternehmen schubweise an Kapital verloren haben, in denen US-Staatsanleihen einen historischen Ausverkauf erlebt haben und in denen die Zinssätze die Tragfähigkeit der öffentlichen Finanzen untergraben haben, wagt kaum jemand vorherzusagen, wie das Ganze enden wird.

Manche meinen, dass der Inhaber des Weißen Hauses große Stärke und Entschlossenheit zeigt, MAGA durchzusetzen, aber wenn wir die Effekthascherei ignorieren, steckt hinter diesen Sanktionen vor allem ein Ausdruck von Verzweiflung. Der Niedergang der US-Macht ist so sichtbar und hat sich mit jeder Wendung der Ereignisse derart vertieft, dass der Inhaber des Weißen Hauses glaubt, dass er seine verlorene globale Vormachtstellung nur durch Gewaltanwendung verteidigen kann. Doch Zwang und Gewalt allein werden seine Industrie nicht in die hegemoniale Position zurückbringen, die sie vor fünfzig Jahren innehatte.

Die Tatsache, dass die chinesische Regierung mit einem energischen Gegenangriff reagiert hat und ihre Sprecher versichert haben, dass sie angesichts dieser Provokation standhaft bleiben werden, ist ein Maß für den Schlamassel, in dem die kapitalistische Wirtschaft, und insbesondere die des westlichen Blocks, steckt.

Das könnte man für Wahnsinn halten, ist es aber nicht: Die Logik, die diesen Ereignissen und Entscheidungen zugrunde liegt, ist tief verwurzelt. Die Grundlagen der Weltordnung, die Washington nach dem Zusammenbruch der UdSSR errichtet hat, befinden sich in einer irreparablen Krise, und viele Faktoren, die ihr jahrzehntelang Stabilität verliehen haben, brechen zusammen.

Die traditionellen Formen der parlamentarischen Herrschaft mit abwechselnd konservativen und sozialdemokratischen Regierungen, die so genannten „liberalen Werte“, die Diplomatie, der Konsens, die „internationalen Gerichtshöfe“, die Vermittlungs- und Dialoggremien, die UNO, die Welthandelsorganisation, der soziale Frieden... Diese für das Regieren so nützlichen Mittel der Eindämmung werden durch die allgemeine Stagnation der Produktivkräfte, die parasitäre Vorherrschaft des Finanzkapitals und einer militaristische Eskalation, die durch das Auftreten neuer imperialistischer Mächte noch verschärft wird, zerrüttet.

Hinter dieser Umwälzung stehen tiefgreifende Verschiebungen im Kräfteverhältnis zwischen den Mächten. Der Aufstieg Chinas stellt die Führungsrolle der USA offen in Frage; eine Tatsache, die von den Strategen des Weißen Hauses, die Peking als systemische Bedrohung ihrer hegemonialen Interessen ansehen, bestätigt wird.

Aber China steht nicht alleine da. In den letzten zehn Jahren und insbesondere seit dem Beginn des Krieges in der Ukraine im Jahr 2022 hat sich ein wirtschaftlicher, militärischer und diplomatischer Block unter der Führung Chinas und Russlands gebildet, der neue Verbündete anzieht und den Westen vor noch größere Probleme stellt.

Eine mächtige Allianz, die in verschiedenen und wichtigen Bereichen aufeinander trifft, den Einfluss der USA in Asien, Afrika, Lateinamerika und Europa verdrängt und die globale Abhängigkeit von Chinas Wirtschaftskraft erhöht. Der Rückzug des Westens ist auch im militärischen Bereich zu beobachten. Und das ist kein nebensächlicher Aspekt.

Die imperialistische Aufteilung der Welt erfolgt durch einen ungleichen Warentausch zwischen den fortgeschritteneren Nationen mit höherer Arbeitsproduktivität und den weniger entwickelten Nationen, die aufgrund ihres niedrigen Niveaus an Technologie und Entwicklung der Produktivkräfte nicht konkurrieren können. Der Einsatz von Gewalt erweist sich letztlich aber als entscheidender Faktor, wenn Vereinbarungen unmöglich werden. Krieg und Militarismus begleiten immer den Imperialismus. Und der Konflikt in der Ukraine, bei dem die industrielle, wirtschaftliche und technologische Stärke jedes beteiligten Blocks und die soziale Unterstützung, die sie zu mobilisieren vermochten, auf dem Spiel standen, zeigt die wachsende Überlegenheit von Moskau und Peking.

Politik ist der konzentrierte Ausdruck der Wirtschaft, wie Lenin zu sagen pflegte. Es ist nicht vorstellbar, dass diese tiefgreifenden Veränderungen der materiellen Grundlagen der Gesellschaft keine starken Auswirkungen auf den politischen Überbau, auf die traditionellen Parteien und auf die Klassenbeziehungen haben werden.

Der Aufstieg der extremen Rechten in den USA, in Deutschland, in Österreich, in Frankreich, in Italien, in Großbritannien, in Spanien, in Argentinien oder in Chile ist mit diesen Phänomenen verbunden, ebenso wie die soziale und politische Polarisierung und die heftigen Schwankungen in der Stimmung und der Psychologie der Massen. Natürlich ist der politische Bankrott der reformistischen Linken und ihrer kapitalistischen und militaristischen Politik in hohem Maße für das aktuelle Szenario verantwortlich.

Die wirtschaftlichen Faktoren, die wir beschrieben haben, beeinflussen die politischen Entwicklungen und umgekehrt. Die Beziehung zwischen dem wirtschaftlichen und dem politischen Prozess ist dialektisch und funktioniert in beide Richtungen. Diese beiden Aspekte zu trennen, hat nichts mit einem marxistischen Ansatz zu tun. Auch die wichtigsten gesellschaftlichen Phänomene zeigen sich, genau wie in der Natur, nicht in Reinform. Es gibt alle möglichen Verzerrungen, Variationen, Singularitäten oder Besonderheiten... aber das Wesentliche ist, die zugrunde liegenden Tendenzen, die diese widerspiegeln, und die objektiven Ursachen, die sie hervorbringen, aufzuzeigen.

Trotzki wies in einem hervorragenden Artikel mit dem Titel „Bonapartismus und Faschismus“ darauf hin: „Die Wahrheit ist immer konkret – das ist das wichtigste Gesetz der dialektischen Methode. In einer Epoche großer sozialer Erschütterungen, wo die Entwicklung sprunghaft voranschreitet, wo sich Situationen sehr rasch ändern, verlieren die alten Abstraktionen schnell ihre Bedeutung. Die dialektische Methode verlangt, dass man die konkreten Bedingungen jeder Situation berücksichtigt, um die richtigen politischen Entscheidungen zu treffen.“

Globalisierung und die Entwicklung der chinesischen Produktivkräfte

Da die Wahrheit immer konkret ist, muss man, um Trumps neue Zolloffensive und ihre unmittelbaren Folgen für die Weltwirtschaft und den Klassenkampf zu verstehen, diese in den Kontext einordnen, den wir zuvor besprochen haben.

Es gibt engstirnige Menschen, die die Geschichte als eine bloße Wiederholung von Ereignissen betrachten, eine Abfolge von Ereignissen, die mit dieser oder jener oberflächlichen Nuance wiederholt werden. Ohne ausreichend zu hinterfragen, behaupten sie, dass das, was heute geschieht, den Triumph des Protektionismus und das Ende der Globalisierung zeigt. Warum sollte man unabhängig und mit den vom Marxismus zur Verfügung gestellten Werkzeugen denken, wenn die Wirtschaftspresse einem alles mit einfachen Formeln vorsetzt?

Die Geschichte zu kennen, sie ernsthaft zu studieren und die Faktoren zu verstehen, die die großen sozialen und politischen Umwälzungen ausgelöst haben, ist eine unverzichtbare, aber nicht einfache Aufgabe. Die Schablone einer historischen Tatsache zu nehmen und sie hundert Jahre später auf die Gegenwart zu übertragen und zu sehen, ob sie passt oder nicht, hat sehr wenig mit Marxismus zu tun. Das ist keine Dialektik, das ist vulgärer Mechanismus.

Im Jahr 1929 war der Weltmarkt bereits eine unbestreitbare Realität, die die Volkswirtschaften beherrschte und die Vorhersagen des Marxismus glänzend bestätigte, d.h. die den Produktivkräften innewohnende Tendenz, die durch Privateigentum und nationale Grenzen auferlegten Grenzen zu überwinden. Der zwischenimperialistische Kampf entwickelte sich intensiv, und zehn Jahre später, nach einem regelrechten Zollkrieg, Währungsabwertungen und dem Zusammenbruch der Produktion, explodierte er schließlich gewaltsam im Zweiten Weltkrieg. In diesem historischen Rahmen gab es auch spezifische Faktoren, die bei der Analyse der heutigen Zeit berücksichtigt werden müssen, da einige der Unterschiede qualitativer Art waren und sind.

Zunächst war da die UdSSR mit ihrer Planwirtschaft als Faktor, der den internationalen Klassenkampf anregte, sogar trotz ihrer stalinistischen Führung. Die Angst der besitzenden Klassen vor einer sozialistischen Revolution beschleunigte den faschistischen Ausweg. Zweitens waren die Globalisierung und die Verflechtung der Wirtschaftsbeziehungen zwar sehr wichtig, aber noch weit entfernt von dem Grad der Verflechtung, den sie heute haben.

Es ist wichtig, darauf hinzuweisen, dass trotz aller Theorien, die verbreitet werden, um den Triumph der Deglobalisierung und die Aufteilung der Weltwirtschaft in Blöcke zu behaupten, die Daten solche Behauptungen nicht unterstützen. Selbst nach all den Zollmaßnahmen und Handelsbeschränkungen, die in den letzten zwei Jahren verabschiedet wurden, ist es nicht belegbar, dass wir eine wesentliche Umkehrung der Globalisierung erleben. In einem Artikel mit dem Titel "The myth of deglobalisation masks real changes" (Der Mythos der Deglobalisierung verdeckt reale Veränderungen) räumte die Financial Times ein, dass „es keine Anzeichen für eine Verschiebung in Richtung Deglobalisierung zu geben scheint“, und dass die Realität so aussieht, „dass der Rest der Weltwirtschaft für China immer mehr an Bedeutung verliert, das Land aber für die übrige Weltwirtschaft immer wichtiger wird."

Ein wesentlicher Unterschied zu 1929 besteht unter anderem in diesen beiden relevanten Aspekten. Die Globalisierung hat in Bezug auf das Volumen der internationalen Finanzkapitalströme und die Verflechtung der globalen Rohstoff-, Produktions-, Liefer- und Vermarktungsketten einen qualitativ höheren Punkt erreicht. Ein Prozess, der nach dem Zusammenbruch der UdSSR und der Restauration des Kapitalismus in China sowie der damit einhergehenden Stärkung der imperialistischen Ordnung der USA eine gewaltige Dynamik entwickelt hat.

Die Frage, aus der sich die Heftigkeit des gegenwärtigen Kampfes und die Verzweiflung der Trump-Administration erklären, ist nicht ihre Ablehnung der Globalisierung, sondern die Tatsache, dass die Führung dieser Globalisierung nicht mehr einer einzigen Macht, nämlich ihrer USA, gehört. In den letzten zwei Jahrzehnten hat sich China zu einem produktiven Koloss entwickelt, der eine spürbare Hegemonie im Welthandel ausübt. Deshalb nimmt die Auseinandersetzung so brutale und schwer zu bewältigende Formen an.

Um besser zu verstehen, was wir meinen, werden wir einige Daten liefern; nicht zu viele, um den Leser nicht zu überfordern.

In einer Studie von 2024 mit dem Titel "China is the world's only manufacturing superpower: an outline of its rise" (China ist die einzige Supermacht des verarbeitenden Gewerbes der Welt: ein Überblick über seinen Aufstieg) wird festgestellt, dass die Produktion des asiatischen Riesen die der neun nächstgrößten Hersteller zusammengenommen übersteigt:

"Gemessen an der [globalen] Bruttoproduktion ist Chinas Anteil dreimal so hoch wie der der Vereinigten Staaten, sechsmal so hoch wie der Japans und neunmal so hoch wie der Deutschlands [...] Chinas Industrialisierung ist beispiellos. Das letzte Mal, dass der ‚König des verarbeitenden Gewerbes‘ entthront wurde, war, als die Vereinigten Staaten das Vereinigte Königreich kurz vor dem Ersten Weltkrieg überholten. Es dauerte fast ein Jahrhundert, bis die USA die Spitze erreichten; die Verschiebung zwischen China und den USA hat etwa 15 bis 20 Jahre gedauert. Kurz gesagt, Chinas Industrialisierung lässt sich nicht vergleichen. [...] China begann das Rennen leicht vor Kanada, Großbritannien, Frankreich und Italien. Es überholte Deutschland 1998, Japan 2005 und die Vereinigten Staaten 2008. Seitdem hat China seinen Anteil an der Weltwirtschaft mehr als verdoppelt, während der Anteil der Vereinigten Staaten um weitere drei Prozentpunkte gesunken ist."

Während in den großen westlichen Ländern die Unternehmensgewinne seit Jahrzehnten in spekulative Finanzgeschäfte fließen und die produktiven Investitionen zurückgehen, steigen die Bruttoanlageinvestitionen in China seit 1995 stetig an. Im Jahr 2023 machten diese 41 % des BIP in China aus. Im selben Jahr waren es 21 % in den USA, 21 % in Deutschland, 23 % in Frankreich und 18 % in Großbritannien. In Russland lag der Anteil mitten im Krieg in der Ukraine bei 22 % (Angaben der Weltbank).

Die industrielle Überlegenheit Chinas wird immer überwältigender, und das Land verfügt über einen ständig expandierenden Automobilsektor, insbesondere bei Elektrofahrzeugen. Im Jahr 2022 hat China mehr Industrieroboter installiert als der gesamte Rest der Wel zusammengenommen, nämlich 290.000 im Vergleich zu 263.000. Eine Studie der Gemeinsamen Forschungsstelle der EU über „fortschrittliche Fabriken“ (Fabriken, die Robotik, KI, 3D-Druck und dynamische Datensysteme kombinieren) unterstreicht die enorme Überlegenheit Chinas: 20.000 gegenüber 7.500 in den USA und 4.500 in Europa. Das Wachstum dieser Fabriken in China seit 2009 betrug 571 %, verglichen mit 130 % in der EU und 75 % in den USA.

Die vom Center for Economic Policy Research im Januar 2024 veröffentlichten Daten sind eindeutig: "Die Vereinigten Staaten sind in viel stärkerem Maße von der chinesischen Produktion des verarbeitenden Gewerbes abhängig als umgekehrt. [...] Vor 2002 war China stärker von den US-Ausfuhr abhängig, aber seither sind die Vereinigten Staaten stärker davon betroffen. Im Jahr 2020 waren die Vereinigten Staaten etwa dreimal so stark von der chinesischen Industrieproduktion abhängig wie umgekehrt [...] Das zeigt eine bemerkenswerte, historische und globale Asymmetrie in der Abhängigkeit der Lieferkette zwischen China und anderen großen Produktionsländern. Politiker wollen vielleicht ihre Volkswirtschaften von China abkoppeln. Diese Daten deuten jedoch darauf hin, dass eine solche Abkopplung schwierig, langsam, kostspielig und schädlich wäre, insbesondere für die G7-Staaten."

Die westliche Propaganda besteht darauf, China als eine Exportwirtschaft zu beschreiben, die nicht in der Lage ist, einen starken Binnenmarkt zu schaffen; eine Behauptung, die unbegründet ist. Die Entwicklung der Produktivkräfte in China hat dazu geführt, dass sich - wie in Großbritannien und den USA - eine wachsende Mittelschicht und große Teile der Arbeiterklasse herausgebildet haben, die von einem in der übrigen Welt unbekannten Lohnanstieg profitiert haben. Im Jahr 2023 stiegen die Reallöhne nach Angaben des nationalen Statistikamtes in den öffentlichen Unternehmen um 5,5 % und in der Privatwirtschaft um 4,5 %, wobei die Steigerungen im Finanzsektor mehr als 13 % und im Bergbausektor mehr als 11 % betrugen und das reale Pro-Kopf-Einkommen um durchschnittlich 6,3 % zunahm.

Heute ist China nicht nur die führende Export- und Gläubigermacht der Welt, sondern entwickelt sich auch zu einem entscheidenden Markt für die übrigen kapitalistischen Mächte, um ihre Waren und Dienstleistungen zu verkaufen.

Chinas Vormarsch hat die Globalisierung nur noch verstärkt. So weist das Lowy Institute darauf hin, dass 128 Länder mit China mehr Handel treiben als mit den USA, und dass der asiatische Riese mehr als eine Billion Dollar für die Infrastruktur in mehr als 140 Ländern ausgegeben hat! China hat sich in den letzten zehn Jahren zu einem Exporteur von Kapital in die Welt entwickelt, wobei seine Auslandsinvestitionen im Jahr 2023 einen Rekordwert von 162,7 Milliarden Dollar erreichen werden.

Die Sanktionspolitik des Westens gegen Russland hat das Fortschreiten der Globalisierung unter chinesischer Herrschaft noch offensichtlicher gemacht. Nicht nur, dass sie nicht in der Lage waren, Putin zu isolieren, der stets von China unterstützt wurde, sondern dieses Vergeltungspaket wurde zu einem Bumerang gegen die USA und beschleunigte die Dollarkrise.

Der Handel zwischen China und Russland wird inzwischen zu einem sehr hohen Prozentsatz in Yuan abgewickelt, und andere Mächte wie Saudi-Arabien, ein historischer Verbündeter der USA, unterzeichneten ein Abkommen mit China, um einen Teil seines Öls in Yuan zu kaufen und im Gegenzug den Yuan für den Kauf chinesischer Produkte zu verwenden. Die Liste der Länder (Brasilien, Iran, Pakistan, Nigeria, Argentinien, Türkei...), die sich ähnlichen Abkommen anschließen, wird von Tag zu Tag länger.

Diese Entwicklung war absehbar

Nach Angaben des Wirtschaftsportals Statista "wird Chinas Wirtschaft im Jahr 2024 mehr als 19 % des um die Kaufkraftparität bereinigten Bruttoinlandsprodukts der Welt erwirtschaften. Damit ist China erneut die größte globale Wirtschaftsmacht und übertrifft sogar die Vereinigten Staaten, die mit einem Anteil von 15,2 Prozent an zweiter Stelle liegen."

Denjenigen, die so leichtfertig von Deglobalisierung sprechen, sei gesagt, dass der Welthandel im Jahr 2024 mit einem Handelsvolumen von 33 Billionen Dollar einen neuen Rekord verzeichnete, der durch ein Wachstum von 7 % bei den Dienstleistungen und 2 % bei den Waren angetrieben wurde, und das alles, obwohl die USA bereits erhebliche protektionistische Maßnahmen ergriffen hatten, zusätzlich zu den gegen Russland verhängten Sanktionen.

All das zeigt die Exportstärke Chinas und seine Anpassungsfähigkeit. Im Jahr 2023 - um die vollständigsten bisher veröffentlichten Daten zu zitieren - vergrößerte sich der Abstand zu seinen unmittelbaren Konkurrenten erneut: China exportierte Waren im Wert von 3,59 Billionen Dollar, verglichen mit 2,06 Billionen Dollar für die USA, 1,65 Billionen für Deutschland, 746,92 Milliarden für Japan, 656,93 Milliarden für Italien und 617,82 Milliarden für Frankreich.

Die wirtschaftliche Sackgasse, in der sich die USA befinden, ist also nicht in einem Jahr, nicht in fünf und auch nicht in zwei Jahrzehnten entstanden. Es handelt sich um einen Prozess, der Mitte der neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts begann und paradoxerweise durch die „politischen Erfolge“, die der US-Imperialismus mit dem Zusammenbruch des Stalinismus, dem Verschwinden der UdSSR und der Wiederherstellung des Kapitalismus in Russland und China erzielte, angeheizt wurde.

Die Eingliederung von Hunderten von Millionen Arbeitnehmern in den Weltmarkt ermöglichte eine neue Arbeitsteilung und enorme Möglichkeiten für das westliche Kapital, in diesen Ländern zu investieren und dabei in den USA und Europa unvorstellbare Renditen zu erzielen. Das Fieber des industriellen Offshoring, das zu Millionen von Entlassungen führte, erfasste den US-amerikanischen und europäischen Kapitalismus, mit Folgen, die bis heute sichtbar sind. Das Offshoring bescherte den großen multinationalen Konzernen astronomische Gewinne, die sie nicht in die Entwicklung der Produktivkräfte der USA, Großbritanniens oder Frankreichs investierten, sondern in großem Umfang in die Aufblähung der Spekulationsblase investierten, indem sie die absolute Finanzialisierung der Märkte herbeiführten und sich parasitär verhielten, indem sie massenhaft Staatsschulden aufkauften und ihre eigenen Aktien zurückkauften, um den Anstieg der Börsenkurse zu fördern. Der Verfall und das Parasitieren dieses Modells wurde während der Großen Rezession von 2008 aufgedeckt, die das US-Finanzsystem und die Weltwirtschaft erschütterte. Seitdem hat sich der Prozess verschärft und ausgeweitet.

China ist weitgehend unbeschadet aus der Großen Krise und später aus der Pandemie hervorgegangen und hat sich als Produktivkraft gestärkt, nicht als Kolonie, die billige Arbeitskräfte und minderwertige Produkte mit geringer Wertschöpfung liefert. Der Technologietransfer nach China in diesen Jahrzehnten war gewaltig, weil er im Interesse der westlichen multinationalen Konzerne lag, die auf ihrem Territorium gigantische Anlagen errichteten, und weil - und das ist wichtig - das staatskapitalistische Regime und die KPCh-Bürokratie bewusst handelten, indem sie eine gigantische Menge an Kapital in die Entwicklung neuer Produktions- und Transportmittel investierten, in eine technologische Industrie ohnegleichen, in Werften, Stahl- und Aluminiumwerke, in ein riesiges Netz von Pipelines, in die Ausbeutung seltener Erden, in den Bau neuer Städte, in ein Gesundheitssystem, das während der Pandemie den Ton angab...

Seine Exportkraft hat es ihm ermöglicht, einen gewaltigen Handelsüberschuss anzuhäufen, mit dem es alle Kontinente mit Investitionen überschwemmt hat, und trotz der offensichtlichen Ungleichgewichte, die es mit sich bringt, wie eine sehr hohe Staatsverschuldung, eine ständige Überproduktion und eine rücksichtslose Ausbeutung der Arbeitskräfte, ohne Gewerkschaften und unabhängige Organisationen der Arbeiterklasse... hat es gezeigt, dass die Einzigartigkeit, mit der es den Übergang zum Kapitalismus bewältigt hat, ihm ernsthafte Vorteile gegenüber seinen wichtigsten Konkurrenten verschafft. Es ist der Gegensatz zwischen einem kräftigen und aufstrebenden Kapitalismus und einem Kapitalismus in seiner letzten Phase.

Das chinesische staatskapitalistische Regime ist nicht die UdSSR, aber die ehemalige stalinistische KPCh-Bürokratie hat viel aus dem zerstörerischen Chaos der Jelzin-Jahre gelernt. Die Richtung der wesentlichen wirtschaftlichen Operationen wurde zentral geplant, und die Bürokratie als Teil der neuen bürgerlichen herrschenden Klasse, die ihre Privilegien und ihr Vermögen mit vielen Milliardären des Privatsektors teilt, die ebenfalls einen Parteibuch besitzen (dies ist obligatorisch), war zeitweise in der Lage, die Exzesse und Ambitionen einiger ihrer prominentesten Vertreter zu disziplinieren. Natürlich gibt es innerhalb der chinesischen Bourgeoisie Spaltungen und Widersprüche, die mit zunehmender Eskalation der Schwierigkeiten zutage treten werden, doch bisher herrscht dort eine ziemlich große Einigkeit.

Um auf einen anderen grundlegenden Aspekt zurückzukommen. Der chinesische Binnenmarkt nimmt enorme Ausmaße an und ist zu einem Schlüsselraum für die wichtigsten Industrieunternehmen der USA und Europas geworden, für ihre Automobil-, Agrar-, Nahrungsmittel-, Bergbau-, Textil- und Luxusunternehmen... Im Gegensatz zu den USA auf ihrem Weg zur imperialistischen Macht, die zunächst einen mächtigen Binnenmarkt aufbauten, um ihre späteren Auslandsabenteuer zu begründen, war der historische Prozess in China dank des Modells des zentralisierenden Staatskapitalismus schwindelerregend und unterstreicht die Gültigkeit der Theorie der ungleichen und kombinierten Entwicklung: China hat die einzelnen Phasen sehr schnell durchlaufen, indem es westliche Investitionen nutzte, um eine effiziente Produktionsbasis zu schaffen, einen beeindruckenden Überschuss anzuhäufen und gleichzeitig einen gigantischen Binnenmarkt aufzubauen, der es in Bezug auf die Kaufkraft zunehmend mit dem US-Markt aufnehmen kann.

Die herrschende Klasse der USA steht vor keiner leichten Aufgabe. Trump will nicht, dass dasselbe passiert wie in seiner ersten Amtszeit. Im Jahr 2016, dem ersten Jahr seiner ersten Präsidentschaft, betrug das Handelsdefizit der USA 502,3 Milliarden Dollar und mit China 347 Milliarden Dollar. Im Jahr 2020, dem Jahr seiner Wahlniederlage, belief sich das Handelsdefizit der USA auf 678,74 Milliarden Dollar, das mit China auf 310,8 Milliarden.

Gegenüber der Europäischen Union stieg das US-Defizit von 151,575 Milliarden im Jahr 2017 auf 182,579 Milliarden im Jahr 2020. Unter der Präsidentschaft von Joe Biden kletterte es auf einen Rekordwert von 235,571 Milliarden Dollar im Jahr 2024.

Zurück zu China. Im Jahr 2024 werden die USA Waren im Wert von 438,947 Milliarden Dollar aus dem asiatischen Riesen importieren und Waren im Wert von 143,546 Milliarden Dollar exportieren, was ein Handelsdefizit von 295,402 Milliarden Dollar ergibt. Obwohl das Defizit seit 2016 um mehr als 50 Milliarden Dollar gesenkt wurde, sind die Zahlen immer noch zu hoch und offenbaren das organische Problem der Abhängigkeit der US-Wirtschaft von China.

Die Erfahrung dieser acht Jahre hinterlässt kein besonders gutes Bild. Weder sind Industrien auf den Boden der USA zurückgekehrt, noch haben sich gut bezahlte Arbeitsplätze vervielfacht, noch konnte der Rückgang des Handels eingedämmt werden. Im Jahr 2024 verzeichnete die US-Handelsbilanz insgesamt ein Defizit von 918,42 Milliarden Dollar, 17 % mehr als 2023.

Trumps Handelskrieg und seine zahlreichen Folgen

Zu Beginn des 21. Jahrhunderts war die Dominanz der USA im Handel unbestritten. Für mehr als 75 % der Länder war Washington der wichtigste Handelspartner, während Peking nur eine Minderheit ausmachte. Bis 2020 kehrte sich das Verhältnis um, und China wurde der mit Abstand größte Exporteur der Welt. Infolgedessen häufte China gigantische Devisenreserven an, die sich im Januar 2024 auf mehr als 3,2 Billionen Dollar beliefen.

Und genau das erklärt das aktuelle Dilemma, in dem sich die Trump-Administration und die US-Bourgeoisie bewegen.

Nach monatelangen Drohungen, Ankündigungen, Verschiebungen und Korrekturen stellte Trump seinen Plan am 2. April vor, der großspurig als „Tag der Befreiung“ bezeichnet wurde. Die Entscheidung stellt offenbar den größten Schlag gegen das internationale multilaterale Handels- und Finanzregulierungssystem dar, das seit den Bretton-Woods-Abkommen von 1944 in Kraft ist. Doch dieser Trotz hat im Laufe der Tage gezeigt, worum es wirklich geht: China mit Zöllen von 145 % in die Knie zu zwingen.

Sollte die US-Regierung ihre Pläne bis zum Ende durchziehen, wären die Folgen unabsehbar. Eine Schließung der US-Grenzen für chinesische Waren und umgekehrt, eine Blockade des US-Kapitals und der Waren in China hätte verheerende Auswirkungen und würde zu einer schweren weltweiten Rezession führen. Zu glauben, dass dies das einzige oder wahrscheinlichste Szenario ist, hieße jedoch, die Tragweite für die Trump-Administration, die eindeutig aus einer Position der Schwäche und nicht der Stärke heraus agiert, zu leichtfertig zu betrachten.

Wie wir in diesem Artikel beschrieben haben, bekommt die globale Hegemonie, die die USA acht Jahrzehnte lang ausgeübt haben, immer mehr Risse, und die herrschende Klasse sieht sich mit der Aussicht konfrontiert, allmählich exorbitante Profite zu verlieren, die durch die Rolle der USA als erste imperialistische Macht entstanden sind.

Es ist ganz klar, dass ein großer Teil der US-Bourgeoisie Trumps jüngste Maßnahmen nicht teilt. Davon zeugen die scharfe Kritik der Chefs von Goldman Sachs und J.P. Morgan oder die Angriffe, die seine Maßnahmen in den großen Denkfabriken der US-Wirtschaft ausgelöst haben, aber vor allem der Zusammenbruch der US-Börsen und der Anstieg der Zinsen für Staatsanleihen haben Trump schließlich dazu gezwungen, das Paket von Zöllen, das er der EU, seinen historischen Partnern im westlichen Block, auferlegen wollte, um 90 Tage zu verschieben. Das war ein erster Rückschlag, doch in den letzten Tagen folgten weitere.

Trump mag sich wie ein Verrückter aufführen, aber er ist es nicht. Alles, was er tut, weist auf die Schwere der Sackgasse hin, in die die herrschende Klasse der USA geraten ist. Im Moment sind die Kapitalisten, die Trump am meisten kritisieren, nicht in der Lage, eine alternative Strategie zu definieren, um den Niedergang der USA aufzuhalten und umzukehren. Und dieses Vakuum wird von Trumps Demagogie gefüllt, die Millionen von mittleren und kleinen Anlegern mitreißt, sowohl Unternehmer als auch Angehörige der Mittelschicht, Händler oder Rentner aller Art, die daran gewöhnt sind, auf den hochspekulativen US-Finanzmärkten (Aktienmarkt, Rohstoffe, Derivate, Staatsschulden usw.) viel Geld zu verdienen, und die ihre Träume von endlosem Reichtum durch den unaufhaltsamen Aufstieg des chinesischen Kapitalismus bedroht sehen.

Es ist dieser soziale Sektor, der den Traum von einem industriellen Wiederaufstieg der USA durch die unbegrenzte Ausübung ihrer imperialen Macht schürt. Zeigen die USA nicht mit Hilfe von Netanjahu, dass sie die palästinensische Bevölkerung mit einer Grausamkeit und Unmenschlichkeit, die an den Nationalsozialismus erinnert, von der Landkarte tilgen können? Warum sollten sie diese Macht nicht einsetzen, um die goldenen Jahre des Yankee-Kapitalismus wiederherzustellen?

Zum Unglück für diesen Sektor ist die materielle Grundlage der amerikanischen Hegemonie verschwunden und wird nie wiederkehren. 1945 waren die USA die große Industriemacht der kapitalistischen Welt, während Westeuropa und Japan durch den Krieg verwüstet waren. Diese Situation ermöglichte es Washington, den Dollar zur weltweiten Reserve- und Tauschwährung zu machen. Dadurch konnten die USA der gesamten kapitalistischen Welt, insbesondere den ehemaligen Kolonialländern, Reichtum entziehen, um ihre Staatsfinanzen und ihr immenses Haushaltsdefizit großzügig zu stützen und eine Ära der Expansion für ihre privaten Monopole einzuleiten.

All dies war möglich und hielt so viele Jahrzehnte lang an, weil der Weltkapitalismus nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ein beispielloses Wachstum erlebte. Das amerikanische Kapital dominierte die Welt, aber die Kapitalisten in anderen Ländern, vor allem in Westeuropa, und auch die Arbeiterklasse in den fortgeschrittenen Ländern erhielten ihren Anteil am globalen Reichtum dank der Politik des „Sozialpaktes“, der die revolutionären Krisen in Frankreich, Italien und anderswo auflöste und der durch amerikanische Investitionen und Innovationen verstärkt wurde.

Doch all dies fand Mitte der 1990er Jahre ein Ende, als die Renditen infolge der Überproduktion zu sinken begannen und das neoliberale Modell durchgesetzt wurde, um eine neue Phase der kapitalistischen Akkumulation einzuleiten, in der hochwertige Arbeitsplätze, angemessene Löhne und der Sozialstaat vernichtet wurden.

Diese Dynamik wurde nach dem Zusammenbruch der UdSSR noch verstärkt und öffnete die Märkte für die Finanzialisierung und den massiven Aufkauf von Staatsschulden. Die Große Rezession von 2008 zeigte die Grenzen dieses „'Tugendkreises“ massiver Börsengewinne auf und machte die Überproduktionskrise deutlich, in der sich der Weltkapitalismus befand. Seitdem beruht der Reichtum der US-Bourgeoisie zunehmend auf Finanzspekulationen, und zwar auf Kosten der Verarmung der eigenen Arbeiterklasse und des Rests der Welt.

Die Finanzspekulation in den USA wuchert (siehe die Fälle Tesla, Intel oder Nvidia) und bedroht ständig die produktiven Grundlagen der Wirtschaft. Die Arbeitsproduktivität in den USA ist seit Jahren rückläufig, was eine Folge der schwachen Investitionen ist, die einen realen Mehrwert für die Produktion schaffen.

Doch Trump und seine Anhänger, darunter ein bedeutender Teil der amerikanischen Finanz- und Technologieelite, glauben, das Rezept für den Umgang mit diesem Niedergang gefunden zu haben. Wenn das globale Handels- und Finanzsystem, das die USA nach dem Zweiten Weltkrieg durchgesetzt haben, am Ende die Bedingungen für die Expansion des chinesischen Staatskapitalismus geschaffen hat, muss es einfach gesprengt werden.

Stephen Miran, Vorsitzender von Trumps Council of Economic Advisers, hat in einem kürzlich erschienenen Papier die zu verfolgende Strategie dargelegt und dabei die Geschichte der letzten 80 Jahre unverblümt verfälscht. Seiner Ansicht nach waren es die USA mit ihrer Politik des starken Dollars, die großzügig für die industrielle Entwicklung der übrigen Welt bezahlt haben. Dieser Logik zufolge taten die USA uns einen großen Gefallen, als sie Dollars ohne reale Gegenleistung druckten und ihre Inflation exportierten, und der Rest der Welt lebte von dem von amerikanischen Unternehmen geschaffenen Reichtum.

Die Konsequenz ist klar, und Trump drückt sie unverblümt aus: Die ganze Welt hat die USA bestohlen, und es ist an der Zeit, dass sie zurückzahlen.

Weitere Zölle zur Industrialisierung der USA?

Trumps Zölle, auch wenn sie mit Ausnahme derjenigen, die China betreffen, um 90 Tage verschoben wurden, sollen maximale Spannungen erzeugen und die Unternehmen und Länder, die am stärksten vom Export ihrer Produkte in die USA abhängig sind, in eine extreme Situation stürzen. Kenia, Madagaskar, die Elfenbeinküste, Kambodscha, Vietnam und sogar Indonesien könnten schon bald mit der Schließung von Fabriken und dem Ruin Zehntausender landwirtschaftlicher Betriebe konfrontiert sein, wenn sie die drakonischen Bedingungen bei den Verhandlungen nicht akzeptieren. Die betroffenen Regierungen und Unternehmen müssten den USA zumindest anfangs eine Entschädigung anbieten, damit ihre Zölle gemildert werden.

Trump hat die Erfahrung mit den hohen Zöllen, die er in seiner ersten Amtszeit gegen die EU verhängt hat. Nach dreimonatigen Verhandlungen hinter verschlossenen Türen gelang es dem damaligen Präsidenten der Europäischen Kommission, Jean Claude Juncker, diese Zölle im Gegenzug für eine deutliche Erhöhung der Käufe von Gas, Sojabohnen und Rüstungsgütern aus den USA und eine mehrjährige Verschiebung der Vorschriften über den Schadstoffausstoß von Kraftfahrzeugen, die insbesondere amerikanische Autos betrafen, aufzuheben.

Aber die Umstände haben sich stark verändert. Wie wir bei den Sanktionen gegen Russland gesehen haben, kniet ein großer Teil der Länder der Welt nicht mehr kleinlaut vor den Auflagen der USA. Es scheint daher unvermeidlich, dass wir in den kommenden Monaten eine solide Stärkung der wirtschaftlichen und handelspolitischen Beziehungen Chinas zu all den Ländern erleben werden, die von Trump mit Füßen getreten wurden.

Es ist wichtig festzustellen, dass der Welthandel in naher Zukunft nicht auf das gigantische Volumen der US-Käufe verzichten kann. Mit jährlichen Einfuhren von fast 3 Billionen Dollar sind die USA der mit Abstand größte Importeur der Welt. Dies schafft jedoch eine gegenseitige Abhängigkeit. Zum einen ist es für die Exportländer schwierig, kurz- und mittelfristig einen alternativen Markt zu den USA zu finden, zum anderen fehlt der US-Industrie die Kapazität, Importe durch eigene Produktion zu ersetzen.

Der beste Beweis für diese wichtigen Einschränkungen ist Trumps Entscheidung vom 11. April, Mobiltelefone, Computer, Chips, Festplatten und andere elektronische Bauteile sowie die zur Herstellung von Halbleitern benötigten Maschinen ganz von Zöllen zu befreien, auch wenn sie aus China stammen. Die Interessen großer US-Konzerne wie Apple, Intel, Dell und vieler anderer haben sich schließlich durchgesetzt, und Trump war gezwungen, angesichts der Gefahr, seine wichtigsten Unternehmen zu ruinieren, einen Schritt zurückzutreten.

Es ist absehbar, dass diese Ausnahmeregelungen in den kommenden Wochen oder Monaten verlängert werden, wenn sich die Schwierigkeiten der amerikanischen Industrie weiter fortsetzen. Es ist keine Aufgabe, die auf Knopfdruck erledigt werden kann, wenn eine so große Menge an Waren, die für die Produktionsketten der Unternehmen unerlässlich sind und importiert werden, durch die heimische Produktion ersetzt wird.

Wie soll dieser Teufelskreis durchbrochen werden? Trump hofft, dies zu erreichen, indem er ausländische Unternehmen zwingt, ihre Kosten zu senken, und indem er die innere Einheit von Blöcken wie der Europäischen Union aufbricht. Deshalb unterstützt er eine globale rechtsextreme Bewegung, um die Kontrolle über die wichtigsten Regierungen zu übernehmen, die er bedingungslos kontrollieren und steuern kann, und so die besten politischen Bedingungen zu schaffen, um der Radikalisierung des Klassenkampfes mit totalitären und polizeilichen Maßnahmen erfolgreich zu begegnen. Doch damit sind die unmittelbaren Probleme nicht gelöst.

Der Anspruch, die USA in eine Industriemaschine von Weltrang zu verwandeln, ist auf dem Papier schön und gut, aber die Umsetzung in die Realität ist viel komplizierter. Um Amerika wieder groß zu machen, muss das derzeitige US-Industriesystem vollständig überarbeitet werden, und es sind enorme Investitionen in Kapital und Technologie erforderlich, die die schnellen, milliardenschweren Profite der Wall-Street-Kasinowirtschaft untergraben würden. Die Gewährleistung attraktiver Renditen für produktive Investitionen ist nicht so einfach, es sei denn, es gibt eine Politik der massiven staatlichen Finanzierung, sozusagen eine Rückkehr zu einer Trump'schen Variante des staatlichen Keynesianismus. Aber das scheint nicht der Plan des Präsidenten zu sein.

Zölle in dieser Höhe auf chinesische Produkte verschaffen der US-Industrie theoretisch einen quantitativen Vorteil. Aber das ist nur die Theorie. Um dieses Potenzial auszuschöpfen, bedarf es des politischen und unternehmerischen Willens und massiver Investitionen in die Modernisierung und Verbesserung der US-Werke, um sie wettbewerbsfähiger zu machen und sie von chinesischen Lieferungen zu emanzipieren. Geschieht dies nicht, und die Umsetzung würde viel Zeit in Anspruch nehmen, werden diese Zölle zu einem massiven Anstieg der Produktionskosten und einer Inflationsspirale führen, die unweigerlich mit einem geschwächten Markt einhergehen wird. Das Phänomen der Stagflation könnte sich ausbreiten und auch ein Erdbeben der sozialen Mobilisierung gegen den Trumpismus auslösen.

Mit anderen Worten: Die Vorteile einer Überschwemmung des US-Marktes mit in den USA hergestellten Produkten ergeben sich auch nicht so automatisch. Hinter diesem Umstand steht ein großes Fragezeichen.

Der Versuch, die entstandenen Schwierigkeiten zu kompensieren, indem man sich auf die Abwertung des Dollars verlässt, um mehr auf dem Weltmarkt zu verkaufen, wird mit der Vergeltung der Regierung von Xi Jinping kollidieren, die bereits mit Zöllen auf US-Produkte von mehr als 120 % reagiert hat, sowie mit der möglichen Reaktion der EU, die aufgrund des 90-tägigen Waffenstillstands noch abzuwarten ist.

Auswirkungen im Inland

Wie wir bereits in früheren Publikationen erläutert haben, werden Trumps neue Zölle unmittelbar dazu führen, dass die amerikanischen Verbraucher höhere Preise für importierte Waren zahlen müssen, und amerikanische Unternehmen, die Rohstoffe oder Komponenten für ihre Betriebe aus dem Ausland beziehen müssen, werden einen erheblichen Kostenanstieg erleben und ihre Wettbewerbsfähigkeit auf den Weltmärkten verlieren.

Diese negativen Folgen werden durch die Auswirkungen der Vergeltungsmaßnahmen, die Länder auf der ganzen Welt gegen amerikanische Produkte ergreifen werden, noch vervielfacht und beschränken sich nicht auf Zollerhöhungen. China beispielsweise wird nicht nur die Zölle im gleichen Maße wie die USA erhöhen, sondern auch zusätzliche Maßnahmen ergreifen, wie z. B. ein Verbot der Ausfuhr strategischer Materialien für seine Industrie auf den US-Markt.

Trumps Angriff ist von einem solchen Ausmaß, dass selbst die Federal Reserve davor warnt, dass die USA und der Rest der Welt in eine neue Rezession stürzen könnten. Und aus den Reihen des Trumpismus wurden bereits Stimmen laut, angeführt von Elon Musk und mehreren republikanischen Senatoren, die ein Ende des Handelskriegs zumindest mit der Europäischen Union forderten.

Zweifellos haben auch die massiven Demonstrationen gegen Trump am 5. April in mehr als 1.100 US-Städten einen wichtigen Beitrag zu diesem plötzlichen Sinneswandel geleistet. Die amerikanische Arbeiterklasse ist nicht bereit, die Kosten für eine Handelskriegspolitik zu tragen, die einzig und allein darauf abzielt, die immensen Profite der US-Milliardäre zu schützen, vor allem, wenn Trump gerade eine Steuersenkung beschlossen hat, die diesen Milliardären über einen Zeitraum von zehn Jahren 4,5 Billionen Dollar an Steuern einsparen wird.

Die Agenda dieses Plutokraten hat nichts Anti-Establishment-mäßiges an sich. Hinter seiner populistischen Demagogie verbirgt sich eine aggressive Politik zur Ausplünderung der öffentlichen Finanzen und zur Durchsetzung tiefer Einschnitte bei den ohnehin schon mageren Sozialleistungen, die der am stärksten verarmte Teil der amerikanischen Arbeiterklasse erhält.

Teile der herrschenden Klasse in den USA wissen, dass es verfrüht ist, eine soziale Explosion mit unabsehbaren Folgen für das prekäre innere Gleichgewicht des US-Kapitalismus zu provozieren. Trotz Trumps Versuchen, die Saat des Rassismus und des Hasses auf Einwanderer in der Bevölkerung zu säen, ist die Einheit der Arbeiterklasse, durch die Kämpfe für die Rechte von Immigranten seit 2006, durch den Kampf von Occupy Wall Street und Black Lives Matter, durch die Massenmobilisierungen der Frauen, durch die Kämpfe sowohl der prekärsten als auch der mächtigsten und stärksten Teile der Arbeiterklasse, durch die Bewegung für einen Mindestlohn von 15 Dollar und - trotz der beschämenden Kapitulation ihres Führers vor dem Apparat der Demokratischen Partei - durch die von Bernie Sanders angeführte Bewegung gestärkt.

Die US-Schulden, ein Damoklesschwert

Auch wenn Trump sehr darauf achtet, nicht darüber zu sprechen, ist das größte und unmittelbarste Risiko für die US-Wirtschaft nicht das Handelsdefizit, sondern die übermäßige Verschuldung, sowohl des öffentlichen Sektors als auch der privaten Unternehmen.

Das Haushaltsdefizit der USA hat inzwischen 6 % des BIP erreicht, und die Verschuldung macht mit fast 35 Billionen Dollar 121 % dieses Indexes aus. Bis zum Ende dieses Jahres werden die Zinszahlungen für diese Schulden zum größten Posten der öffentlichen Ausgaben der USA werden, weit vor dem Militärhaushalt.

In einem Bericht des Council of Foreign Relations aus dem Jahr 2023 wird darauf hingewiesen, dass sich die öffentliche Verschuldung der USA selbst bei einer Verringerung der Wachstumsrate in 30 Jahren verdoppeln wird, was die Zinszahlungen extrem erschwert, ganz zu schweigen von der Belastung, die diese Zahlungen für die produktiven Investitionen bedeuten werden.

Was wird mit diesen riesigen Schulden passieren, wenn der Handelskrieg eine Rezession oder einfach eine Verlangsamung des Wirtschaftswachstums auslöst? Nun, die Zinssätze für 10-jährige Anleihen werden wahrscheinlich noch höher steigen, und die Verkäufe durch die weltweiten Inhaber werden sich wahrscheinlich beschleunigen. Mit anderen Worten: Die USA werden mehr Kapital auszahlen müssen, um sich zu finanzieren, denn es bestehen Zweifel, viele Zweifel, an der Entwicklung ihrer Wirtschaft.

Aber weit davon entfernt, alarmiert zu sein, haben Trumps Wirtschaftsstrategen bereits einen meisterhaften Ausweg aus diesem Problem gefunden. Der oben zitierte Aufsatz von Stephen Miran skizziert eine radikale „Lösung“ für die unerträglichen Kosten der Verschuldung. Da die Schulden durch großzügige Beiträge der USA an den Rest der Welt entstanden sind, muss nun der Rest der Welt die Kosten tragen. Wie? Indem die Schulden in den Händen ausländischer Inhaber in kostengünstige ewige Schulden umgewandelt werden, oder indem sie in sehr langfristige Schulden (100 Jahre) zu einem lächerlich niedrigen Zinssatz umgewandelt werden. Dies ist gleichbedeutend mit einem Schuldenerlass, den ausländische Investoren freiwillig oder mit Gewalt akzeptieren müssten.

Bislang sind diese Pläne nur auf dem Reißbrett entstanden, und auch wenn wir nichts ausschließen können, würde ein solcher Ausstieg weit mehr bedeuten als einen Handelskrieg.

Was auch immer in den ersten Scharmützeln dieses Handelskriegs passiert, es scheint, dass Trump die übergreifenden Auswirkungen, die seine Handelsmaßnahmen auf die Bewertung des Dollars und seine Rolle als Reservewährung und als entscheidende Währung bei internationalen Finanz- und Handelstransaktionen haben werden, nicht gut berechnet hat.

Trump-Strategen setzen auf eine dauerhafte Abwertung des Dollars als Maßnahme zur Erleichterung der lang ersehnten Reindustrialisierung der USA. Ein billigerer Dollar würde die Exporte und die schrittweise Rückführung von US-Investitionen im Ausland in die USA begünstigen. Aber eine wettbewerbsfähige Währungsabwertung ist auch etwas, was die Konkurrenten tun können, und die chinesische Regierung ist sich dessen wohl bewusst. All dies wurde nach dem Börsenkrach von 1929 praktiziert, und die Ergebnisse waren ziemlich düster.

Abgesehen von der technischen Unmöglichkeit, die jahrzehntelang in Länder mit niedrigeren Lohnkosten ausgelagerte Produktion in die USA zurückzuholen, kann eine Abwertung des Dollars die inflationären Auswirkungen der neuen Zölle nur noch weiter verschärfen und damit die in den USA ohnehin schon weit verbreitete soziale Unzufriedenheit weiter anheizen.

Was auch immer Trump und seine Strategen an geldpolitischen Tricks aushecken, solche Manöver können das Grundproblem des amerikanischen Kapitalismus nicht lösen. Egal, wie groß die Dominanz des Dollars auf den Weltfinanzmärkten noch ist, egal, wie viel Kapazität die Fed noch hat, um mit den Zinssätzen zu operieren, nichts kann etwas an einer unbestreitbaren Tatsache ändern: Die Kluft zwischen der durchschnittlichen Produktivität chinesischer Arbeiter und der amerikanischer Arbeiter nimmt immer mehr ab.

Trumps Maßnahmen mögen Chaos verursachen und verbreiten, sie mögen der US-Finanzoligarchie kurzfristig immense Gewinne bescheren, aber der Niedergang des US-Kapitalismus ist keineswegs abgefedert, sondern droht sich mit unvorhergesehener Geschwindigkeit zu vertiefen.

In den kommenden Wochen werden die unmittelbarsten Folgen des von Trump entfesselten Handelskriegs zu spüren sein. Wir werden live und unmittelbar erfahren können, ob der US-Imperialismus über ausreichende Reserven verfügt, um das von ihm ausgelöste Erdbeben zu bewältigen, oder ob dieser Krieg zu einer neuen Niederlage und einem neuen Rückschritt - und dieses Mal einem gewaltigen Rückschritt - für die Weltordnung Washingtons führen wird.

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