Gemäß einem Bericht vom 8. Januar[1]  hat die Kommunistische Organisation am vergangenen Wochenende ihren außerordentlichen Kongress mit großem Erfolg und einem erfreulichen Ergebnis durchgeführt.

Wir haben den tiefen Fraktionskampf verfolgt, der die Kommunistische Organisation – Nachfolgeorganisation einer Linksabspaltung der DKP aus dem Jahr 2017 – in den vergangenen Monaten erfasst hat, und einen Brief an die Organisation verfasst.[2] Im Dezember kam es nun zu einem Versuch einer Minderheit der Organisation, die Website unter ihre alleinige Kontrolle zu bringen, und führende Mitglieder der Kommunistischen Organisation mit Ausschlüssen zu bedrohen.

Wir sind solidarisch mit dem Flügel der Kommunistischen Organisation, der in den vergangenen Monaten das Programm des revolutionären Internationalismus gegen den revisionistischen Flügel verteidigt hat, und sagen ausdrücklich, dass die Neubildung der KO auf revolutionär-marxistischer Grundlage aus dem Rahmen der alten Organisation ein Schritt nach vorne ist.

Die Kommunistische Organisation (KO) gehört zu einer von vielen revolutionären Organisationen, die im Nachklang der Krise von 2008 Spaltungsprozesse durchlaufen hat. Am Anfang stand die Abspaltung von der stalinistischen DKP aus (aus unserer Sicht) drei zentralen Beweggründen:

  1. Die Ablehnung eines opportunistischen Aufbauprinzips, das die Prinzipien des politischen demokratischen Zentralismus hinter sich gelassen hat.
  2. Die Kritik an Kernelementen der Ideologie der DKP, wonach der Kapitalismus nicht länger in einer unmittelbaren, revolutionär-sozialistischen Umwälzung überwunden werden, sondern durch eine Etappe der sogenannten „antimonopolistischen Demokratie“ (unter Kooperation mit sogenannten „fortschrittlichen Elementen“ der Bourgeoisie) ersetzt werden sollte[3] – also im Kern einer reformistischen Grundvorstellung.
  3. Die Wiedereroberung eines revolutionären Internationalismus, der die Vorstellung ablehnt, die USA sei der alleinige imperialistische Weltherrscher, und die russische und chinesische Bourgeoisie in ihren Vorstößen ihr gegenüber zu unterstützen (also de facto der Versuch, das russische und chinesische Proletariat ebenso wie die Arbeiter- und Bauernschaft in durch den russischen und chinesischen Imperialismus ausgebeuteten Nationen an ihre Herrscher zu ketten), und sich stattdessen auf das revolutionäre Programm von Marx, Engels und Lenin beruft.

Die Spaltung der KO wurde durch den russischen Einmarsch in der Ukraine am 24. Februar vergangenen Jahres losgetreten, es geht dabei aber um alle genannten Kernelemente eines revolutionären Programms, das von einem Flügel der Organisation in einem Rückfall auf die revisionistischen Positionen der DKP abgelehnt wird.

Auch wenn wir theoretische Differenzen auch mit dem revolutionären Flügel  der KO haben, erkennen wir – anders als andere Organisationen, die sich als „trotzkistisch“ bezeichnen – eindeutig den Unterschied zwischen ihrem Programm und dem der Revisionisten.

Das System des Imperialismus ist nach Lenin viel mehr, als die Vorherrschaft einer einzigen Großmacht, wobei – so vertritt es der revisionistische Flügel der KO – alle anderen Bourgeoisien (die russische, die chinesische,…) durch das Proletariat unterstützt werden sollen. Es ist ein dynamisches System, das nur durch den konsequentesten Klassenkampf in allen kapitalistischen Ländern gestürzt werden kann. Nur mit einer Organisation, die dieses revolutionäre Programm verteidigt und nach den Prinzipien des Leninismus aufgebaut ist, kann eine Revolution zum Sieg geführt werden.

Weder die Abspaltung der KO von der reformistischen DKP, noch ihr derzeitiger Fraktionskampf ist aus unserer Sicht verwunderlich. Die Krise von 2008 hat die Klassenverhältnisse des weltweiten Kapitalismus auf den Kopf gestellt, und die Frage von Revolution und Konterrevolution auf einem höheren Niveau aufgeworfen. Die Krise von 2021 hat den Prozess vertieft.

Wie viele andere, besonders in der Jugend, hat sich die KO auf die Suche nach einem revolutionären Weg gemacht, auf dem wir uns ihr verbunden fühlen.

Wir müssen aus den Auseinandersetzungen lernen, die nun die Kommunistische Organisation erfasst haben. Es wäre ein Fehler, die Bedeutung dieser Ereignisse nicht zu verstehen, und sie als persönliche Schwächen oder zufällige Episoden abzutun.

Wie es Karl Radek in „Einheit oder Spaltung der Partei“ schrieb, lagen überall, „wo die sozialistische Arbeiterbewegung sich spaltete […] den ideologischen Gegensätzen, um die äußerlich gekämpft wurde, soziale Gegensätze zugrunde. […] Je größer die Aufgaben, je größer die Hindernisse, je größer der Druck, desto größer müssen unsere Anstrengungen sein, und aus desto härterem Stahl werden die Waffen sein, die wir schmieden.“

Um den Grundstein zum Aufbau einer revolutionären Partei zu legen, brauchen wir keine  akademischen Diskussionszirkel, die stets nur Fragen und konträre Thesen aufwerfen, aber keine Antworten geben, sondern ein revolutionäres Programm, das in der Praxis geprüft und geschärft wird.

[1] https://kommunistische.org/stellungnahmen/der-kongress-hat-getagt-die-ko-bleibt-internationalistisch-und-marxistisch/

[2] Brief an die Kommunistische Organisation

[3] Zu den Fehlern einer ähnlichen Form der „Etappentheorie“, wie sie in Chile in der Debatte um die Konstituierende Versammlung angewandt wurde, haben wir in den vergangenen Jahren unter anderem in folgenden Artikeln Stellung bezogen: https://offensiv.net/index.php/international/lateinamerika/die-chilenische-revolution-die-verfassunggebende-versammlung-und-der-kampf-fuer-den-sozialismus-fragen-der-marxistischen-taktik-und-politik

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