Der Wahlsieg dieses vollendeten ultrarechten Reaktionärs ist eine äußerst ernste Warnung an die Arbeiterklasse und die Jugend auf der ganzen Welt. Wir dürfen ihn nicht trivialisieren oder mit oberflächlichen Analysen abtun, die nicht auf die tiefgreifenden Ursachen und Folgen eingehen. Der unmittelbare Erfolg des Trumpismus in der weltweit vorherrschenden kapitalistischen Macht wird den weltweiten Vormarsch der extremen Rechten fördern.

Viele hatten das Ende Trumps prognostiziert, seine Isolation, seine angeblich fehlende Unterstützung innerhalb der nordamerikanischen herrschenden Klasse und sogar innerhalb seiner eigenen Partei. Doch nicht nur die Ausführungen der liberalen Presse und der Armada von Kommentatoren, die sich auf die Sozialdemokratie stützen und auf den Erfolg von Kamala Harris hofften, haben sich als katastrophal falsch erwiesen. Auch eine andere Art von Scharlatanen, die sich aus unerfindlichen Gründen weiterhin als „marxistische Theoretiker“ bezeichnen, war völlig unfähig, die mächtigen sozialen und politischen Kräfte zu verstehen, die den Trumpismus vorantreiben. Ihre Überraschung über diese Ergebnisse war entsprechend enorm.

Die Presse, die sich als „seriöser“ gibt, besteht auf Trumps Anti-Establishment-Charakter, um eine Erklärung zu liefern. Auch im linken Lager mangelt es nicht an Leuten, die ihre Positionen nach dieser Presse ausrichten und, unfähig, selbst zu denken, wie Papageien die gleichen Mantras wiederholen. Es ist sehr einfach, mit einer leicht verdaulichen Formel eine Schlagzeile zu machen. Viel schwieriger ist es, eine fundierte materialistische Analyse zu liefern, da man dafür aus diesem Zustand der geistigen Trägheit ausbrechen muss.

Dieser Wahltriumph zeigt zunächst die Tiefe der Krise des amerikanischen Kapitalismus, seinen Niedergang auf der Weltbühne und die Misserfolge, die er als imperialistische Macht zunehmend erntet – Tatsachen, die eine brutale politische und soziale Polarisierung ausgelöst haben, die das Land von Nord nach Süd und von Küste zu Küste durchzieht. Zweitens offenbart er das katastrophale Scheitern der neoliberalen und kriegstreiberischen Politik der Demokraten, die, wie wir in zahlreichen früheren Erklärungen hervorgehoben haben, die Vertreter einer degenerierten Elite sind, die als strategischer Komplize im zionistischen Völkermord gegen das palästinensische Volk agiert. Und Verantwortung trifft auch die reformistische Linke um Bernie Sanders und Alexandria Ocasio-Cortez, die mit ihrem Verzicht, eine unabhängige linke Alternative zu schaffen, und ihrer Unterstützung für Joe Biden und Kamala Harris den Weg geebnet haben, damit der Trumpismus in Teilen der Arbeiterklasse Fuß fassen konnte.

Trump hat gewonnen und das mit einem historischen Ergebnis. Laut der offiziellen Auszählung zum Zeitpunkt dieser Erklärung erreicht er 72.741.495 Stimmen (50,9 %) gegenüber 68.079.359 (47,6 %) für Kamala Harris. Er sichert sich eine Mehrheit im Senat und ziemlich sicher auch im Repräsentantenhaus. So hat er die Kontrolle über die wichtigsten Staatsorgane. Und all dies in einer Wahl mit der zweithöchsten Wahlbeteiligung in der Geschichte der USA, nur übertroffen von der Wahl 2020.

Die sogenannten „Swing States“ – die für den Sieg in den Präsidentschaftswahlen entscheidenden Staaten – haben sich mehrheitlich für Trumps „Make America Great Again“ ausgesprochen. Das umfasst auch den Vormarsch der Trump-Wählerstimmen in Wählergruppen, in denen er bislang kaum Fuß fassen konnte. Dazu zählen die Stimmen der Latinos, der jungen Menschen, der Frauen und der weniger stark von Verarmung betroffenen Arbeiterklasse. Trump hat damit die Grenzen der ländlichen Mittelschichten und der am stärksten entmutigten Teile der von der sozialen und wirtschaftlichen Krise betroffenen Arbeiterfamilien weit überschritten – jene aktive und laute Basis des Trumpismus – und hat wachsende Unterstützung unter arbeitenden Schichten gewonnen, die die vermeintlich „progressive“ Demagogie und die kapitalistische Politik der Demokraten satt haben.

Die treibenden Kräfte des Trumpismus

Man muss die Dinge beim Namen nennen und sie nicht idealisieren. Trump steht für das „Anti-Establishment“, ebenso wie Javier Milei, Marie Le Pen, Giorgia Meloni, Santiago Abascal oder die Führer der deutschen und österreichischen Ultrarechten. Sie sind rechtsradikale Demagogen, die ihre Kritik an den Institutionen der bürgerlichen Demokratie und den traditionellen Politikern nutzen, um ihr Programm der Unternehmerinteressen, des Rassismus, des Sexismus und des erklärten Antikommunismus zu verbreiten.

In keinem Fall handelt es sich um Randfiguren oder Außenseiter. Sie sind ein wesentlicher Bestandteil des gegenwärtigen politischen Ökosystems und erhalten offensichtliche Unterstützung von wichtigen Teilen der herrschenden Klasse in ihren jeweiligen Ländern. Sie nicht als erklärte Feinde der Arbeiterklasse zu benennen oder, schlimmer noch, sie als Ausdruck einer „antisystemischen Radikalisierung“ zu sehen, die man ausnutzen könnte, heißt einfach nur, die Lehren der Geschichte über Bord zu werfen.

Auch die deutschen Nazis und die italienischen Faschisten in den 1930er-Jahren hatten ein ausgearbeitetes Anti-Establishment-Programm, betrieben soziale Demagogie und erhielten die Unterstützung von Teilen der vom System enttäuschten Bevölkerung. Sie begannen als Splittergruppen, aber als sich die Krise des Kapitalismus vertiefte und die Linke schwerwiegende Fehler beging, erweiterten sie ihre soziale Basis und gewannen die Unterstützung der Bourgeoisie ihrer Länder.

Die großen Marxisten, die das Phänomen der extremen Rechten und des Faschismus damals analysierten, begnügten sich nicht mit einer oberflächlichen Analyse, sondern lieferten eine Klassenanalyse und entwickelten ein Aktionsprogramm, um dieser tödlichen Bedrohung zu begegnen. Sie erklärten die Falle, die hinter dieser Demagogie steckte, und bezeichneten sie als die Partei der konterrevolutionären Hoffnungslosigkeit, bereit, die Arbeiterbewegung und ihre Organisationen vollständig zu zerschlagen, wo die herrschende Klasse keinen anderen Ausweg sieht.

Natürlich wollen wir damit nicht sagen, dass sich kurzfristig eine faschistische Diktatur in den USA durchsetzen könnte. Das ist ausgeschlossen, da dies eine revolutionäre Bewegung unter den zig Millionen Arbeiterinnen und Arbeitern und Jugendlichen auslösen würde, die sich unmissverständlich gegen den Trumpismus ausgesprochen haben – nicht nur an der Wahlurne, sondern vor allem auf der Straße.

Aber unsere Pflicht ist es, die dialektische Entwicklung hinter diesen Ereignissen zu sehen und jede mechanische und reduktionistische Sichtweise zu vermeiden. Die Gefahr ist real, und Trump zu verharmlosen ist keine Option. Es gibt eine Wende nach rechts in breiten Schichten des Kleinbürgertums und den demoralisierten Teilen der Arbeiterklasse. Darauf muss man mit Aktionen und einem Programm antworten, dass dieser gefährlichen Entwicklung der Ereignisse entgegenwirken kann.

Donald Trump übernimmt nun erneut die Präsidentschaft der USA, nachdem er im Weißen Haus bereits sowohl Maßnahmen gegen die Arbeiterklasse und gegen demokratische Rechte durchsetzte, als auch rassistische und frauenfeindliche Angriffe durchführte, die die Kassen der Großkonzerne noch weiter füllten. Und er hat dieses historische Ergebnis erzielt, nachdem er den Sturm auf das Kapitol durch Tausende bewaffnete Faschisten gefördert hatte und vor Gericht gestellt und verurteilt wurde!

„Es ist ein politischer Sieg“, sagte der Milliardär in seiner Pressekonferenz. Und genau das ist es auch. Der triumphierende Trump auf der Tribüne ist jetzt stärker als vor acht Jahren und hat die Republikanische Partei in eine gehorsame Organisation verwandelt, indem er die wenigen Rivalen, die versuchten, ihm zu widerstehen, zerschlagen hat. Hinter seiner Figur erhebt sich eine Massenbewegung, die von den Wahlurnen auf die Straßen und in direkte Aktionen übergegangen ist und umgekehrt, und die geschickt das Desaster der demokratischen Regierung genutzt hat, um in neue Sektoren vorzudringen.

Die Daten zahlreicher Studien zeigen seinen Durchbruch bei den mittleren Einkommensschichten, wo die Unterstützung für Trump sich konsolidiert und stark wächst, und besonders bei den niedrigeren Einkommensschichten, im Gegensatz zu den Demokraten, die nur bei den höheren Einkommen zulegen.

Das ist die gleiche Dynamik, die wir bei der extremen Rechten weltweit beobachten. Und das ist logisch. Ihre Erfolge ergeben sich aus einer Kombination von Faktoren: dem Zusammenbruch des westlichen Kapitalismus und dem Aufstieg neuer Mächte, die die Weltherrschaft herausfordern; dem Bedürfnis der Kleinbourgeoisie, die Ausbeutung der Arbeitskraft von Migranten zu verstärken, um mehr Reichtum zu akkumulieren und ihren Lebensstandard zu halten; und der Verzweiflung verarmter Arbeiter, die von den sozialen Strukturen des Staates völlig im Stich gelassen wurden. Dem gegenüber steht eine machtlose reformistische Linke, die als Verteidigerin einer im Niedergang begriffenen und verkommenen kapitalistischen Demokratie erscheint.

Zu glauben, dass Trump keine solide Unterstützung in der herrschenden Klasse hat und dass die Bourgeoisie geschlossen gegen ihn steht, weil er unkontrollierbar ist und eine protektionistische Agenda hat, ist absurd. Trump ist Teil der Kapitalistenklasse, er hat starke Verbindungen und Unterstützung innerhalb ihrer Reihen und agiert im Interesse jener Sektoren, die einen frontalen Kampf gegen die Arbeiterklasse – gegen den „inneren Feind“ – fordern und die USA auf einen langen Wirtschaftskrieg gegen China und seine Verbündeten vorbereiten wollen.

Natürlich sind die Erfolgsaussichten dieser Strategie äußerst fraglich. Doch das ändert nichts am zentralen Punkt: Trump ist kein Außenseiter der US-Politik, und die Bourgeoisie sieht ihm nicht mit Entsetzen entgegen. Diese Annahme ist eine vereinfachende und offenkundig falsche Sichtweise. Jüngste Berichte haben die wichtigsten Spender der Trump-Kampagne benannt – etwa 50 Milliardäre, die sehr aktiv ihre Mittel Trump und seinem Programm zur Verfügung gestellt haben. Ein bedeutendes spanisches Wirtschaftsjournal veröffentlichte hierzu:

„Elon Musk, der reichste Mann der Welt, spendete über 118 Millionen Dollar an America PAC, einem Super-PAC (Political Action Comittee, Anm. d. Ü.) zur Unterstützung Trumps (…) John Paulson, der König der Subprime-Kredite, der zwischen 2007 und 2008 zwanzig Milliarden Dollar verdient hat, ist ein treuer Unterstützer von Donald Trump, den der republikanische Kandidat als möglichen Finanzminister ins Gespräch gebracht hat, falls er die Wahl gewinnt (…) Tim Mellon war ein weiterer großer Spender mit 150 Millionen Dollar an Trumps Super-PAC Make America Great Again Inc, was fast 45 % der Gesamtfinanzierung dieses PACs ausmachte. Der 82-Jährige gehört zu einer der angesehensten Bankdynastien der USA, obwohl er in Trumps Umfeld weniger bekannt ist. (…)

Miriam Adelson, die Witwe des Casinokönigs Sheldon Adelson, 78 Jahre alt, hat über 100 Millionen Dollar an America PAC gespendet. Sie ist Eigentümerin des Casinos Las Vegas Sands und der Zeitungen Las Vegas Review Journal und Israel Hayom und außerdem Mehrheitseignerin des Basketballteams Dallas Mavericks. Ihr Vermögen übersteigt laut Forbes 34 Milliarden Dollar. Als Freundin des israelischen Premierministers Benjamin Netanjahu verglich Adelson die Angriffe der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 mit dem Holocaust. (…)

Liz und Dick Uihlein, die Gründer der Reederei Uline, spendeten fast 70 Millionen Dollar an ihren pro-Trump-PAC Restoration PAC und weitere 10 Millionen Dollar an MAGA Inc. (MAGA steht für Make America Great Again, Anm. d. Ü.) (…) Ebenso Diane Hendricks, die als die reichste „Selfmade“-Frau der USA gilt. Sie ist Eigentümerin des Baumaterial-Konglomerats ABC Supply mit Sitz in Wisconsin (…) Auch Kelcy Warren, Vorstandsvorsitzender von Energy Transfer Partners, ein Energieriese aus Dallas mit einem Vermögen von 7,1 Milliarden Dollar, unterstützte Trump. (…)

Zu den Milliardären, die den republikanischen Kandidaten ebenfalls unterstützt haben, gehören Bill Ackman, Gründer und CEO von Pershing Square Capital Management; Bernie Marcus, Mitbegründer der Einzelhandelskette The Home Depot, 95 Jahre alt und mit einem Vermögen von über 7,2 Milliarden Dollar; Woody Johnson, Besitzer des American-FootballTeams NY Jets mit einem Vermögen von 8,7 Milliarden Dollar; oder Andy Beal, Gründer und Präsident von Beal Finance, der ein Vermögen von 13,1 Milliarden Dollar besitzt.“ [1]

Die Reaktion der Wall Street auf den Sieg von Donald Trump zeigte keinerlei Anzeichen von Misstrauen oder Ablehnung. Im Gegenteil: die Börsen schossen auf historische Höchststände und der Dollar verzeichnete den größten Anstieg seit 2020:

„An der Wall Street dauerte es nicht lange, bis der Markt die neue politische Lage begrüßte. Der Dow Jones schloss mit einem Plus von 3,57 %, der Nasdaq legte um 2,95 % zu und der S&P 500 stieg um 2,53 % – Zuwächse, die die drei Indizes auf neue Höchststände trieben. Dieses Mal ist es nicht der Technologiesektor, der die Gewinne anführt. Die Stahlindustrie, die Automobilindustrie und die Investmentbanken verzeichneten die größten Gewinne mit Anstiegen zwischen 15,14 % und 10,77 %. Das heißt, die am meisten begünstigten Geschäfte sind diejenigen, die von der protektionistischen und deregulierten Politik der Trump Administration profitieren. Innerhalb des Dow Jones verzeichneten Goldman Sachs (13,1 %) und JP Morgan (11,54 %) die größten Anstiege, ebenso wie der Baumaschinen- und Bergbaumaschinenhersteller Caterpillar (8,74 %).“ [2]

Das Desaster der demokratischen Regierung und der Niedergang des amerikanischen
Imperialismus

Man muss es deutlich sagen. Alle Versprechen und die Propaganda, mit der die Demokraten vor vier Jahren einen Wahlerfolg erzielen wollten, haben sich als völliger Betrug erwiesen. Die Verteidigung des öffentlichen Gesundheits- und Bildungssystems, der Kampf gegen Rassismus und Polizeigewalt, die Abschaffung der Student Loans, der Schutz der Gewerkschaftsrechte sowie der Rechte von Frauen und Transpersonen, Forderungen wie der 15 Dollar Mindestlohn... Was ist daraus geworden?

Unter der Biden-Administration hat es in all diesen Fragen signifikante Rückschritte gegeben. Rekordabschiebungen von Migranten, Verlust demokratischer Rechte, durch die Regierung verbotene Streiks, eine außer Kontrolle geratene Inflation, die die Löhne aufgefressen hat und Sozialkürzungen, die die endlosen Haushaltsmittel für imperialistische Interventionen wie den Krieg in der Ukraine oder die Unterstützung des zionistischen Genozids in Gaza genährt haben.

Die Profiteure dieser Politik sind zahlreich, ja, aber sie leben weder in Arbeitervierteln noch in Vororten, sondern an der Wall Street und im Silicon Valley. Die großen Technologiekonzerne, Pharma- und Energieunternehmen, Rüstungsfirmen und die Großbanken haben unter Biden und Harris ihr Geschäft gemacht.

Das zeigen ihre Gewinne seit den letzten Wahlen und ihr raketenhafter Aufstieg im S&P 500: Der Hersteller von Grafikkarten und Mikrochips Nvidia steigerte seine Bewertung in diesen vier Jahren um 986 %, SuperMicro um 1.046 %, Meta um 103 %, Microsoft um 100 %, der Pipeline-Betreiber Targa Resources um 954,2 %, Marathon Oil um 594 %, das Pharmaunternehmen Elli Lilly um 517,9 % und das Militärunternehmen Axon Enterprise um 323 %, um nur einige Beispiele zu nennen.

Genau auf dieser Grundlage konnte Donald Trump seine Demagogie aufbauen und verstärken, indem er den Demokraten vorwarf, zu lügen, die Mittelschicht zu zerstören und die Lebensbedingungen von Millionen von Arbeitern zu verschlechtern, indem sie enorme Summen an öffentlichen Geldern für den Krieg ausgeben.

Das kriegerische Programm der demokratischen Administration hat entscheidend zur Abkehr der Jugend und eines bedeutenden Teils der nordamerikanischen Arbeiterklasse von der Demokratischen Partei beigetragen. Die bedingungslose Unterstützung für Selenskyj und den Genozid durch Netanyahu sowie die harte polizeiliche Repression gegenüber der pro-palästinensischen Bewegung überschritten eine rote Linie, die viele potenzielle Wähler den Demokraten nicht verziehen haben. Wie soll man die extreme Rechte bekämpfen, wenn man deren größten und aggressivsten Vertreter, Benjamin Netanyahu, unterstützt?

Das sind die Hauptpunkte, die das Debakel von Kamala Harris erklären. Selbst die stärkste Propagandakampagne konnte ihre Verstrickung in diese rechte und imperialistische Agenda nicht verbergen. Ihre ständigen Annäherungen in der Endphase des Wahlkampfs an republikanische Wähler, mit dem Versprechen, Republikaner in ihr Kabinett aufzunehmen, und das Prahlen mit öffentlicher Unterstützung aus deren Reihen haben letztendlich nur die engen Grenzen der demokratischen Kandidatur offengelegt, die unfähig war, die breite Masse der linken Wähler zu mobilisieren.

Doch eine Analyse des Wahldesasters wäre unvollständig, würde man die Vertreter der neuen linken Demokraten wie Bernie Sanders und Alexandria Ocasio-Cortez nicht miteinbeziehen. Indem sie als Bollwerk gegen die Mobilisierung und als Sicherheitsventil für Biden fungierten, um den sozialen Frieden zu wahren und ihm ein progressiveres Image zu verschaffen, haben beide Figuren und ein Großteil der DSA-Führung einen Bärendienst erwiesen. Kaum war ihre völlige Unfähigkeit, dem demokratischen Apparat entgegenzutreten und die Politik der Unterordnung zu durchbrechen, offenkundig, hatten sie die Dreistigkeit, Stunden nach Trumps Sieg die Biden-Administration öffentlich dafür verantwortlich zu machen, die Arbeiterklasse im Stich gelassen zu haben, wie Bernie Sanders es tat. Diese Heuchelei des Senators aus Vermont ist wahrlich bedauerlich.

Sie haben vor den Millionären kapituliert, die die Demokratische Partei lenken, und sich in deren Dienst gestellt, um jede Reaktion auf der Straße gegen deren Politik und den Aufstieg der extremen Rechten zu verhindern. Das ist das Ergebnis davon. Die Brandmauer gegen Rechts, von denen uns Sozialdemokraten und Reformisten erzählen, ist nichts anderes als Pakte und Bündnisse mit der „rechten Demokratie“, der „vernünftigen Rechten“ oder den „anständigen Unternehmern“. Das war das Rezept der Neuen Linken in Amerika, das einmal mehr gescheitert ist. Es gilt, diese Lektion zu verinnerlichen und für die Zukunft daraus zu lernen.

Perspektiven für die Administration Trump: Klassenkampf, Instabilität und neue Krisen

Es ist unmöglich, die Ergebnisse dieser Wahlen korrekt zu interpretieren, ohne den allgemeinen Kontext zu berücksichtigen, in dem sie stattfanden. Der Konflikt zwischen dem US-Imperialismus und China um die Vorherrschaft und die Kontrolle über Märkte und strategische Rohstoffe, globale Produktions- und Lieferketten prägt die internationalen Beziehungen und hat offensichtlich auch Auswirkungen auf die innere Lage beider Länder.

Es steht fest, dass Widersprüche die herrschende Klasse der USA spalten, aber in einem Punkt sind sie sich einig: Sie wollen auf dem weltpolitischen Schachbrett nicht zurückweichen müssen und die Arbeiterklasse in ihrem eigenen Land bis aufs Äußerste unter Druck setzen – als Waffe in diesem Krieg und als Mittel, um weiterhin ihre millionenschweren Gewinne zu steigern. Die Spaltungslinien zwischen ihnen sind reine Differenzen bei der Taktik, um dieses Ziel zu erreichen.

Donald Trump hat versprochen, den Krieg in der Ukraine in wenigen Tagen zu beenden, und er hat sich auch dafür ausgesprochen, den Konflikt im Nahen Osten beizulegen. Doch Worte und tatsächliche Politik sind zwei verschiedene Dinge. Die Intervention in der Ukraine ist in erster Linie ein amerikanisches Projekt, ein Krieg, der von Washington provoziert wurde, um nicht den entscheidenden Einfluss in Europa zu verlieren.

Wenn dieser Konflikt mit einem eindeutigen Sieg Russlands – und damit Chinas – endet, wird dies direkte Folgen für die Trump-Administration haben. Die Sackgasse, in der sich der New Yorker Milliardär befindet, ist nicht weniger komplex als die, in der Biden steckte.

Sollte Trump Selenskyj dazu zwingen, einen Frieden mit Russland zu akzeptieren, selbst wenn das den Verzicht auf Teile des Territoriums bedeutet, wäre das nur ein erneutes Eingeständnis der Schwäche des westlichen Imperialismus in der Welt. Andererseits würde eine Fortsetzung des Konflikts zu immer größeren Problemen führen und das Fass ohne Boden erhalten, in dem schon jetzt enorme Ressourcen verschwendet werden und das bereits eine erhebliche Krise in Schlüsselstaaten ausgelöst hat. Dass Deutschland zu einem Faktor der politischen Instabilität in Europa geworden ist und die aktuelle SPD-Regierung am Rande des Rücktritts steht, ist dieser Kriegsführung Washingtons zuzuschreiben.

Unklar ist auch, was im Nahen Osten geschehen wird. Netanyahu hat sich über den Sieg des Magnaten sehr gefreut und zur Feier des Tages seinen Verteidigungsminister gegen einen noch radikaleren ersetzt. Trumps Unterstützung für diesen Völkermörder steht außer Zweifel, ebenso sein Interesse, einen strategischen Stützpunkt in der Region zu erhalten. Doch das Risiko einer Eskalation zu einem regionalen Krieg ist kein Argument, das Amerika stärker erscheinen lassen würde.

Der entscheidende Punkt ist, dass Trump kein „Mann des Friedens“ ist, sondern der Präsident einer Macht, die sich in einem organischen Verfall befindet und in einen Existenzkampf mit einem Koloss wie China verwickelt ist.

Trump kann dieser Realität nicht entkommen. Genau das führte in seiner ersten Amtszeit zur Erklärung des Handelskriegs gegenüber Peking, die für die amerikanischen Interessen sehr negative Folgen hatte. Wenn er bedeutende protektionistische Maßnahmen umsetzt, wie die angekündigten Zölle auf chinesische Autos und europäische Importe, wird dies zu neuen Problemen rund um die beiden großen Konkurrenten führen. Das wird erneut tiefgreifende Auswirkungen auf den Klassenkampf innerhalb der USA haben.

Trump hat versprochen, die Grenze zu schließen und die größte Massenabschiebung von Einwanderern in der Geschichte durchzuführen, um so eine neue „goldene Ära“ für die USA einzuläuten – mit Steuersenkungen und Wohlstand für Großunternehmer. Aber kann er mit diesem Programm das Leben der Arbeiterklasse verbessern, die in den letzten Jahren brutal verarmt ist? Die Antwort des Trumpismus auf die Systemkrise bietet keine wirkliche Alternative für die amerikanischen Massen, und er hat nicht die Macht, eine Krise dieser Art umzukehren. Vielmehr wird er sie mit zusätzlichem Leid noch verschärfen.

Der Sieg Trumps ist ein Sieg der harten Hand gegen die Linke, gegen die Arbeiterklasse und die Jugend, gegen deren Mobilisierung und Organisation. Er ist der Hammer, der die rassistischen Spaltungen in unserer Klasse befeuert, um uns schwächer zu machen, der Krieg gegen den inneren Feind, um die globale Konkurrenz zu gewinnen und die Rechnung den Unterdrückten aufzubürden. Aber es wird ihm nicht so leichtfallen, seine Politik durchzusetzen.

Die Erfahrungen der amerikanischen Arbeiterklasse in den letzten Jahren waren brutal und hart, aber auch sehr lehrreich. Die Radikalisierung und die Politisierung hin zur extremen Rechten liefen parallel zu einer wachsenden Polarisierung auch zur radikalen Linken, zur Bildung neuer Strukturen, Organisationen und Bewegungen, die von unten entstanden sind und die eine enorme Schlagkraft entwickelt haben.

Eine junge, radikalisierte und frische Gewerkschaftsbewegung ohne die Lasten der Vergangenheit hat sich auf außergewöhnliche Weise durchgesetzt. Die Trump-Administration wird sich diesem und weiteren erbitterten Klassenkämpfen stellen müssen. Der Verrat von Führungspersönlichkeiten wie Sanders oder AOC hat lehrreiche Spuren hinterlassen. Die Bewegung gegen den Genozid in Gaza ist nicht nur ohne sie, sondern sogar gegen sie entstanden!

Das Potenzial, eine klassenkämpferische und revolutionäre Alternative für die Jugend und die Arbeitenden in den USA aufzubauen, ist unbestreitbar. Die Lehren aus dem Wahlsieg von Trump zu ziehen, ist entscheidend für die Wiederbewaffnung der Linken, um eine offensive Strategie zu entwickeln. Es gibt keine Zeit zu verlieren!

 

Anmerkungen:

[1] „Los millonarios que ganan con la victoria de Trump”, aus der spanischen Zeitschrift Expansión vom 6. November 2024.

[2] https://cincodias.elpais.com/mercados-financieros/2024-11-06/la-bolsa-el-dolar-y-los-mercados-tras-las-elecciones-en-estados-unidos-en-directo.html.

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