Durch die Stagnation der Wirtschaft versuchen die Reichen wieder zu sparen, wo es geht. Betriebe werden geschlossen und Stellen gestrichen.
Durch die Corona-Pandemie wurde dieser Effekt noch verschlimmert – sie ist aber nicht der Auslöser, wie wir immer betonen.
Besonders Jugendliche sehen einer unsicheren Zukunft entgegen
Immer mehr bekommen keinen Ausbildungsplatz. Menschen mit einem niedrigen Schulabschluss haben meist keine Chance, die Ausbildung ihrer Wahl anzufangen und werden zusammen mit Migranten in den Niedriglohnsektor gedrängt. Die Firmen wollen die Kosten für die Ausbildung auf den Staat abwälzen, bauen immer weiter Ausbildungsplätze ab, behaupten, die Nachfrage sei gesunken, und zeigen als Beweis die unbesetzten Ausbildungsstellen, die ein Leben in Armut versprechen. Besonders in Zeiten stagnierender Wirtschaft werden als Sparmaßnahme massiv Ausbildungsplätze gestrichen und auf den Staat als Ersatz gehofft. In der Zeit zwischen 2007 und 2013 ist die Zahl der Ausbildungsplätze um ungefähr 14,2 % gesunken, während die Anzahl der Plätze in den Nach-Krisen-Jahren wieder leicht angestiegen ist, aber nicht wieder das Niveau von 2007 erreicht hat. Mittlerweile bildet nur noch jeder fünfte Betrieb aus.
Auch jetzt, wo die Wirtschaft wieder stagniert, kann man diesen Trend sehen. Seit 2018 ist die Anzahl der Ausbildungsplätze um ungefähr 11,7 % gesunken, was pro Jahr eine mehr als doppelt so starke Abnahme wie in der letzten Krise ist und momentan lässt sich auch keine Anzeichen dafür sehen, dass sich die Wirtschaft bald erholt. Alleine zwischen Oktober 2016 und Juni 2020 sank die Zahl der ausgeschriebenen Stellen um 47.000 – fast 180.000 Schulabgänger standen so ohne Ausbildungsplatz da.
Um genug Ausbildungsplätze zu gewährleisten, fordern wir eine Abgabe an den Staat von 25.000 Euro pro nicht eingestelltem Azubi von allen Unternehmen, die weniger als 10 % ihrer Belegschaft an Ausbildungsplätzen zur Verfügung stellen. Dieses Geld soll dann in staatliche Ausbildungsplätze investiert werden.
Auch die finanzielle Lage bereitet Auszubildenden Probleme. Einige Menschen haben wegen Einkommenseinbußen aufgrund der Corona-Pandemie wirtschaftliche Hilfen bekommen, doch wie immer wurde vor allem denen gegeben, die viel haben und Menschen mit geringen Einkommen – wozu auch Auszubildende gehören – haben davon wenig bis nichts abbekommen.
Fast 60 % haben 2020 in einer Umfrage der DGB-Jugend angegeben, weniger gut oder gar nicht von ihrer Ausbildungsvergütung leben zu können. Oft müssen Azubis neben ihrer Vollzeit Ausbildung noch einen Nebenjob verrichten oder sich auf Verwandte verlassen. Viele Azubis haben so keine Chance sich eine eigene Wohnung zu leisten.
Besonders auch die steigenden Mieten verschlimmern den Effekt und drängen Azubis in die Randgebiete, beziehungsweise weit von ihren Ausbildungsbetrieb weg, und durch die langen Fahrtwege verkürzt sich die Zeit für Erholung zusätzlich.
Wir fordern die Enteignung der größten Mietkonzerne sowie einen massiven Ausbau von bezahlbaren Wohnraum. Zudem eine Mindestausbildungsvergütung von 1400 Netto, denn auch die 2020 eingeführte Mindestausbildungsvergütung ändert an der finanziellen Situation nichts. Von den 515€ im ersten Lehrjahr ist Leben nur schwer möglich – besonders in Großstädten. Zudem betrifft dieser Mindestwert auch nur Ausbildungsgruppen ohne Tarifverträge, dem Rest kann weiterhin weniger gezahlt werden.
Die Ausbildung soll auf die vielfältigen Aufgaben später im Job vorbereiten, doch oft tut sie dies nicht. Ungefähr 1/3 der Ausbildungsbetriebe hat keinen Ausbildungsplan und in vielen anderen Betrieben wird dieser nicht eingehalten. Stattdessen werden die Azubis oft als billige Arbeitskräfte missbraucht, müssen Überstunden leisten oder werden für ausbildungsfremde Tätigkeiten eingesetzt. So entstehen keine qualitativen Arbeitskräfte. Doch eine qualitative Ausbildung ist wichtig und auch ein Studium kann diese nicht ersetzen, da die praktischen Fertigkeiten gelernt werden müssen.
Um eine gute Ausbildung zu gewährleisten, muss sich diese in öffentlicher Hand befinden und demokratisch durch Gewerkschaften, Azubis und Lehrer geplant werden.
Das erreichen wir nicht durch Wahlen, denn keine Partei hat bisher grundlegend die Verhältnisse der Azubis verbessert, sondern nur im gemeinsamen Kampf von Angestellten und Azubis. Den Versuchen, die Azubis und Angestellten gegeneinander auszuspielen und bei den Tarifverhandlungen die Forderung der Azubis fallenzulassen, muss der gemeinsame Kampf entgegengesetzt werden. Deswegen ist es umso wichtiger, sich auch schon als Azubi gewerkschaftlich zu organisieren, Betriebsräte aufzubauen und gemeinsam zu Kämpfen. Nur gemeinsam ist der Kampf gegen das Kapital – für echte Demokratie und ein Ende der Ausbeutung – möglich.
Wir fordern:
• Deutliche Anhebung der Ausbildungsgehälter auf mindestens 1.200€ netto und garantierte Übernahme.
• Unternehmen, die weniger als 10% ihrer Belegschaft an Ausbildungsplätzen zur Verfügung stellen, sollen eine Abgabe von 25.000 € pro nicht eingestellten Azubi an den Staat zahlen, der davon Ausbildungsplätze im Öffentlichen Dienst schafft!
• Weg mit Hartz IV! Einführung eines sanktionsfreien Arbeitslosengeldes und einer Mindestrente von 750 € plus Warmmiete.
• Soziale Zentren in allen Orten und Stadtteilen, kostenlose Erholungsangebote für Kinder und Jugendliche aus finanzschwachen Familien!
• Für das Recht auf Arbeit, Gesundheit und Wohnen!
• Geplanter Ausbau der Wirtschaft unter demokratischer Verwaltung und nach den Bedürfnissen der arbeitenden Klasse!
• Schlüsselindustrien, Banken und Vorsorge verstaatlichen!