„Das Proletariat weiß seine Toten zu ehren. Und es vergisst seine Toten nicht. Es setzt ihnen keine Denkmäler – es vollstreckt ihren Willen.“ – Vorwärts, SPD-Zentralorgan, Nr. 183, 8. August 1895
Schüsse hallen durch einen dunklen Raum und Pferdegetrappel ist zu hören; an der Wand eine Proklamation an die badischen Volksmassen. So gedenkt die Ausstellung der Stadt Wuppertal mit dem Titel „Engels200“ der Aktivität von Friedrich Engels in der deutschen Reichsverfassungskampagne.
In der Zeit der deutschen Märzrevolution schreibt Friedrich Engels an der Seite von Marx für die Neue Rheinische Zeitung. Im Frühsommer 1849 dann beteiligt er sich als Adjutant des Willichschen Freikorps1, das fast ausschließlich aus Arbeitern besteht, aktiv an den Kämpfen der badischen Radikaldemokraten gegen die preußische Reaktion.
„Engels nahm an drei Gefechten sowie an dem Entscheidungstreffen an der Murg teil, und von seiner Kaltblütigkeit und Verachtung jeder Gefahr sprachen noch lange später alle, welche ihn im Feuer gesehen hatten.“2 – schreibt Wilhelm Liebknecht später über Engels. Und: „Wir nannten ihn in London auch scherzhaft den General, und wenn es zu seinen Lebzeiten noch einmal zu einer Revolution im alten romantischen Stil gekommen wäre, hätten wir in Engels unseren Carnot und Moltke gehabt – den Organisator der Armeen und Siege und den Schlachtenlenker.“3
Sicherlich ist das nur eine Periode in Friedrich Engels’ Leben, das dieser ganz dem Kampf um Sozialismus und dem revolutionären Sturz der Bourgeoisie gewidmet hat. Sie zeigt aber sehr gut, dass die Begründer des Marxismus alles andere als blutleere Theoretiker waren.
Es ist ein Beweis für die fortwährende Bedeutung des Marxismus, dass sich seine Gegner heute noch die Mühe machen, ganze Zeitungskolumnen und Bücher mit Angriffen gegen ihn zu füllen und sich aggressive politische Vertreter des Kleinbürgertums immer noch abmühen, seine Aussagen zu entstellen. Ganze Universitätsbuchhandlungen gefüllt mit Verzerrungen des Marxismus – um die es im Schlussteil dieses Artikels gehen soll – beweisen, dass es der bürgerlichen Klasse bis heute nicht gelungen ist, den unverfälschten Marxismus auf wissenschaftlichem Weg, fernab der Lüge und der groben Verzerrungen, seiner Schlagkraft zu berauben.
Das Lebenswerk von Marx und Engels
Marx und Engels führten in der Entwicklung ihrer Lehre des historischen und dialektischen Materia-lismus selbst den Beweis, dass die Fortentwicklung der Gesellschaft nur auf Grundlage dessen möglich ist, was bereits materiell existiert. Sie erklärten, wie schon im Feudalismus erste Elemente kapitalistischer Gesellschaft wie ein Markt, „freie“ Arbeiter (körperlich frei ebenso wie frei vom Besitz an Produktionsmitteln) und eine bürgerliche Klasse entstanden, von denen letztere nach und nach erstarkte und schließlich – im Zeitalter der bürgerlichen Revolutionen ab dem 17. Jahrhundert – den Feudaladel als herrschende Klasse ablöste.4 Im neuen, bürgerlichen Zeitalter bilden zwei Hauptklassen die Kernelemente unserer Gesellschaft: die Bourgeoisie und das Proletariat. Und die inneren Gesetze, die sich in dieser – der kapitalistischen – Gesellschaft entwickeln, treiben sie auf ihren Untergang zu.
Mit all den Theorien, die Marx und Engels aufstellten und auf die im Laufe des folgenden Artikels noch weiter eingegangen werden soll, führten sie den wissenschaftlichen Beweis, dass die Erkämpfung des Sozialismus durch die Arbeiterklasse in der industrialisierten Gesellschaft zur realen Möglichkeit geworden war. Damit sind sie die Begründer des wissenschaftlichen Sozialismus; „setzen in ihren wissenschaftlichen Arbeiten als erste auseinander, daß der Sozialismus kein Hirngespinst von Träumern ist, sondern Endziel und notwendiges Resultat der Entwicklung der Produktivkräfte in der modernen Gesellschaft“5.
Das konnten sie, anders als frühe Utopisten vorheriger Jahrhunderte wie Thomas Münzer6, da Marx und Engels die Bedingungen der Überwindung der Klassengesellschaft – die Widersprüche des Kapitalismus und das Aufstreben der modernen Arbeiterklasse – bereits vorfanden und analysieren konnten. Engels selbst verfasste etliche Passagen über die historisch-materiellen Bedingungen, die das Aufkommen des wissenschaftlichen Sozialismus ermöglichten. So schreibt er in einem seiner wichtigsten Werke, dem Anti-Dühring:
„Die Utopisten, sahen wir, waren Utopisten, weil sie nichts andres sein konnten zu einer Zeit, wo die kapitalistische Produktion noch so wenig entwickelt war. Sie waren genötigt, sich die Elemente einer neuen Gesellschaft aus dem Kopfe zu konstruieren, weil diese Elemente in der alten Gesellschaft selbst noch nicht allgemein sichtbar hervortraten; sie waren beschränkt für die Grundzüge ihres Neubaus auf den Appell an die Vernunft, weil sie eben noch nicht an die gleichzeitige Geschichte appellieren konnten.“7 Und wenige Seiten zuvor:
„Aber erst die große Industrie entwickelt einerseits die Konflikte, die eine Umwälzung der Produktionsweise zur zwingenden Notwendigkeit erheben – Konflikte nicht nur der von ihr erzeugten Klassen, sondern auch der von ihr geschaffnen Produktivkräfte und Austauschformen selbst (...).Diese geschichtliche Lage beherrschte auch die Stifter des Sozialismus. Dem unreifen Stand der kapitalistischen Produktion, der unreifen Klassenlage entsprachen unreife Theorien.“8
Die Ideologie des kämpfenden Proletariats über dieses Stadium der Unreife zu heben und aus ihr eine Wissenschaft ebenso wie ein in die Praxis umsetzbares politisches Programm zu schmieden – das ist der große Verdienst von Karl Marx und Friedrich Engels. Und, wie es Engels ebenfalls be-schreibt, wird die Überwindung der Klassengesellschaft auch erst dadurch möglich, dass der industrielle Kapitalismus nicht nur einen wissenschaftlichen Sozialismus, sondern vor allem ein massenhaftes Proletariat hervorbringt – also eine Klasse, die als Einzige die Idee des Kommunismus mit Leben füllen und der Totengräber des Kapitalismus sein kann.
Der Kommunismus nach Marx und Engels ist damit nicht länger wie Engels schrieb eine „Vorstellung dieses oder jenes Stubenhockers von Recht und Unrecht“9, er wird durch das Lebenswerk von Marx und Engels zum Kampfprogramm des modernen Proletariats.
Die Geburtsstunde der modernen Arbeiterklasse
Die Umwälzung der feudalen Besitzverhältnisse durch die bürgerliche Revolution in Frankreich ab 1789 und die Verschiebung der gesellschaftlichen Klassenverhältnisse über Ländergrenzen hinweg, die sie zur Folge hatte, warfen den gesamten europäischen Kontinent in einen Strudel von Revolution und Konterrevolution und neu entbrandender Kriege. Die Triebkraft dieser historischen Entwicklungen war die Fortentwicklung der Produktivkräfte, konkret das Erstarken kapitalistischer Wirtschaftsbeziehungen: der Aufbau immer größerer Betriebe in der Hand der bürgerlichen Klasse, ihr Machtgewinn, der Bedeutungsgewinn überregionaler Märkte und die Herausbildung der modernen Arbeiterklasse. Das Aufstreben dieser neuen Produktionsweise in den Fesseln der alten macht den bürgerlichen Umsturz des Feudalismus zur Notwendigkeit.
Die sozialen Umstände, in die Friedrich Engels am 28. November 1820 in Barmen geboren wird, sind beispielhaft für diese Epoche. Engels ist der Sohn eines lokalen Baumwollfabrikanten, also eines Unternehmers in eben der Branche, die zu der Zeit international den Vorreiter des Kapitalismus bildet und die Industrialisierung in Deutschland maßgeblich vorantreibt. Seine Eltern sind Anhänger des Pietismus, einer modernen Spielart des Protestantismus. „Mittelpunkt alles Pietismus und Mystizismus“ ist – so Engels – „die reformierte Gemeide in Elberfeld“ (später Teil von Wuppertal). Er schreibt später über den „calvinistischen Geist“ dieser Gemeinde10 ebenso wie über den „glänzenden Bourgeoisfanatismus“11, der das Wesen seines Vaters ausmacht. All diese Einflüsse sind wohl der Grund für die Orientierung, die Engels zur Zeit seiner „Briefe aus Wuppertal“ entwickelt: seine öffentliche Abrechnung mit dem Pietismus ab 1839, seine Orientierung auf die liberalen Demokraten des Jungen Deutschland und seine frühen Beschäftigung mit den Lebensumständen der Arbeiterklasse – ihren Krankheiten, den Widrigkeiten der Kinderarbeit und der unter ihr verbreitete rückschrittliche Mystizismus.12
Engels verlässt auf Drängen seines Vaters noch vor dem Abitur die Schule und beginnt 1838 eine kaufmännische Ausbildung in Bremen. Ab September 1841 leistet er seinen Militärdienst in Berlin, Ende November 1842 wird Engels vom Vater nach Manchester geschickt, der dort 1837 eine weitere Niederlassung der Baumwollspinnerei Ermen & Engels gegründet hatte.
Einfluss der Junghegelianer
Sowohl auf Marx als auch auf Engels hatte die Philosophie Hegels einen bedeutenden Einfluss. Hegel war der theoretische Höhepunkt des deutschen Idealismus und der Aufklärung, der zwar den preußischen Staat als Verkörperung menschlicher Vernunft sah, doch auch die Eindrücke einer Epoche rapider gesellschaftlicher Umschwünge in seine philosophische Theorie aufnahm. Als Dialektiker ging Hegel davon aus, dass die Welt von einem ständigen Entwicklungsprozess ergriffen ist – in seiner Vorstellung noch ein geistiger Prozess. Diese Vorstellung einer Welt, die in der Entwicklung und Veränderung begriffen war, machte die Philosophie Hegels zum Anzugspunkt junger Intellektueller, die eine solche Veränderung befürworteten.
Als Engels sich 1841 in Berlin aufhält, besucht auch er philosophische Vorlesungen und schließt sich einer Gruppe von Junghegelianern um Bruno Bauer an. Die philosophischen Vorlesungen hält längst kein Hegelianer mehr, sondern Schelling, berufen durch den preußischen König Friedrich Wilhelm IV., um den aufkeimenden Hegelianismus in der Studierendenschaft einzudämmen. Gegen ihn veröffentlicht Engels seinen Anti-Schelling, in dem er noch nah an Hegels Gedankenwelt bleibt und von der „absoluten Idee“ und der „Selbstentwicklung des Geistes“ spricht.13
Auch Marx tritt in seiner frühen Zeit als Hegelianer und radikaler Demokrat auf. Er promoviert 1841 in Jena über antike Naturphilosophie und den antiken Materialismus, gilt als führender Kopf der oppositionellen Linkshegelianer14 und wird Anfang 1842 einer der Hauptmitarbeiter der von Liberalen in Köln gegründeten Rheinischen Zeitung für Politik, Handel und Gewerbe. Damals noch Philosoph, wird er nun verstärkt mit Fragen der materiellen Wirklichkeit konfrontiert und schreibt im Oktober seinen bekannten Artikel Debatten über das Holzdiebstahlsgesetz.15 Mehr und mehr grenzt er sich von der abstrakt-philosophischen Tätigkeit der Junghegelianer ab und führt in der Rheinischen Zeitung einen Kampf um die Politisierung des Blattes. Eine erste Begegnung von Marx und Engels im Redaktionsbüro der Zeitung im November 1842 soll eher kühl verlaufen sein.16
Auf der Suche nach dem Kommunismus
In Manchester verbringt Engels seine Zeit 1842-44 nicht nur mit seiner Ausbildung im Fabrikkontor, sondern wandert durch die Straßen und erlebt die Lebensbedingungen der einfachen Arbeiterschaft. Doch er tut dies nicht als einfacher Beobachter: er ergreift in seiner 1845 erschienenen Schrift Die Lage der arbeitenden Klasse in England deutlich Position für den Kampf der Arbeiterklasse und den Kommunismus. Engels schreibt:
„Der Krieg der Armen gegen die Reichen wird der blutigste sein, der je geführt worden ist. Selbst der Übertritt eines Teils der Bourgeoisie zur Proletariatspartei, selbst eine allgemeine Besserung der Bourgeoisie würde nichts helfen. [...] Die Vorurteile einer ganzen Klasse streifen sich nicht ab wie ein alter Rock — am wenigsten bei der stabilen, befangenen, eigennützigen englischen Bourgeoisie. [...] Ich glaube indes, daß bis zum Ausbruch des ganz offnen, direkten Krieges der Armen gegen die Rei-chen, der jetzt in England unvermeidlich geworden ist, sich wenigstens so viel Klarheit über die soziale Frage im Proletariat verbreiten wird, daß mit Hülfe der Ereignisse die kommunistische Partei imstande sein wird, das brutale Element der Revolution auf die Dauer zu überwinden und einem neunten Thermidor vorzubeugen.“17
In dieser Zeit in Manchester studiert Engels die Lehren der utopischen Kommunisten und nimmt Kontakt zu Führern der englischen Chartisten auf: James Leach bezeichnet er als seinen „guten Freund“18 und mit Julian Harney, einem linken Chartistenführer, verbindet ihn ab 1843 eine enge Freundschaft. Doch nicht der Chartismus, sondern erst der Marxismus und seine Parteien bilden einen ideologischen und praktischen Rahmen für den Kampf des modernen Industrieproletariats. Die Chartisten sind noch durchdrungen von den sozialen Gegensätzen, die aus der historischen Epoche ihres Entstehens entspringen. 1916 schreibt Karl Radek (auch in Referenz zur deutschen Sozialdemokratie vor 1918) über die Chartistenbewegung:
„Überall, wo die sozialistische Arbeiterbewegung sich spaltete, lagen den ideologischen Gegensätzen, um die äußerlich gekämpft wurde, soziale Gegensätze zugrunde. Die erste große moderne Arbeiterbewegung [...] die Chartistenbewegung in England, zerfiel in zwei Teile: der eine wollte die Befreiung der Arbeiterklasse auf dem Wege der moralischen Überzeugung der Bourgeoisie erreichen, der andere proklamierte die Gewalt als den Weg zum Ziele. [...] Auf der einen Seite stand die große Masse des Fabrikproletariats aus dem englischen Norden [...]. Auf der andern Seite standen die Arbeiter des Londoner Handwerks [...] Der Chartismus ging zugrunde, bevor die wirtschaftliche Entwicklung die soziale Quelle der Spaltung der Chartisten, den Unterschied zwischen der Lage der qualifizierten Handwerks- und der qualifizierten Fabrikarbeiter, verschüttet hatte.“19
Seine Beschäftigung mit dem englischen Proletariat, seine Hinwendung zu den Chartisten und eine Artikelreihe, die Engels in Robert Owens Zeitung The New Moral World veröffentlichte, machen deutlich, dass Engels schon in seiner Zeit in England nicht einfach Feldstudien im Proletariat durchführt: ganz Revolutionär brennt er für die kommunistische Agitation.20 Engels macht sich auf die Suche nach dem Kommunismus und findet: Karl Marx.
Eine ewige Freundschaft
„Man kann Engels nicht denken, ohne daß Marx unmittelbar in der Erinnerung auftaucht und um-gekehrt: ihre Existenzen haben sich so ineinander verflochten, daß sie sozusagen ein einziges Leben bildeten [...].“ Paul Lafargue21
Marx und Engels begegnen sich ein zweites Mal im August 1844 in Paris. Sie treffen als eigenständige Denker aufeinander: in den frühen 40er-Jahren wandten sie sich unabhängig voneinander über den Weg der Religionskritik dem Materialismus zu22, zogen erste Schlussfolgerung über die Notwendigkeit einer proletarischen Revolution, setzten sich mit den utopischen Sozialisten auseinander und begannen sich verstärkt mit Fragen der Ökonomie zu beschäftigen.
Von April bis August 1844 formuliert Marx seine ökonomisch-philosophischen Manuskripte.23 Doch auch Engels hatte sich bereits in England mit Smith und Ricardo beschäftigt und im Januar 1844 seine Umrisse zu einer Kritik der Nationalökonomie geschrieben. Darin wandte er das erste Mal die Dialektik auf das Gebiet der politischen Ökonomie an und untersuchte die historisch-materiellen Entstehungsbedingungen des Kapitalismus.24 Er lieferte damit einen wichtigen Anstoß für die intensive Forschungsleistung zur politischen Ökonomie, die Karl Marx im Laufe seines Lebens auf dem Gebiet erarbeiten sollte.
Und doch finden sich in ihrem Werk bisher nur Bruchstücke über einzelne Themengebiete – zur geschlossenen, marxistischen Weltanschauung des wissenschaftlichen Sozialismus entwickeln sie es erst gemeinsam. Der Weg des historischen Materialismus und der politischen Ökonomie führt Marx und Engels auf den Pfad, auf dem sie die Weltanschauung des Marxismus begründeten. In ihren ersten gemeinsamen Schriften – der Heiligen Familie und der Deutschen Ideologie – verwerfen sie die Überreste der idealistischen Anschauung Hegels. Aus dem Sozialismus als politische Utopie entwickeln sie ein revolutionäres, wissenschaftliches Anschauungssystem, das sie bis zu ihrem Tod gegen alle Versuche der reformistischen und idealistischen Abwandlung verteidigen. Gemeinsam erforschen sie die Bedingungen zur Überwindung der kapitalistischen Gesellschaft durch die proletarische Revolution, die Engels als den Kommunismus – die Lehre von den Bedingungen der Befreiung des Proletariats – bezeichnet.25
Marx entwickelt dabei besonders die Theorie vom Mehrwert und die Arbeitswertlehre und erforscht damit detaillierter als Engels die spezifischen Entwicklungsgesetze der kapitalistischen Ökonomie. „In der ökonomischen Theorie wurde Engels überschattet durch Marx“26, schreibt Karl Kautsky später über ihn, doch auf anderen Gebieten wie der materialistischen Militärtheorie27, der verständlichen Ausführung des dialektischen und historischen Materialismus,28 seine Anwendung auf Bereiche wie Frühgeschichte und Kultur oder der Popularisierung des Marxismus als politische Weltanschauung über Marx’ Tod hinweg bleibt Engels’ Leistung einzigartig.
Franz Mehring verglich die Freundschaft zwischen Marx und Engels mit denen anderer historischer Größen wie Friedrich Schiller und Johann Wolfgang von Goethe oder Luther und Melanchthon. Doch unter ihnen, so schreibt Mehring, war immer ein gewisser „Mißton“ und Ton des Eigensinns zu hören. „Der Freundschaft, die Marx und Engels verband, fehlte diese letzte Spur menschlicher Bedürftigkeit“29, schrieb Mehring. Und dazu Kautsky: „Daß der Starke am mächtigsten allein ist, konnte nur einem Dichter in einem Lande wie Deutschland in der Zeit des Absolutismus einfallen, in dem den Massen nicht die geringste Bewegungsfreiheit zustand.“30
Marx und Engels hatten nichts übrig für den Individualismus und Egoismus der bürgerlichen Klasse. Sie arbeiteten eng zusammen; Marx nicht zögernd Engels zu gestehen, dass er ihm „immer in [s]einen Fußstapfen nachfolge“31 und Engels sofort bereit, darauf zu verzichten, einen großen Teil seines schriftstellerischen Lebenswerks zu beenden, um sich bis zu seinem Lebensende ganz der Veröffentlichung des Nachlasses von Karl Marx zu widmen.
Marxismus und bürgerliche Revolution
Schon in England hatte Engels Kontakt mit dem Bund der Gerechten aufgenommen. Im Jahr 1847 nahmen Marx und er gemeinsam an einem Kongress des Bundes teil und kämpften für dessen inhaltliche Neuausrichtung. Bis dato vertrat der Bund utopisch-kommunistische Vorstellungen, einen sogenannten „Arbeiterkommunismus“ bzw. „Gleichheitskommunismus“, wie ihn Engels betitelte.32 Marx und Engels konnten sich mit ihren Vorstellungen zum wissenschaftlichen Kommunismus durchsetzen und wurden beauftragt, das Manifest der Kommunistischen Partei zu verfassen, für das Engels mit seinen Grundsätzen des Kommunismus wichtige Vorarbeit leistete.33 Für den Bund der Kommunisten entwarfen sie außerdem 1848 die Forderungen der Kommunistischen Partei in Deutschland;34 ein kurzes Aktionsprogramm für das Eingreifen der Kommunisten in der deutschen Revolution. Doch schnell erkannten sie, dass die aktive Beteiligung von Kommunisten an der bürgerlichen Revolution noch schwach ausgeprägt war. Sie entschieden sich, vorerst als radikal linker Flügel der demokratischen Bewegung aufzutreten.
Die Märzrevolution 1848 macht es möglich, dass Marx und Engels ihre revolutionär-sozialistischen Ansichten nach Aufhebung der Pressezensur bis 1849 über die Neue Rheinische Zeitung (NRhZ) verbreiten. Engels ist Teil der Redaktion und schreibt darin einige seiner viel beachteten Artikel zu den Revolutionskämpfen in Ungarn.35
Doch die Hochphase der Bourgeoisie als Klasse, die die Triebkraft der bürgerlichen Revolution auf dem europäischen Kontinent bildet, ist Mitte des 19. Jahrhunderts schon vorbei. Mit der Einführung der kapitalistischen Wirtschaftsweise wie auch der Industrialisierung wächst das moderne Proletariat an – und mit seiner Selbstorganisierung und seinen Aufständen sinkt der Spielraum für die Bourgeoisie. Die revolutionäre Bewegung Frankreichs des 19. Jahrhunderts bewegt sich – so Marx in seinem 18. Brumaire des Louis Bonaparte – „in absteigender Linie“36. Vor dem sich aufbäumenden Proletariat sucht die Bourgeoisie Schutz bei den Kräften der Reaktion.
Auch das demokratische Bürgertum in Deutschland, das den Sturm der revolutionären Volksmassen im Frankreich des späten 18. Jahrhunderts37 noch zitternd vor dem inneren Auge hat, sucht früh den Kompromiss mit dem Feudaladel, um nicht durch das Proletariat in Bedrängnis zu kommen. Die Frankfurter Nationalversammlung weigert sich, für die konsequente Aufhebung der Feudallasten einzutreten.38 Die Preußische Nationalversammlung wird ausgerufen mit dem Ziel, mit dem preußischen König eine Verfassung zu vereinbaren – Marx und Engels nennen sie die „Vereinbarerversammlung“.39 Nach Vertreibung der gesamtdeutschen Nationalversammlung aus Frankfurt schreiben sie hämisch: „Jene Frankfurter nationalversammelten Waschlappen, die in ihrer radikalen Biedermännigkeit, Feigheit und Tölpelei den bezahlten Verrätern des deutschen Volks ein ganzes Jahr lang so getreulich an der Kontrerevolution mitarbeiten halfen, ernten jetzt, was sie gesäet.“40
Marx und Engels ziehen aus diesen Erfahrungen den Schluss, dass die deutsche Bourgeoisie nicht „wie die französische von 1789 [...] die ganze moderne Gesellschaft den Repräsentanten der alten Gesellschaft [...] gegenüber vertrat“, sondern zu schwach war, um eigenständig eine bürgerliche Revolution durchzusetzen.41 Sie verlagern darum „das Schwergewicht [ihrer] Arbeit in das proletarische Milieu“42, verlassen im April 1849 den rheinischen Kreisausschuss der demokratischen Vereine und wenden sich dem Kölner Arbeiterverein zu. Ihr Augenmerk gilt jetzt der Vorbereitung des Aufbaus einer unabhängigen Partei des Proletariats.
Diese Ereignisse erklären auch, warum in Deutschland erst die proletarische Revolution 1918 – auch wenn sie bei der Überwindung des Kapitalismus gescheitert ist – die Beendigung der Monarchie und die bürgerliche Demokratie erkämpfen kann. 1848 beginnen die Kräfte des Bürgertums bereits zu welken, und war der „zuverlässige Demokrat“ in der Bourgeoisie damals schon eine Seltenheit, hat das Bürgertum heute jede positiv-gestalterische Kraft innerhalb der Gesellschaft verloren. Seine „liberalen“ Vertreter – wie heute die Grünen – sind in internationalen Fragen die aggressivsten und reaktionärsten Chauvinisten; die bürgerliche Herrschaft befindet sich in einer Phase von kulturellem Verfall und Degeneration.
Im Mai 1849 unterstützt Engels zeitweilig den Elberfelder Aufstand und tritt dann in ein revolutionäres Korps der badisch-pfälzischen Armee ein. Trotz ihrer Beteiligung an der bürgerlich-demokratischen Revolution in Deutschland treten Marx und Engels darin immer als proletarische Sozialisten auf und werden als solche vom Bürgertum bekämpft. In seiner deutschen Reichsverfassungskampagne, einer Bilanz der bürgerkriegsähnlichen Aufstände in mehreren deutschen Staaten für die Anerkennung der Paulskirchenverfassung, schreibt Engels:
„Es versteht sich, daß auch mir Zivil- und militärische Stellen in Menge angetragen wurden, Stellen, die ich in einer proletarischen Bewegung anzunehmen keinen Augenblick gezaudert hätte. Ich lehnte sie unter diesen Umständen sämtlich ab. Das einzige, worauf ich einging, war, einige aufregende Artikel für ein kleines Blättchen zu schreiben, das die provisorische Regierung in Massen in der Pfalz verbreiten ließ. Ich wußte, daß auch dies nicht gehen würde, nahm den Antrag aber auf d'Esters und mehrerer Mitglieder der Regierung dringende Aufforderung endlich an, um wenigstens meinen guten Willen zu beweisen. Da ich mich natürlich wenig genierte, so fand schon der zweite Artikel als zu „aufregend“ Anstoß; ich verlor weiter kein Wort, nahm den Artikel zurück, zerriß ihn in d'Esters Gegenwart, und damit hörte die Sache auf.“43
Nach der Niederschlagung der Aufstände in Baden wird Engels in Süddeutschland steckbrieflich gesucht, überschreitet am 12. Juli 1849 mit seinem Korps die Grenze zur Schweiz und reist von dort nach England, wo er (bis auf kurze Aufenthalte im Ausland) bis zu seinem Lebensende bleibt. Engels untersucht in seinem deutschen Bauernkrieg unter anderem die historischen Ursachen für die Sondersituation der schwachen Bourgeoisie in Deutschland44 und schreibt 1851-52 sein Werk Revolution und Konterrevolution in Deutschland.
Die Erfahrungen der deutschen Revolution 1848/49 unterstreichen die Bedeutung der Theorie der Permanenten Revolution, also der Ablehnung eines Zusammengehens mit Flügeln der Bourgeoisie und der unbedingten Unabhängigkeit der kämpfenden Arbeiterklasse, wie sie Leo Trotzki später in der Auseinandersetzung mit dem Stalinismus aufstellte. Ähnliche Schlussfolgerungen verbreiten auch Marx und Engels in ihrer Ansprache der Zentralbehörde an den Bund vom März [1850]:
„Während die demokratischen Kleinbürger die Revolution möglichst rasch und unter Durchführung höchstens der obigen Ansprüche zum Abschlusse bringen wollen, ist es unser Interesse und unsere Aufgabe, die Revolution permanent zu machen, so lange, bis alle mehr oder weniger besitzenden Klassen von der Herrschaft verdrängt sind, die Staatsgewalt vom Proletariat erobert und die Assoziation der Proletarier nicht nur in einem Lande, sondern in allen herrschenden Ländern der ganzen Welt so weit vorgeschritten ist, daß die Konkurrenz der Proletarier in diesen Ländern aufgehört hat und daß wenigstens die entscheidenden produktiven Kräfte in den Händen der Proletarier konzentriert sind.“45
Der General
„Engels ist in Wahrheit der General unserer Arbeiterarmee.“46
In England angekommen muss Engels von 1850 an für 20 Jahre in der Niederlassung des Betriebs seines Vaters arbeiten; vor allem, um die Familie Marx ökonomisch über Wasser zu halten. In Man-chester beginnt er außerdem, sich verstärkt militärwissenschaftlichen Fragen zu widmen und schreibt unter anderem Broschüren zu den Konflikten zwischen den europäischen Großmächten.47
Während seinem Umzug nach London und in den Monaten darauf schreibt Engels eine bekannte Artikelserie über den Deutsch-Französischen Krieg in der Pall Mall Gazette, die später gesammelt als Über den Krieg veröffentlicht wurde.48 Darin sagt Engels schon Tage zuvor die Niederlage der Franzosen in der Schlacht von Sedan voraus. Innerhalb der Familie erhielt er für seine umfassenden Kenntnisse der Militärtheorie den Spitznamen „General“.49
Auch zu Fragen von Krieg und Frieden und allgemein der Gewaltanwendung in der Geschichte der menschlichen Zivilisation nahm Engels keine idealistisch-pazifistische, sondern eine materialistische Haltung ein und schreibt „daß sich die ganze Organisation und Kampfweise der Armeen, und damit Sieg und Niederlage, abhängig erweist von materiellen, das heißt ökonomischen Bedingungen: vom Menschen- und vom Waffenmaterial, also von der Qualität und Quantität der Bevölkerung und von der Technik.“50
Fraktionskämpfe in der Arbeiterbewegung
Schon während Engels’ Zeit in Manchester kam es 1864 zur Gründung der Internationalen Arbeiter-assoziation (I. Internationale). Waren die 50er-Jahre eine Zeit der Reaktion, in der die deutsche Arbeiterklasse im Angesicht der Verbindung zwischen bürgerlicher und feudaler Reaktion gegen sie zu Boden geworfen war, war die Gründung der Internationale ein Fortschritt. Von Beginn an war Marx in ihrem Generalrat und spielte eine wichtige Rolle bei ihrem Aufbau. Wegen Marx’ Geschick in Fragen des praktischen Aufbaus der Arbeiterbewegung vertrat auch David Rjazanov, russischer Marxist und Marx-Engels-Forscher, die Haltung, dass Marx’ Beitrag zum Aufbau einer politischen Praxis der Arbeiterbewegung bis 1872 größer war als der von Engels.51
Die Erste Internationale umfasste ein Sammelsurium verschiedener revolutionär-sozialistischer und anarchistischer Strömungen; ein Relikt aus den verschiedenen Traditionen der frühen Arbeiterbewegung, die in ihr um ideologische Dominanz konkurrierten. Früh führte Marx in ihr einen Fraktionskampf gegen den Proudhonismus und seine gegenüber dem wissenschaftlichen Sozialismus rückwärtsgewandten moralisch-idealistischen Vorstellungen. Außerdem gerieten Marx und Engels immer wieder in Auseinandersetzungen mit englischen Gewerkschaftsführern, die sie für ihre kleinliche Beschränkung auf Tageskämpfe kritisierten.52
Den wichtigsten Kampf trugen Marx und Engels innerhalb der Ersten Internationale gegen Bakunin und seine Anhänger aus, die in politischen Fragen wie der Beteiligung der Arbeiterparteien oder der Frage eines politischen Programms der Arbeiterparteien einen strikten Absentismus vertraten. Formen zentralistischer Organisierung lehnten sie ab – und sprachen sich stattdessen für die Autonomie der einzelnen Untergruppen aus. Das – so etwa im Vorwort des Bandes 18 der Marx-Engels-Werke – „hätte den Zerfall und die Desorganisierung der Arbeiterverbände“ bedeutet und machte die „ideologische und organisatorische Zertrümmerung des Anarchismus in der Arbeiterbewegung zu einer unaufschiebbaren Aufgabe.“53
Auf dem Haager Kongress 1872 gelang es den Marxisten schließlich, Bakunin und seine Anhänger aus der Internationale auszuschließen. Sie hatte zu diesem Zeitpunkt ihren Zenit aber bereits überschritten. Die Niederschlagung der Pariser Kommune im Mai 1871 läutet den Zerfall der Internationale ein – sie verlegt ihren Generalrat nach New York; die Entwicklung starker, nationaler Arbeiterparteien erhält in der Folgezeit eine größere Bedeutung.
Reformismus, Parlamentarismus, Wahlen
In Deutschland gründete sich bereits im Mai 1863 der Allgemeine Deutsche Arbeiterverein (ADAV) unter Ferdinand Lassalle. Schnell entwickeln sich im ADAV jedoch tiefe Konflikte, die entlang dem Gegensatz von Reform und Revolution verlaufen. Lassalle nimmt eine unkritische Haltung zum preußischen Staat ein, glaubt an Bismarcks Versprechungen sozialer Reformen und einen Übergang zur angestrebten sozialistischen Gesellschaft auf diesem Weg.
Die Lassalleaner applaudieren auch, als Bismarck (in seiner Rolle als Bonapartist – als Vermittler zwischen den widerstreitenden Klassen) schrittweise das allgemeine Wahlrecht einführt. Obwohl Marx und Engels schon früh für demokratische Reformen und das allgemeine Wahlrecht eintraten, machen sie sich über diese unkritische Haltung gegenüber Bismarcks „bonapartistischer Halbdiktatur“ lustig.54 Zum allgemeinen Stimmrecht vertritt Engels die Haltung, dass es als „Gradmesser der Reife der Arbeiterklasse“55 zu sehen sei und das Parlament als „eine Tribüne“ – mehr jedoch nicht. Weder ist der Sozialismus durch die Parlamente zu erreichen, noch – so betonte es Engels 1895 – ist allein der militärisch gut organisierte Putsch „von kleinen bewußten Minoritäten an der Spitze bewußtloser Massen“ in der modernen Zeit von Erfolg gekrönt.56
Die wichtigste theoretische Auseinandersetzung mit den Lassalleanern findet sich in der von Marx 1875 verfasste Kritik des Gothaer Programms.
Strömungen und Spaltungen in der Arbeiterbewegung
Seit jeher waren die politischen Programme der verschiedenen Strömungen der Arbeiterbewegung Ausdruck der in ihnen konzentrierten Klasseninteressen. Marx und Engels führten sowohl einen entschiedenen Kampf gegen die Vertreter des utopischen Sozialismus der Vergangenheit wie auch des Anarchismus, die sich meist auf prä-kapitalistische und kleinbürgerliche Gesellschaftsklassen, auf bäuerliche Elemente und Vertreter des Handwerks stützten. Doch auch gegenüber den „fortschrittlichen Demokraten“ der bürgerlichen Mittelschicht57 und gegenüber dem Reformismus der Lassalleaner traten Marx und Engels deutlich distanziert auf.
Ihnen allen gegenüber vertraten Marx und Engels von früh an die revolutionär-proletarische Linie. Schon als Marx noch am Leben ist, greift auch Engels in die internationalen Belange der Ersten Internationale ein und verteidigt die Sache der revolutionären Arbeiter. Im Zuge einer Spaltung in der amerikanischen Internationale im Jahr 1872 wendet sich Engels gegen Victoria Woodhull und Tenni Clafin, „zwei amerikanische Bourgeoisweiber“, „Schwestern, Millionärinnen, Predigerinnen der Frauenemanzipation und besonders der „freien Liebe““. Unter ihnen wurden, so Engels, „[d]ie Arbeiter [...] in den Hintergrund gedrängt, der Sieg der beiden spekulierenden Schwestern erschien gewiß.“58
Marx und Engels setzten sich in den Arbeiterparteien gezielt für eine proletarische Zusammensetzung und ein proletarisches Programm ein. 1879 veröffentlichten drei Vertreter des Rechtsopportunismus im Züricher Jahrbuch für Sozialwissenschaft und Socialpolitik einen Artikel, in dem sie behaupten, die deutsche Partei habe sich zu Unrecht als Arbeiterpartei dargestellt, sie hätte sich unnötige Angriffe der Bourgeoisie durch ihr revolutionäres Auftreten zugezogen und sei durch dieses undiplomatische Verhalten verantwortlich für den Erlass des Sozialistengesetzes. Marx und Engels verfassen dagegen einen Brandbrief an die Führer der deutschen Sozialdemokratie – Bebel, Liebknecht, Bracke und einige andere – in dem sie schreiben:
„Es ist eine im Gang der Entwicklung begründete, unvermeidliche Erscheinung, daß auch Leute aus der bisher herrschenden Klasse sich dem kämpfenden Proletariat anschließen und ihm Bildungsele-mente zuführen. [...] Wenn solche Leute aus andern Klassen sich der proletarischen Bewegung anschließen, so ist die erste Forderung, daß sie keine Reste von bürgerlichen, kleinbürgerlichen etc. Vorurteilen mitbringen, sondern sich die proletarische Anschauungsweise unumwunden aneignen. [...] In einem so kleinbürgerlichen Land wie Deutschland haben diese Vorstellungen sicher ihre Berechtigung. Aber nur außerhalb der sozialdemokratischen Arbeiterpartei. Wenn die Herren sich als sozialdemokratische Kleinbürgerpartei konstituieren, so sind sie in ihrem vollen Recht; man könnte mit ihnen verhandeln, je nach Umständen Kartell schließen etc. Aber in einer Arbeiterpartei sind sie ein fälschendes Element. [...] Wir haben bei der Gründung der Internationalen ausdrücklich den Schlachtruf formuliert: Die Befreiung der Arbeiterklasse muß das Werk der Arbeiterklasse selbst sein. Wir können also nicht zusammengehn mit Leuten, die es offen aussprechen, daß die Arbeiter zu ungebildet sind, sich selbst zu befreien [...].“59
In einem Brief an Johann Philipp Becker richtet sich Engels am 8. September 1879 gegen „die philanthropischen Groß- und Kleinbürger, Studenten und Doktoren, die sich in die deutsche Partei eindrängen und den Klassenkampf des Proletariats gegen seine Unterdrücker in eine allgemeine Menschenverbrüderungsanstalt verwässern wollen“.60
Popularisierung des Marxismus
Über sein gesamtes Leben hinweg war es eine der größten Leistungen Engels‘, dass er den Marxismus verständlich erklärt, ihn zu einer ganzheitlichen Weltanschauung geformt und als Organisator der Herausgabe des Marx-Nachlasses gewirkt hat. Ein wichtiger Schritt bei der Ausformulierung des wissenschaftlichen Kommunismus war seine Herausgabe einer als Anti-Dühring 1878 in Buchform veröffentlichten Artikelreihe, um deren Abfassung ihn Wilhelm Liebknecht gebeten hatte. Engels wandte sich darin gegen die antimarxistischen Thesen des Berliner Privatdozenten Eugen Dühring. Im Anti-Dühring konkretisiert Engels auch eine Reihe wissenschaftlicher Fragen des Übergangs in den Sozialismus, die auch heute noch unter anderem für die Frage der Wirkung des Wertgesetzes in der nachkapitalistischen Übergangsgesellschaft und des Charakters der Sowjetunion von großer Bedeutung sind.
Etliche Vertreter der modernen Marxrevision haben versucht, Marx und Engels zu trockenen Stu-benhockern und Gelehrten zu erklären, und spätere Vorkämpfer des Proletariats wie W. I. Lenin in Abgrenzung zu ihnen zu blutrünstigen Gewaltfanatikern zu stilisieren. Gerade auch Engels’ Schriften sind geeignet, ihnen diesen Zahn zu ziehen.
Schon im Anti-Dühring bezieht sich Engels positiv auf einen Absatz in Marx‘ Kapital, in dem dieser von der Gewalt als der „Geburtshelferin jeder alten Gesellschaft“ spricht, „die mit einer neuen schwanger geht“61. Noch kurz vor seinem Tod, 1895, bittet der Parteivorstand der SPD Engels Streichungen in seiner Einleitung zur wiederaufgelegten Schrift Die Klassenkämpfe in Frankreich von Marx vorzunehmen, da der SPD erneute Illegalisierung drohte. Er setzt sich darin mit den Problematiken des Barrikadenkampfs in den Zeiten breiter Boulevards und moderner Militärtechnik auseinander und beschäftigt sich besonders mit der Frage der Taktik gewaltsamer Aufstände nach einem reaktionären Staatsstreich.62 Auch die Planwirtschaft63 und das Absterben des Staates64 wird in Engels’ Schriften – ebenso wie in den Werken von Marx – bereits ausgeführt. Darüber hinaus gibt sich Engels in Abgrenzung zum reformistischen Sozialismus sehr bewusst den Titel des Kommunisten und schreibt darüber 1894 – elf Jahre nach Marx‘ Tod:
„Man wird bemerken, daß in allen diesen Aufsätzen und namentlich in diesem letztern ich mich durchweg nicht einen Sozialdemokraten nenne, sondern einen Kommunisten. Dies, weil damals in verschiednen Ländern Leute sich Sozialdemokraten nannten, die keineswegs die Übernahme sämtli-cher Produktionsmittel durch die Gesellschaft auf ihre Fahne geschrieben hatten. [...] Für Marx und mich war es daher rein unmöglich, zur Bezeichnung unseres speziellen Standpunkts einen Ausdruck von solcher Dehnbarkeit zu wählen“.65
Engels als Herausgeber des Kapitals
Eine weitere wichtige Tätigkeit von Engels bei der Überlieferung des Marxismus als revolutionäre Weltanschauung war seine Rolle nach Marx‘ Tod 1883. Er nimmt dessen Position als wichtigster Ratgeber der internationalen Arbeiterbewegung ein und legt seine eigenen schriftstellerischen Werke – besonders die Dialektik der Natur – zur Seite, um sich ganz der Herausgabe des zweiten und dritten Bandes des Kapitals zu widmen, die er 1885 und 1894 herausgibt. Darüber hinaus veröffentlicht Engels 1888 auch die Thesen über Feuerbach aus dem Nachlass von Karl Marx.
Als Engels absehen konnte, dass seine Lebenszeit nicht ausreichen würde, um auch den sog. „vierten Band des Kapital“ – die Theorien über den Mehrwert – herauszugeben, wies er Bernstein und Kautsky in die Entzifferung der Marx’schen Handschrift und die Editionsarbeit ein.66
Ohne Engels – so viel ist deutlich – hätte es Marx‘ Werk weder in seiner Qualität, noch in seinem Umfang je gegeben. Dabei nahm Engels bei der Herausgabe des Kapitals nicht nur die sinnhafte Zusammenstellung der Marx‘schen Manuskripte vor, sondern steuerte ihnen auch Aktualisierungen aus der Zeit nach Marx‘ Tod bei, unter anderem zur Entstehung von Kartellen und Monopolen67 und der Rolle der Börse.68
Perspektiven Ende des 19. Jahrhunderts: Der Imperialismus
Viele Entwicklungen des Kapitalismus konnten Marx und Engels bereits erahnen; manche von ihnen, wie Marx Ausführungen zum Aufkommen von Überakkumulationskrisen, antizipieren auch für heute wichtige ökonomische Entwicklungen. In den Jahren 1888/89, kurz vor seinem Tod, legt Engels in großer Präzision seine Perspektiven für die Möglichkeit eines Weltkriegs auf dem neusten Stand der Technik dar.69 In seiner Schrift Soziales aus Russland von 1894 setzt er sich mit der Möglichkeit einer proletarischen Revolution in Russland auseinander.70
Allgemein haben Marx und Engels mit ihrem Lebenswerk die Werkzeuge geliefert, um zu verstehen was in der bürgerlichen Epoche zukünftig geschieht: Zu Beginn des 20. Jahrhunderts zeigt der Kapitalismus Symptome massiver Überakkumulation auf. 1913 ist der Höhepunkt einer Entwicklung erreicht, bei der die Kapitaleinkünfte im Verhältnis zur Lohnentwicklung immer weiter wachsen. Es entsteht – wie er auch in der heutigen Wirtschaft zum Vorschein kommt – ein riesiger Überhang von angehäuftem Kapital, das nicht mehr produktiv investiert werden kann.71 Diese Entwicklung treibt das Wettrüsten und die beiden Weltkriege an: das Kapital steckt in der Krise und ist auf der Jagd um den Erdball nach neuen Investitionsmöglichkeiten.
Noch vor dem Ersten Weltkrieg und darüber hinaus beschäftigen sich etliche Marxisten detaillierter mit dem Phänomen der Überakkumulation: 1910 veröffentlicht Rudolf Hilferding Das Finanzkapital, 1913 erscheint Rosa Luxemburgs Die Akkumulation des Kapitals, Nikolai Bucharins Imperialismus und Weltwirtschaft wird Ende 1917 veröffentlicht – nachdem in der Mitte des Jahres auch Lenins Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus das erste Mal auf Russisch als Broschüre in Petrograd erscheint. Anknüpfend an Marx und Engels untersucht Lenin das imperialistische Stadium des Kapitalismus – die Entstehung mächtiger Monopole, die Verschmelzung von Bank- und Industriekapital und die imperialistischen Beherrschung der Welt und der arbeitenden Klasse durch diese Monopole, die durch die Institutionen des bürgerlichen Staats vollzogen wird.
Entwicklung der Klassenkräfte
Gerade auch Lenin setzt sich in seinen Ausführungen mit den Entwicklungen der Klassenkräfte im modernen Imperialismus auseinander. Schon Engels hat sich mit der Entwicklung einer Arbeiteraris-tokratie beschäftigt. Im Aufsatz England 1845 und 1885 aus dem Jahr 1885 schreibt er:
„Die Wahrheit ist diese: Solange Englands Industriemonopol dauerte, hat die englische Arbeiterklasse bis zu einem gewissen Grad teilgenommen an den Vorteilen dieses Monopols. Diese Vorteile wurden sehr ungleich unter sie verteilt; die privilegierte Minderheit sackte den größten Teil ein, aber selbst die große Masse hatte wenigstens dann und wann vorübergehend ihr Teil. Und das ist der Grund, warum seit dem Aussterben des Owenismus es in England keinen Sozialismus gegeben hat.“72
Die massive Vernichtung von Überkapazitäten in den beiden Weltkriegen und der Ausbau des Sozialstaats in der Systemkonkurrenz mit der Sowjetunion ermöglichten den Aufbau einer bessergestellten „lohnabhängigen Mittelschicht“; es wurden außerdem aktiv institutionelle Wege geschaffen und Ideologien gefördert, die eine politische und institutionelle Einbindung zumindest augenscheinlich verwirklichen sollten: Der Parlamentarismus, der Übergang der SPD zur „Volkspartei“ in Godesberg, die gewerkschaftliche Sozialpartnerschaft, die Verbreitung des ideologischen Pluralismus anstelle des Klassenwiderspruchs,73...
„Neue Marx-Lektüre“ und Co.: Moderne Marxrevision
„Diese Wissenschaft galt mit ihrer Kritik an den gesellschaftlichen Zuständen als Ausweis von Pluralismus und Freiheit – soweit die Kritik von nichtkommunistischen Positionen aus erfolgte.“74
Die Neuformierung der Linken nach Ende des Zweiten Weltkriegs war der Ausgangspunkt für neue Vorstöße des Revisionismus. Dieser diente als ideologisches Mittel der Zähmung der politischen Linken und damit der Sicherung des Fortbestehens der kapitalistischen Herrschaft in der BRD nach dem deutschen Faschismus und ist – anders als der Marxismus – bis heute an den Instituten für Politik- und Sozialwissenschaften bürgerlicher Universitäten weit verbreitet.
Zur Vereinfachung sollen hier – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – vier Kernelemente des Revisionismus genannt werden, die sich bei allen „Denkern“ der universitären Abkehr vom Marxismus finden:
1. Revision der dialektisch-materialistischen Weltsicht: künstliche Loslösung des Marxismus von der Dialektik, Ablehnung der Dialektik, Restauration des Idealismus
2. Falsche „Trennung“ zwischen der marxistischen Theorie und Philosophie von ihrer revolutionären Auslegung: Verklärung des Marxismus zum „Überdeterminismus“ bzw. künstliche Trennung zwischen dem „Philosophen und Theoretiker“ Marx und seinem „revolutionären Gefolge“ – wie einem „Engelsismus“ oder den russischen Bolschewisten
3. Loslösung von Klassen- und Hinwendung zu Partikularfragen: Ersetzung der Klassen- mit der Geschlechterfrage, Hinwendung zum Persönlichen gegenüber strukturellen- und Klassenfragen,...
4. Abwendung von der Arbeiterklasse als Trägerschicht der Revolution: „Einführung“ bzw. Wiederaufwärmen primitiver „Volksbündnisse“ als revolutionäres Subjekt; die „Entdeckung“ „regressiver“ Charakterzüge der Arbeiterschaft (Autoritarismus, Warenfetisch,...)
Damit verkörpert die moderne Marxrevision gegenüber dem Marxismus den bürgerlichen Rückschritt. Sie trägt die individualistische Herangehensweise des Bürgertums in sich und dient der Reproduktion der existierenden Machtverhältnisse zwischen den Klassen.
„Er will die Synthese sein, und er ist ein zusammengesetzter Irrtum“75, Marx über Proudhon
Die Grundlage neuer „linker“ Theorien, die sich angeblich auf Marx stützen aber in Wirklichkeit sein Gegenteil sind bildet üblicherweise eine radikale Abkehr von der marxistischen Methodik: von Dialektik und Materialismus. Das findet sich sowohl bei der Frankfurter Schule, als auch bei den französischen Philosophen wieder – gemeint sind an dieser Stelle Althusser, Deleuze, Foucault und andere. Gerade letzterer geht in seiner Hinwendung zum bürgerlichen Idealismus und Irrationalismus so weit, dass er selbst die einfachste materialistische Einsicht ablehnt und bei unbegrenzter Esoterik landet. Manch andere – wie die antimarxistischen Grabschänder Hardt und Negri – landen beim altbekannten Proudhonismus – einem unwissenschaftlichen Klassenbegriff und letztlich einer abstrakt-utopistischen Revolutionstheorie, wenn man es überhaupt als solche bezeichnen kann.
Doch auch unter Einigen, die sich heute noch expliziter auf den Marxismus beziehen als die genannten Theoretiker – vor allem den Vertretern der Neuen Marx-Lektüre – haben sich revisionistische Ansätze und Theorien ausgebreitet. Besonders hat sich der deutsche Politikwissenschaftler Michael Heinrich als Wasserträger des Anti-Marxismus hervorgetan. In seinem bekannten Erklärband zum Marxismus aus der theorie.org-Reihe will Heinrich die marxistische Wirtschaftstheorie – die er noch dazu völlig falsch widergibt76 – gänzlich von ihrem praktischen, revolutionären Inhalt trennen. Ansätze demokratisch-zentralistischer Arbeiterparteien nach Lenin verwirft er als gescheitert77 und benennt als Ziel die Überwindung des „Arbeiterbewegungs-Marxismus“. Arbeiterinnen und Arbeiter erklärt Heinrich zu verblendeten Objekten, die nicht in der Lage seien, den „Warenfetisch“ und das Lohnverhältnis zu durchschauen und damit die kapitalistische Klassenherrschaft an sich in Frage zu stellen. Er macht den Sozialismus damit wieder zu dem, was Engels noch als „Vorstellung dieses oder jenes Stubenhockers von Recht und Unrecht“78 bezeichnete.
Noch deutlicher entstellt den Marxismus dann Heinrichs Schüler Ingo Elbe, der selbst an mehreren Universitäten Lehraufträge hält und dort seinen Anteil an der Ausbildung „antideutscher“ Jungkader leistet. Auch Elbe konzentriert sich – vergleichbar schon mit Horkheimer und den oben genannten französischen Philosophen – auf einen Angriff gegen den „historischen Determinismus“ (gemeint ist an dieser Stelle die revolutionäre Zielvorstellung) des Marxismus, führt Horkheimers historischen Feldzug gegen Habermas weiter und ist heute ein wichtiger Vertreter der in den 1960er-Jahren in der BRD entstandenen Neuen Marx-Lektüre.
Vorwärts zu Marx und Engels!
Mit der Abwendung von einem revolutionären Programm und von der Arbeiterschaft als revolutionärem Subjekt will der moderne Revisionismus den Marxismus seines wissenschaftlichen und revolutionären Gehalts entledigen – „Sozialismus“ und „Kommunismus“ verkommen unter den Theoretikern der poststrukturalistischen Linken und der Neuen Marx-Lektüre wieder zu Utopien. Damit waren ihnen Marx und Engels vor über hundert Jahren weit voraus. Ihre Theorie war revolutionär, weil sie keine Utopie und kein schöngeistiges Gedankengebilde war, sondern die Waffe für einen revolutionären Kampf unter den realen, materiellen Bedingungen.
Gerade deshalb hat sich nichts an der Bedeutung des Lebenswerks von Marx und Engels als bis heute fortschrittlichste Denker der Menschheit geändert: die Verteidigung des Marxismus bleibt eine revolutionäre Tat, bleibt Aufgabe der Stunde und kann auch heute nicht primär durch privilegierte Schichten in ökonomischer Abhängigkeit von universitären Lehrstühlen geleistet werden, sondern muss sich auf die kämpfende Arbeiterklasse stützen.
Der ideologische Kampf gegen Gegner des Marxismus aus Groß- und Kleinbürgertum ist längst nicht vorbei.
(1) Das Freikorps untersteht August Willich, ehemaliger preußischer Leutnant, der Mitglied des Bundes der Kommunisten war, darin später eine voluntaristisch-putschistische Minderheitsfraktion gegen Marx und Engels anführte und zuletzt im US-amerikanischen Sezessionskrieg auf der Seite der Nordstaaten kämpfte.
(2) In: Manfred Kliem: „Ich erinnere mich gern... Zeitgenossen über Friedrich Engels“, Frankfurt am Main 1970: Verlag Marxistische Blätter, S. 91.
(3) Ebd. S.83
(4) Siehe F. Engels: „Herrn Eugen Dührings Umwälzung der Wissenschaft“, In: Marx/Engels: Werke, Bd. 20, S. 248ff.
(5) W. I. Lenin: „Friedrich Engels“. In: W. I. Lenin: Werke, Bd. 2, S. 5.
(6) Über ihn schrieb Engels 1850, dass er „als Repräsentant der ganz außer dem bisherigen offiziellen Gesellschaftsverband stehenden Klasse, der Anfänge des Proletariats, zur Vorahnung des Kommunismus getrieben wurde“. F. Engels: „Der deutsche Bauernkrieg“, In: Marx/Engels: Werke, Bd. 7, S. 392.
(7) F. Engels: „Herrn Eugen Dührings Umwälzung der Wissenschaft“, In: Marx/Engels: Werke, Bd. 20, S. 247ff.
(8) Ebd. S. 240ff.
(9) Ebd. S.147
(10) F. Engel: „Briefe aus dem Wuppertal“, in: Marx/Engels: Werke, Bd. 1, S. 419.
Über Calvinismus und Luthertum schreibt Franz Mehring später auch: „Sie trugen alle noch die religiöse Färbung, waren aber unter ihrer kirchlichen Form ökonomisch-politische Organisationen. Alle drei [gemeint sind Jesuitismus, Calvinismus und Luthertum, Anm.d.A.] entsprangen, trotz aller dogmatisch-religiöser Gegensätze, einem gemeinsamen Boden; sie unterschieden sich von der feudal-mittelalterlichen Kirche, wie die feudalistische von der kapitalistischen Produktionsweise. [...] War das Papsttum zu einem Mittel und Werkzeug der großen modernen Monarchien geworden, die sich aus den Bedürfnissen der kapitalistischen Produktionsweise entwickelt hatten, so mußte es auf kapitalistische Füße gestellt werden, um ein wirksames Mittel und Werkzeug der Herrschaft zu sein [...].“ F. Mehring: „Historische Aufsätze zur preussisch-deutschen Geschichte“, Berlin 1946: Verlag JHW Dietz Nachf., S. 21ff.
(11) Engels an Marx, 17. März 1845, In: Marx/Engels: Werke, Bd. 27, S. 26.
(12) In: Marx/Engels: Werke, Bd. 1, S. 418ff.
(13) F. Engels: „Anti-Schelling“, In: Marx/Engels: Werke, Bd. 41, S. 177.
(14) Noch in seiner „Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie“ von 1843 präsentiert er sich als politischer Philosoph, der für die „wahre Demokratie“ und das allgemeine Wahlrecht eintritt.
(15) Marx/Engels: Werke. Bd. 1, S. 109-147.
(16) Gustav Mayer: Friedrich Engels. Eine Biographie. 2. Auflage. Den Haag 1934, S. 118.
(17) Marx/Engels: Werke. Bd. 2, S. 504ff.
(18) Marx/Engels: Werke, Bd. 2, S. 595.
(19) Karl Radek: „Einheit oder Spaltung der Partei“, In: In den Reihen der deutschen Revolution 1909-1919, Hamburg 1921, S. 306-338.
(20) In: Marx/Engels: Werke, Bd. 2, S. 507ff.
(21) In: Manfred Kliem: „Ich erinnere mich gern... Zeitgenossen über Friedrich Engels“, Frankfurt am Main 1970: Verlag Marxistische Blätter, S. 118.
(22) Marx im Zuge des Verfassens der „Kritik der Hegelschen Rechtsphilisophie, (siehe dazu: Marx/Engels: Werke, Bd. 1, S. XIII und Bd. 13, S. 8) ; Engels in seinen Artikeln für die „Deutsch-Französischen Jahrbücher“ und weiteren Artikeln, bspw. „Die innern Krisen“ aus dem Jahr 1842 (Marx/Engels: Werke, Bd. 1 S. 456ff.)
(23) Marx/Engels: Werke, Bd. 40, S. 465ff.
(24) Marx/Engels: Werke, Bd. 1, S. 499-524.
(25) Marx/Engels: Werke, Bd. 4, S. 361.
(26) In: Manfred Kliem: „Ich erinnere mich gern... Zeitgenossen über Friedrich Engels“, Frankfurt am Main 1970: Verlag Marxistische Blätter, S. 143.
(27) Ebd.
(28) Marx/Engels: Werke, Bd. 37, S. 436ff.; F. Engels: „Herrn Eugen Dührings Umwälzung der Wissenschaft“, In: Marx/Engels: Werke, Bd. 20, S. 248.
(29) In: Manfred Kliem: „Ich erinnere mich gern... Zeitgenossen über Friedrich Engels“, Frankfurt am Main 1970: Verlag Marxistische Blätter, S. 60.
(30) Ebd. S. 151
(31) Marx/Engels: Werke, Bd. 30, S. 418.
(32) F. Engels: „Zur Geschichte des Bundes der Kommunisten“, In: Marx/Engels: Werke, Bd. 21, S. 206-224.
(33) Marx/Engels: Werke, Bd. 4, S. 361-380.
(34) Marx/Engels: Werke, Bd. 5, S. 3-5.
(35) Siehe z. B. Marx/Engels: Werke, Bd. 6, S. 507ff.
Zwischen Januar und Mai 1849 schrieb Engels über 100 Beiträge zur militärischen Auseinandersetzung zwischen den Habsburgern und Ungarn für die NRhZ. Die meisten dieser Artikel wurden im 1959 erschienenen MEW-Band 6 nicht veröffentlicht, weil sie durch ihre scharfe Haltung gegen das zaristische Russland den politischen Erwägungen der stalinistischen Herausgeber widersprachen. Erst 1976 erschien in Moskau Band 43 der zweiten russischen Marx-Engels-Werkausgabe, der 93 dieser Artikel erstmals veröffentlichte. Auf Deutsch sind sie in ihrer Mehrheit bis heute nicht zugänglich und werden erst zukünftig in Band I/9 der zweiten Marx-Engels-Gesamtausgabe (MEGA²) erscheinen.
(36) Marx/Engels: Werke, Bd. 8, S.135.
(37) S. dazu: Albert Soboul: „Die Große Französische Revolution“, Frankfurt a. M. 1973, S. 223ff.
(38) Siehe K. Marx: „Der Gesetzentwurf über die Aufhebung der Feudallasten“, In: Marx/Engels: Werke, Bd. 5, S. 278-283.
(39) Marx/Engels: Werke, Bd. 5, S. 79.
(40) Marx/Engels: Werke, Bd. 6, S. 491.
(41) D. Rjazanov: „Marx und Engels nicht nur für Anfänger“, Berlin 1976, S. 80.
(42) Ebd. S. 81.
(43) Marx/Engels: Werke, Bd. 7, S. 151ff.
(44) Marx/Engels: Werke, Bd. 7, S. 327-413.
(45) Ebd. S. 247ff.
(46) Eleanor Marx-Aveling, in: Manfred Kliem: „Ich erinnere mich gern... Zeitgenossen über Friedrich Engels“, Frankfurt am Main 1970: Verlag Marxistische Blätter, S. 114.
(47) Vgl. Marx/Engels: Werke, Bd. 13, S. 225-268 und S. 571-612 sowie Bd. 16, S. 37-78.
(48) Marx/Engels: Werke, Bd. 17, S. 9-264.
(49) Eleanor Marx-Aveling, in: Manfred Kliem: „Ich erinnere mich gern... Zeitgenossen über Friedrich Engels“, Frankfurt am Main 1970: Verlag Marxistische Blätter, S. 114.
(50) F. Engels: „Herrn Eugen Dührings Umwälzung der Wissenschaft“, In: Marx/Engels: Werke, Bd. 20, S. 159.
(51) David Rjazanov: „Marx und Engels. Nicht nur für AnfängerInnen“, Berlin 2017, S. 153.
(52) Marx spricht gar von den „Schweinehunde[n] unter den Trade Unionists“, denen Marx und Engels Forderungen zu weit gingen (in: Marx/Engels: Werke, Bd. 31, S. 342).
(53) Marx/Engels: Werke, Bd. 18, S. XIII.
(54) Marx/Engels: Werke, Bd. 31, S. 208.
(55) F. Engels: Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staates, in: Marx/Engels: Werke, Bd. 21, S. 168.
(56) F. Engels: „Einleitung zu Marx‘ „Klassenkämpfe in Frankreich“, in: Marx/Engels: Werke, Bd. 22, S. 523.
(57) Siehe hierzu bspw. F. Engels: „Notwendige und überflüssige Gesellschaftsklassen“, in: Marx/Engels: Werke, Bd. 19, S. 287-290.
(58) F. Engels: „Die Internationale in Amerika“, in: Marx/Engels: Werke, Bd. 18, S. 97ff.
(59) Marx/Engels: Werke, Bd. 34, S. 407ff.
(60) Ebd. S. 390ff.
(61) F. Engels: „Herrn Eugen Dührings Umwälzung der Wissenschaft“, In: Marx/Engels: Werke, Bd. 20, S. 171.
(62) F. Engels: „Einleitung zu Marx‘ „Klassenkämpfe in Frankreich“, in: Marx/Engels: Werke, Bd. 22, S. 521ff.
(63) Siehe F. Engels: „Grundsätze des Kommunismus“, in: Marx/Engels: Werke, Bd. 4, S. 375 und F. Engels: „Herrn Eugen Dührings Umwälzung der Wissenschaft“, In: Marx/Engels: Werke, Bd. 20, S. 255.
(64) F. Engels: „Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staates“, in: Marx/Engels: Werke, Bd. 21, S.224.
(65) Marx/Engels: Werke, Bd. 22, S. 417.
(66) Marx/Engels: Werke, Bd. 37, S. 143ff.
(67) K. Marx: „Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Dritter Band“, in: Marx/Engels: Werke, Bd. 25, S. 453ff.
(68) Ebd. S. 917ff.
(69) Engels an Paul Lafargue, in: Marx/Engels: Werke, Bd. 37, S.171.
(70) Marx/Engels: Werke, Bd. 18, S.668.
(71) G. Fülberth: „Piketty: Verteilungsgeschichte des 21. Jahrhunderts“. Online unter: http://zeitschrift-marxistische-erneuerung.de/article/1272.piketty-verteilungsgeschichte-des-20-jahrhunderts.html
(72) Marx/Engels: Werke, Bd. 21, S. 196ff.
(73) Ernst Fraenkel: Strukturanalyse der modernen Demokratie, in: Aus Politik und Zeitgeschichte (APuZ), 1969, H. 49, S. 23.
(74) Mario Keßler: „Ossip K. Flechtheim. Politischer Wissenschaftler und Zukunftsdenker”. Köln/Weimar 2007: S. 101.
(75) Marx/Engels: Werke, Bd. 4, S. 144.
(76) Wolfram Klein: „Zur Schrift von Michael Heinrich: „Wie das Marxsche Kapital lesen?““, Berlin 2010.
(77) Michael Heinrich: „Wie das Marxsche Kapital lesen?“, Stuttgart 2009, S. 11.
(78) s. o.